Zuckermond
vorgestellt. Und heute sehen wir uns nach zwei Wochen zum ersten Mal wieder.“ Ihr Vater räusperte sich. „Und wie haben Sie unsere Tochter kennen gelernt?“ Leonard blickte sich in dem kostspielig eingerichteten Salon um und spürte den abweisenden Blick von Helenas Eltern und den lauernden Blick ihrer Großmutter auf sich ruhen. „Ja, woher kennen Sie sie?“, fragte nun auch Helenas Großmutter, während sie sich mit einem violetten Fächer eifrig Luft zuwedelte. Helena legte vertraulich ihre Hand auf seinen Arm. Sie schien wie gebannt an seinen Lippen zu kleben und Leonard nahm amüsiert zur Kenntnis, dass sie ihre Rolle wirklich gut beherrschte. „Ich habe vor einem Jahr schon einmal bei einer Ausstellung getanzt. Es war die Ausstellung einer Kollegin von Helena. Wir haben uns gesehen und es hat sofort gefunkt. Seitdem wächst unsere Liebe stetig.“ Helenas Mutter schnappte nach Luft, ihre Hand flatterte zu der Perlenkette auf ihrer champagnerfarbenen Seidenbluse, während sie mit schockiertem Blick ihre Tochter musterte, die den Blicken ihrer Mutter auswich und stattdessen glühende Blicke in Leonards Richtung warf. „Du hast dich also ohne weiteres von einem Stripper ansprechen lassen? Ich hatte gehofft, seine berufliche Richtung sei dir erst später bewusst geworden. Und ich dachte, wir hätten dich zu einer anständigen jungen Frau erzogen.“ „Ich bin anständig. Aber auch emanzipiert. Und da ich den Wert eines Mensches nicht von seinem Beruf abhängig mache, habe ich mich in ihn verliebt. Und?“ „Und hast für dieses Strohfeuer, denn mehr wird es nicht sein, eine gute Partie sausen lassen. Ich kenne nicht viele Männer, die wie Lars von Lohe zusehen würden, wie ihre Frau einem abstrusen Beruf nachgeht, statt zu Hause für Ordnung zu sorgen und die Kinder großzuziehen. Lars hätte deinen Beruf akzeptiert.“ „Und mit eurer Hilfe früher oder später versucht, mich von meinen Bedürfnissen abzubringen.“ Helena lachte spöttisch. „Wir sind aber nicht hier, um über Lars von Lohe zu reden, sondern weil ich euch die Liebe meines Lebens vorstellen wollte.“ Ihre Mutter taxierte Leonard aus kühlen, grauen Augen. „Sind Sie eigentlich stolz auf Ihren Beruf?“ „Beruflicher Erfolg ist stets ein Anlass, Stolz empfinden zu dürfen. Oder sind Sie anderer Meinung?“ Rasch verkniff sich Helena ein lautes Lachen. „Ich gestehe, ich bin sehr stolz auf Leonard und seine beruflichen Erfolge.“ Sie legte ihre Wange mit verzückter Miene an seine Schulter. „Leider nimmt ihn der Beruf etwas zu sehr in Anspruch und ich muss oft auf seine Gegenwart verzichten. Was mir sehr schwer fällt.“ Liebevoll strich er ihr über die Wange und hauchte einen Kuss in ihr Haar. „Auch für mich ist jede Minute zu schade, die wir nicht miteinander verbringen können. Du weißt, ich bin verrückt nach dir!“ Ihre Mutter, die gerade an ihrem Kaffee nippte, verschluckte sich. Hastig stellte sie ihre Tasse ab und versuchte das Zittern ihrer Hand zu unterdrücken. Endlich fehlen ihnen die Worte. Wie verwirrt meine konservative und alles ewig kontrollierende Familie mit einem Male ist! Köstlich. Ich genieße es, oh, und wie ich es genieße! Danke, Leonard! Helenas Vater griff zu seiner Tasse und bemerkte verwirrt, dass sie leer war. „Darf ich Ihnen Kaffee nachgießen?“ Aufmerksam hatte sich Leonard erhoben und griff zur Kanne. Helena kicherte leise. So hilflos hatte sie ihren Vater noch nie erlebt. „Nun… Herr Williams… könnten Sie es sich vorstellen, diesen… nun… diesen etwas unkonventionellen Beruf nach der Heirat mit unserer Tochter aufzugeben?“ Leonard lehnte sich zurück und blickte gelassen in die Runde. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber wer weiß…“ Zärtlich legte er seine Hand in Helenas Nacken und rollte spielerisch eine ihrer Haarsträhnen um seinen Zeigefinger. Mit verträumtem Blick lächelte Helena ihn an. Die nächsten Stunden waren eher ein Spießrutenlauf für Helena. Dass es nicht einfach werden würde, hatte sie zwar gewusst, nicht aber, dass es so anstrengend war. Dennoch konnte sie ihre Eltern an ihr gegebenes Wort erinnern und sie schließlich davon überzeugen, dass sie der glücklichste Mensch weit und breit sei.
***
Leonard schritt zwei Stunden später, zufrieden lächelnd, neben Helena zu ihren Wagen, die etwas abseits vom Haus standen. „Mir scheint, unsere kleine Vorstellung war ein voller Erfolg.“
„Wahrlich. Das war sie wohl.“
Er
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