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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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kandierten Rosenblüte ! Bist du Hannah?«, fragte er ganz außer Atem vom Laufen.
    Ich nickte ziemlich verständnislos und fragte mich, was er wohl von mir wollte.
    »Ich habe eine Nachricht von Abby«, keuchte er völlig atemlos, krümmte sich zusammen und versuchte dann genügend Luft zu bekommen, um weiterreden zu können.
    »Geht es um deine Herrin? Möchte sie mehr Zuckerwerk?«, fragte ich, um ihm behilflich zu sein.
    »Nein. Es geht um unser Haus!«, krächzte der Junge. »Unser Haus ist versiegelt worden.«
    Ich schnappte nach Luft und wich zurück. »Ist es von der Pest befallen?«
    Er nickte.
    »Ist Abby denn erkrankt?«, fragte ich voller Furcht, denn zum einen machte ich mir Sorgen um meine Freundin, zum anderen hatte ich aber auch Angst um mich selbst. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie nah ich ihr gekommen war, als sie mir die Geschichte vom Geist erzählt hatte, und ob sie mich angesteckt haben könnte oder nicht.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist die Köchin«, sagte er. »Cook ist letzte Nacht schwer krank geworden, und ein Arzt kam und sagte, es sei die Pest und wir müssten alle eingesperrt werden.«
    »Aber du bist doch nicht eingesperrt.«
    »Ich bin geflüchtet - und eine der Mägde hat es ebenfalls geschafft zu entkommen. Aber Abby ist im Haus. Sie rief mir von oben zu, ich solle zu dir gehen und dir erzählen, was passiert ist.«
    Zitternd erkundigte ich mich, wer sich noch im Haus befand, und er sagte mir, sein Herr, seine Herrin, die Haushälterin, die Köchin, zwei Mägde und das Baby seien noch dort.
    »Geht es Abby denn gut?«, fragte ich besorgt.
    Er nickte. »So gut es einem gehen kann, wenn man weiß, dass man für vierzig Tage eingesperrt sein wird«, antwortete er.
    »Und deinen Dienstherren?«
    »Es geht allen gut, außer der Köchin, die furchtbar wächsern aussieht und die, wie alle meinen, jeden Augenblick sterben wird.«
    Ich trat noch einen kleinen Schritt zurück. »Wo willst du denn jetzt hingehen?«
    »Ich will versuchen, zu meiner Familie in Suffolk zurückzugehen«, sagte der Junge.
    »Aber du hast doch bestimmt keine Gesundheitsbescheinigung?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich werde übers Land gehen, keiner wird mich sehen. Ich werde in Scheunen und unter Hecken schlafen und meiner Mutter irgendwie eine Nachricht zukommen lassen, damit sie mir einen Karren schickt.«
    Betroffen sah ich ihn an. »Dann wünsche ich dir alles Gute.«
    Er schien sich über den Ernst seiner Lage nicht im Klaren zu sein und grinste mich an. »Abby hat gesagt, dass du mir etwas geben würdest, wenn ich mir die Mühe mache, hierher zu kommen.«
    Ich nickte, ging hinein und holte ein paar Pennys sowie ein Stück Brot und ein paar Kirschen.
    Er aß die Kirschen auf und erzählte mir, dass jetzt zwar ein Wachposten vor der Tür stand, Abby aber kommen und aus dem Fenster im ersten Stock mit mir sprechen würde, wenn ich hinter das Haus ginge und hochriefe. Er bat mich noch, so schnell wie möglich hinzugehen, stopfte das Stück Brot in sein Hemd und lief davon. Ich ging hinein und erzählte Sarah diese Neuigkeit.
    Ich dachte, dass sie Einwände erheben würde, weil ich zu Abby gehen wollte. Doch das tat sie nicht, weil Sarah sie und ihre Familie genauso lange kannte wie ich und ebenso gern hören wollte, dass es Abby gut ging. Ich hatte keine Angst, weil ich mir dachte, dass es ungefährlich sei, aus solch einem Abstand durch das Fenster mit Abby zu reden. Nach dem Abendessen machte ich mich sofort auf den Weg.
    Ich eilte durch die verlassenen Straßen, ohne jemanden anzusehen und ohne darauf zu achten, wer mich vielleicht ansah. Als ich zur City Road kam, rief mir jemand zu, dass ich nach Hause gehen solle, doch ich hielt ihn für verrückt und kümmerte mich nicht darum. Ein Stück weiter traf ich jedoch auf einem Platz unversehens einen Ausrufer, der seine Glocke läutete und die neunte Stunde als Sperrstunde ausrief. Ab dieser Zeit, so rief er, sollten alle Gesunden im Haus bleiben, damit die Pestkranken Gelegenheit hätten, hinauszugehen und ungehindert frische Luft zu schnappen.
    Natürlich bekam ich sofort große Angst, denn ich hatte nichts von dieser Sperrstunde gewusst und stellte mir gleich eine Horde kranker Leute vor, die die Straßen überschwemmten und mich mit ihren nässenden Geschwüren und ihrem stinkenden Atem anstecken würden. Ich machte kehrt, um wieder nach Hause zu gehen, und betrat in der Annahme, es sei eine Abkürzung, eine lange, schmale Gasse. Als ich

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