Zuckermond
nüchtern er war. Und das, obwohl sie sich ihm gerade vollkommen hingegeben hatte. Leonard, der ihr enttäuschtes Gesicht bemerkte, zog spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. „Ich kann mir denken, was gerade in dir vorgeht. Aber darf ich dich daran erinnern, dass es sich bei unserer Verbindung lediglich um ein Geschäft handelt. Dazu gehören weder romantisches Kuscheln, noch symbiotischer ‚After-Sex’. Geschweige denn aneinander Geschmiegtes und miteinander einschlafen und aufwachen. Bist du dir sicher, dass du damit keinerlei Probleme haben wirst?“ Helena nickte schweigend. Sie hatte Angst, seinem Blick zu begegnen. Sicher glomm Belustigung darin. Hatte er sie doch dabei ertappt, wie sie sich von ihm Wärme und Zuwendung gewünscht hatte. Doch als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, konnte sie weder Spott noch irgendeine andere Regung bei ihm entdecken. Er blickte sie vollkommen ausdruckslos an. Hör bloß auf, romantische Anwandlungen zu entwickeln. Er hat Recht – das alles ist nicht mehr als ein Geschäft. Du wusstest, worauf du dich einlässt, also sei ganz „Geschäftsfrau“ und reiß dich zusammen. Auch wenn es schwer fällt, denn er ist ein Mann zum Verlieben. Er reichte ihr seinen Bademantel und dann schritt er, nackt wie Gott ihn schuf, ihr voran, um ihr zu zeigen, wo ihr Zimmer war. Während Helena ihm folgte, konnte sie ihren Blick nicht von seinem attraktiven Körper wenden. Hoch gewachsen, schlank, schmale Hüften, feste Schenkel und ein Gesäß zum Reinbeißen. Sinnlich und lecker. Dieser Mann war Sünde pur. Und sie durfte nun siebzehn Tage lang von dieser fleischgewordenen Sünde kosten. Ihr war bewusst, dass das, was ihr zunächst als ein verdammt hoher Preis erschienen war, schon längst das Paradies für sie darstellte. Siebzehn Tage voller Lust mit diesem göttlichen Mann. Sie musste nur aufpassen, dass sie nicht ihr Herz an ihn verlor, und sie hoffte, dass es dafür nicht zu spät war.
Kapitel 14
Allein gelassen inspizierte Helena zunächst einmal ihr Zimmer. Es war eingerichtet wie ein typisches Gästezimmer, ausgestattet mit einem einladenden Metallbett, einem kleinen Nachttisch mit Leselampe, Sessel, Tisch und Schrank. Das Gästezimmer lag ebenfalls in der ausgebauten Kelleretage – gegenüber dem Raum, in dem sie sich zu einem erotischen Liebesspiel mit Doreen und Beatrix hatte verführen lassen.
Sie ging zum Fenster, zog die zugezogenen Vorhänge auf und schlenderte schließlich zum Bett. Es war genau richtig – nicht zu hart und nicht zu weich. Sie wollte gerade eine Liegeprobe machen, als es an ihrer Tür klopfte. Leonard kam herein, um ihre Reisetasche abzustellen.
„Ich bring dir dein Gepäck. Wenn du dich ausgeruht und frisch gemacht hast, mach es dir gemütlich. Ich werde erst um 22 Uhr wieder da sein. Wenn du irgendetwas brauchst oder Fragen hast, wende dich an Rafael. Ihr habt euch ja schon kennen gelernt.“ Er grinste spöttisch und rief ihr so den peinlichen Moment vor Augen, als sie wie eine Voyeurin vor dem Fenster gestanden und Leonard bei seinem Liebespiel mit zwei seiner Kundinnen beobachtet hatte. „Er wird dir nachher auch zeigen, wo du in den nächsten Tagen malen kannst. Also – bis dann.“
Und weg war er. Helena stieg zunächst einmal unter die Dusche, seifte ihren Körper gründlich ab und rieb sich anschließend mit ihrer Rosenblütenlotion ein. In ein dickes Badetuch gewickelt warf sie sich schließlich aufs Bett und beschloss eine Weile zu dösen und innerlich etwas zur Ruhe zu kommen. Anscheinend hatte ihr Körper Erholung dringend nötig, denn sie schlief tief und fest ein. Erst als jemand an ihrer Tür klopfte, tauchte sie aus dem Reich der Träume auf, fuhr hoch und rief mechanisch „ja?“, obwohl sie noch gar nicht richtig bei sich war. „Ich wollte nur mal schauen, ob bei dir alles okay ist.“ Sie erblickte Rafael, der lächelnd im Türrahmen stand. „Tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe, aber wir haben schon 18 Uhr und da habe ich mir gedacht, ich schaue einfach mal bei dir rein.“ „Schon okay. Ich wollte eigentlich ja auch gar nicht schlafen. 18 Uhr – du lieber Himmel. Dabei wollte ich nur ein wenig dösen.“ „Das passiert mir auch häufig. Weißt du was? Während du dich anziehst, mache ich uns Abendbrot. Du kannst, wenn du fertig bist, zu mir nach oben kommen. Außerdem zeige ich dir nachher noch deine Malstube, beziehungsweise dein Atelier – um es mit Künstlerworten auszudrücken.“ Er zwinkerte ihr nett zu und
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