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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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um uns herum vorging, ständig an ihn denken musste und mich danach sehnte, ihn wiederzusehen.

  
      

Die vierte Juliwoche
      
    »Und man erzählte mir, dass es in Westminster keinen einzigen Arzt gibt und nur noch einen Apotheker, weil alle anderen gestorben sind.«

Aus der Dunkelheit in Doktor da Silvas Laden kam mir eine monströse Gestalt entgegen, die mich laut aufschreien ließ. Das Geschöpf war groß und eindrucksvoll. Es hatte den Kopf eines riesigen Raubvogels, kleine glänzende Augen und einen großen gebogenen Schnabel, und sein Atem ging rasselnd, als es schwerfällig auf mich zukam. Aus der Dunkelheit in Doktor da Silvas Laden kam mir eine monströse Gestalt entgegen, die mich laut aufschreien ließ. Das Geschöpf war groß und eindrucksvoll. Es hatte den Kopf eines riesigen Raubvogels, kleine glänzende Augen und einen großen gebogenen Schnabel, und sein Atem ging rasselnd, als es schwerfällig auf mich zukam.
    »Bleib weg!«, schrie ich. Ich wich zitternd zurück und tastete nach der Tür hinter mir, durch die ich gerade getreten war. Dabei versuchte ich mir Beschwörungsformeln ins Gedächtnis zu rufen, um ein solch unheimliches und böses Geschöpf zu vertreiben, aber in meiner Panik fielen mir keine ein.
    Dann hörte ich Schritte durch das Geschäft eilen, und Toms Stimme rief: »Es ist alles in Ordnung, Hannah! Es ist bloß Doktor da Silva.«
    Vor Schreck und Erleichterung brach ich in Tränen aus, und Tom legte seinen Arm um mich. »Es ist der Doktor in der Kluft, die er trägt, wenn er die Pestkranken besucht.«
    Schaudernd atmete ich auf und spähte durch meine Finger auf die Gestalt. Weil ich inzwischen im Däm merlicht besser sehen konnte, erkannte ich, dass es in der Tat nur ein Mann war - ein Mann mit einer seltsamen Maske und einem Umhang aus einem schweren, gewachsten Stoff -, und überhaupt kein Wesen, das der Hölle entsprungen war. »Ist er es wirklich?«, fragte ich, denn ich fühlte mich in Toms Armen sicher und wollte mich noch nicht von ihm lösen.
    »Doktor, würdet Ihr bitte Euren Kopf absetzen?«, bat Tom, und das erschreckende Geschöpf hob die Arme und zog die lederne Maske, die zu seiner Kleidung gehörte, mitsamt Schnabel und allem aus.
    Es war tatsächlich der Doktor. Er versuchte, seine zerzausten grauen Haare zu entwirren, und sagte: »Ja, ich bin es wirklich. Diese Sachen trage ich, weil ich auf dem Weg zur Behandlung von Pestkranken bin.«
    Meine Angst legte sich, und ich dachte, dass ich besser daran täte, Toms Schultern loszulassen, wenn ich nicht zu forsch wirken wollte. »Und das ist also die Kleidung, die Ihr tragen müsst?«, fragte ich atemlos.
    Der Doktor nickte. »Alle Apotheker und Ärzte -oder vielmehr die, die noch in London sind und sich nicht mit ihren reichen Herren aufs Land geflüchtet haben - tragen sie jetzt.«
    »Der dicke Umhang verhindert, dass die Haut des Doktors mit der Seuche in Berührung kommt, und der Schnabel ist mit lauter starken Kräutern gefüllt«, erklärte Tom. »Die Luft, die er einatmet, strömt durch diese Kräuter und wird von ihnen gereinigt.«
    »Und die Kräuter sind ...?«, fragte Doktor da Silva.
    »Gundelrebe, Efeu, Salbei, Kerbel und Skabiose, Sir«, sagte Tom, und der Doktor nickte.
    Dann sah er mich an. »Wie geht es Euch und Eurer Schwester, und wie gefällt es Euch in Eurem Geschäft? Seid Ihr wohlauf ?«
    »Uns geht es ganz gut, danke«, sagte ich. »Allerdings hat...« Die Worte blieben mir im Halse stecken, und ich musste eine kurze Pause machen, ehe ich fortfuhr: »... hat die Krankheit einige unserer Nachbarn dahingerafft.«
    Der Doktor nickte nachdenklich. »Man sagt, dass Donnerstag etwa zweitausend Tote auf der Liste stehen werden.«
    Ich rang nach Atem. »Das ist ja doppelt so viel wie letzte Woche!«
    »Und es werden noch mehr werden, fürchte ich, es sei denn, sie hören endlich damit auf, die Häuser zu versiegeln und die Lebenden zusammen mit den Toten zu begraben«, sagte er.
    »Der Doktor ist der Meinung, dass es besser wäre, die Kranken in Pesthäuser zu bringen und sie dort zu isolieren, anstatt alle Hausbewohner mit ihnen zusammen einzusperren«, erklärte Tom.
    »Allerdings hat die Stadt davon bei weitem nicht genug«, sagte der Doktor grimmig. »Und in der Zwischenzeit stecken sich alle an, wenn einer krank wird -der ganze Rest der Familie und die Dienerschaft. Man könnte sie ebenso gut alle lebendig begraben.«
    »Kann man es eigentlich überleben, wenn man die
    Pest bekommt?«, fragte

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