Zuckermond
warf noch einmal einen Blick zu dem herrschaftlichen Haus von Helenas Eltern und entdeckte hinter einem der Fenster, nicht gut genug hinter der Gardine versteckt, Helenas neugierige Mutter.
Schnell beugte er sich zu Helena hinunter und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Ein Mann, der sich seine „Freundin“ für siebzehn Tage als sein Callgirl bucht. So etwas hat es, glaube ich, auch noch nie gegeben oder?“ Helena zwang sich zu einem Lächeln, denn obwohl sie ihre Eltern fürs erste überzeugt hatten, hatte sie einen bitteren Geschmack im Mund. Wenn sie an die kommenden siebzehn Tage dachte, wurde ihr regelrecht flau im Magen. „Ja, es kann gut sein, dass es so etwas noch nicht gegeben hat“, wurde sie von Leonard aus ihren Gedanken gerissen. „Aber das ist auch gut so, denn ich liebe das Außergewöhnliche.“ „Hast du aus diesem Grund deinen Beruf ausgewählt?“ „Ja. Warum auch nicht?“ „Und wie oft in der Woche wirst du gebucht?“ Leonard schmunzelte. “Oft genug, um davon leben zu können.“ „Wirst du häufiger als Stripper oder als Callboy gebucht?“ „Das bleibt mein kleines Geheimnis. Außerdem bin ich für die nächsten siebzehn Tage lediglich ein ‚Kunde’. Kunde bei dir.“ Er grinste frech. Sie kam nicht zu einer Erwiderung, denn sein Handy klingelte. „Ist das eine Kundin?“ Helena spürte bei diesem Gedanken einen leichten Stich in der Magengegend. Als Antwort bekam sie lediglich ein leises Lachen. Dann entfernte er sich ein paar Schritte und nahm das Gespräch an. Er sprach leise und zu ihrem Bedauern konnte Helena kein einziges Wort verstehen, sosehr sie sich auch bemühte, etwas von dem Gespräch mitzubekommen. Nach einer Weile kam Leonard zurück. „So, da wir nun den einen Teil unseres Deals erfolgreich abgeschlossen haben, kommen wir zum anderen Teil. Eine Kundin von mir hat für morgen abgesagt und so passt es gut, dass die siebzehn Tage schon morgen Früh beginnen.“ Empört funkelte Helena ihn an. „Du glaubst doch nicht wirklich im Ernst, dass ich den Lückenbüßer für eine deiner notgeilen Ladys spiele. Kommt gar nicht in Frage.“ „Ganz wie du willst. Dann werde ich jetzt sofort zu deinen Eltern gehen und vor ihnen ausbreiten, was tatsächlich hinter unserer ach so feinen Liebesbeziehung steckt. Wir hatten einen Deal. Oder hast du den Passus ‚Nach meinen Spielregeln’ vergessen?“ Helena begann vor Wut zu zittern. Aber was blieb ihr anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen? Gar nichts. Es sei denn, sie wollte riskieren, dass ihre Eltern die Wahrheit erfuhren. Aber dann wäre alles Bisherige umsonst gewesen. Und – noch schlimmer – dann hatte sie ihre Eltern erst recht im Nacken sitzen. Denn eine solche Schmierenkomödie, wie sie sie heute Nachmittag abgezogen hatten, würden sie ihr mehr als übel nehmen und nur schwerlich verzeihen können. „Okay. Nach deinen Spielregeln. Wie genau sehen die aus? Schließlich will ich ja nichts verkehrt machen.“ Leichter Sarkasmus schwang in ihrer Stimme mit. Am liebsten hätte sie ihm etwas ganz anderes um die Ohren geworfen, aber ihre Angst, er könnte alles auffliegen lassen, war viel zu groß. „Ganz einfach! Ich erwarte dich morgen Vormittag – sagen wir um 11 Uhr bei mir. In schwarzen Strapsen, den dazu passenden Dessous und in High Heels. Darüber bitte nur einen leichten Mantel – sonst nichts! Wenn du so etwas nicht besitzt, dann besorg es dir. Schließlich erwarte ich von meinem gebuchten Callgirl besten Service.“ Er grinste herausfordernd, umfasste ihre Taille, zog sie an sich und presste seinen Mund auf ihre zusammengepressten Lippen. „Außerdem wirst du die nächsten siebzehn Tage bei mir wohnen. Richte dich also darauf ein, alles einzupacken, was du in dieser Zeit benötigst. Ich möchte, dass du mir jederzeit von morgens bis abends zur Verfügung stehst.“ „Aber das geht nicht.“ „So?“ Er hob lässig eine Augenbraue in die Höhe. „Das geht wirklich nicht. Ich habe Verpflichtungen und außerdem… meine Arbeit…“ „Ich erwähnte doch gerade, du mögest alles einpacken, was du in dieser Zeit benötigst. Damit waren auch deine Malutensilien gemeint. Malen kannst du auch bei mir. Und ich weiß auch schon, wo wir dein provisorisches Atelier herrichten werden.“ „Wenn ich dich richtig verstehe, bin ich also in den nächste siebzehn Tagen so etwas wie deine Gefangene, ja?“ Leonard lachte amüsiert auf. „Nette Vorstellung. Aber ganz so wild ist es
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