Zuckermond
„die alte Heimat“ einem Mann begegnen würde, in den er sich ernsthaft verliebte, damit hatte er nicht gerechnet, denn eigentlich war er überhaupt nicht bereit für eine emotionale Bindung. Er war zufrieden mit seinem Dasein. Fühlte sich sowohl zu Männern als auch Frauen hingezogen und lebte dies ohne Verbindlichkeiten aus. Er, das Waisenkind, das im Heim aufgewachsen war und sich später als obdachloser Strichjunge durchs Leben geschlagen hatte, hatte eigentlich noch einen weiten Weg vor sich, bis er bereit war, sich auch mit dem Herzen in Liebesdingen auf einen Menschen einzulassen. Doch an diesem Abend wurde er eines Besseren belehrt. Er war erstaunt zu spüren, dass ihm beim Anblick von Marcel ganz anders ums Herz wurde. Marcel, der blond gelockte junge Mann, kaum älter als er selbst, und mit einer Lebensfreude und Lebendigkeit, die Rafael einfach umhaute. Seine tiefblauen Augen funkelten, sein häufig lachender Mund brachte eine Reihe weißer Zähne zum Vorschein und seine Hände waren stets in Bewegung, denn während er sprach gestikulierte er ständig auffällig und lebendig. Aber nicht nur sein Wesen war fröhlicher als das von Rafael, sondern auch seine Kleidung. Marcel liebte Farben, was sich deutlich in seiner Kleidung widerspiegelte. Zunächst hatte Rafael ihn nicht bemerkt, sondern schritt in Gedanken versunken fast an dem attraktiven jungen Mann vorbei. Doch dann stellte sich Marcel ihm in den Weg, legte ihm eine Hand auf die Schulter, warf ein umwerfendes Lächeln in Rafaels nachdenkliches Gesicht und sagte nur: „Hi.“ Dieses einfache, aber sehr selbstbewusste „Hi“ und der Blick in die fröhlich blauen Augen des anderen, hatte ausgereicht, um Rafaels Herz zum Klopfen zu bringen, ihm eine Schar Schmetterlinge zu bescheren, die in seinem Magen Tango tanzten und ihm fortan nicht mehr in Ruhe ließen. Und dann war alles ganz schnell gegangen. Marcel hatte sich ihm vorgestellt als Marcel von Hochstätten. Also „ blaues Blut!“ Er flüsterte Rafael spontan die Fantasien, die ihm bei dessen Anblick durch den Kopf schossen, ins Ohr. Kurze Zeit später hatte sich Rafael schon in Marcels schicker Penthouse Wohnung wieder gefunden, die deutlich erkennen ließ, dass Rafael ein Sohn reicher Eltern war. Ein aus Sicht der Eltern verlorener Sohn, denn das Rotlichtmilieu und sein Job als Callboy fesselten ihn viel mehr, als edle Gesellschaften und gehobene Kommunikation. Das Spannende daran war zunächst diese Anonymität gewesen. Wie zwei Tiere waren sie übereinander hergefallen, sobald sich die Wohnungstüre hinter ihnen geschlossen hatte. Fest umklammert wie zwei Ertrinkende küssten sie sich, tasteten den Körper des jeweilig anderen ab und rieben ihren Unterleib aneinander. Es war berauschend. Heiß! Aufregend! Und aus Rafaels Sicht von Minute zu Minute mehr zu Herzen gehend. Bei dieser Erinnerung lief es Rafael heiß und kalt zugleich den Rücken hinab, und obwohl er sich dagegen wehrte, spulte sein inneres Auge ein Bild nach dem anderen ab. Der erste Abend. Ein Abend voll erotischer Liebespiele. …Marcel löste sich aus der Umarmung, trat einen Schritt zurück und strich über Rafaels Haar. Rafael genoss, wie der andere ihn mit seinen Augen förmlich verschlang. Plötzlich packte Marcel seine Handgelenke, riss sie grob nach oben, drückte ihn mit dem Rücken zur Wand und befestigte seine Hände über dem Kopf an einem dort angebrachten Haken, der Rafael vorher gar nicht aufgefallen war. Die mit Plüsch versehenen Handschellen, die er dazu benutzte, hatte er zuvor - flink wie ein Wiesel - von einem in der Nähe stehenden Sideboard gegriffen und dabei gelächelt wie ein Kind, das gerade den lang ersehnten Weihnachtswunsch erfüllt bekommen hatte. Marcel küsste seinen Hals, während seine Finger eifrig dabei waren, die Knöpfe von Rafaels Hemd zu öffnen. Rafaels Atem ging stoßweise. Ihm entging nicht, dass Marcel es kaum erwarten konnte, seine nackte Haut zu berühren. Er zuckte leicht, als Marcels Hand zart über seinen Brustkorb strich, sich leicht vorbeugte und sein Ohrläppchen zwischen die Zähne nahm. Währendessen glitten seine Hände den nackten Oberkörper hinab bis hin zu der enormen Ausbuchtung zwischen Rafaels schlanken Schenkeln und er begann durch die Hose hindurch sanft den steifen Schwanz zu betasten und zu drücken. Mit funkelnden Augen öffnete er schließlich die Hose und schob sie über die schmalen Hüften hinab. Rafael erbebte, blickte hinab und sog scharf die Luft ein,
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