Zuckermond
jeder Atemzug schien sich an der Hülle des eng anliegenden Korsetts zu brechen. „So ist es brav. Und nun werde ich dich weiter ausstatten. Schließlich sollst du mir voll und ganz gefallen, mein Täubchen…
***
Währenddessen stand Helena noch immer am selben Fleck wie zu Beginn und bestaunte neugierig das bunte Treiben um sich herum. Zwischendurch warf sie immer wieder einen neugierigen Blick zu Leonard und Charlotte, die in einer der Nischen saßen und sich prächtig zu unterhalten schienen.
Ob sie ihm gefällt? Ach – was für eine dumme Frage. Natürlich gefällt sie ihm. Sie ist schließlich der Inbegriff von Erotik. Helena seufzte tief auf. Um auf andere Gedanken zu kommen, beobachtete sie einen dieser Männer in Designeranzügen, der gerade auf eine Frau in knappem Lackmini zutrat, ihr etwas ins Ohr flüsterte und dann seine Hände auf ihre Hüften legte. Seine Finger wanderten unter ihren Rock und glitten zwischen ihre Pobacken. Dort schienen sie sich wohlzufühlen, denn der Mann dachte gar nicht daran, sie von dort fortzubewegen und der Miene der Frau war deutlich anzusehen, das sie damit durchaus einverstanden war. In dem Moment, als Leonard sich erhob und auf Helena zukam, gesellte sich ein gut aussehender, gepflegt gekleideter Mann mittleren Alters zu ihr. „So allein, schöne Frau?“ „Ich… äh… nein, ich bin nicht allein.“ Sie wies auf Leonard, der mittlerweile direkt neben sie getreten war. „Schade. Meinen Sie, Ihre Begleitung würde mir dennoch erlauben, Sie zu küssen?“ Helenas Haut begann zu kribbeln. Einerseits wollte sie diesem Mann eine Abfuhr erteilen, andererseits war das die Gelegenheit, Leonard eifersüchtig zu machen. Sie warf Leonard einen koketten Blick zu, wandte sich dann wieder an den attraktiven Mann zu ihrer Linken und erwiderte: „Da müssen Sie ihn schon selbst fragen. Ich weiß nicht, ob es ihm so recht ist.“ Sie hoffte darauf, dass Leonard diesen Mann in seine Schranken wies und ihm zu verstehen gab, dass sie nur ihm – Leonard – zur Verfügung stand. Doch es kam anders … „Tun Sie, was Sie nicht lassen können“, antwortete Leonard lediglich und ließ Helenas Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzen. „Aber…“, setzte sie leise an. Doch dann besann sie sich, straffte die Schultern und beschloss bis zum Äußersten zu gehen, um wenigstens ansatzweise zu erreichen, dass sich eine Spur von Eifersucht in Leonard regte. „Darf ich Sie also küssen?“, hakte der Mann nach und zog Helena zu der großen Spielwiese, die keinerlei Schutz vor fremden Blicken bot. Helena schaute von Leonard zu dem „noch“ fremden Mann neben ihr. Leonard beobachtete sie aufmerksam, ja geradezu forschend, unternahm allerdings nichts, um sie zurückzuhalten. Dann eben nicht. Mal sehen, ob dich das weitere Geschehen auch noch so kalt lässt. Mit einem verführerischen Lächeln öffnete Helena die Knöpfe ihres Kleides und ließ es dann aufreizend zu Boden gleiten. Der Stoff lag wie ein kirschroter See aus Seide um ihre Füße. Sie konnte hören, wie der Mann neben ihr heftig Luft holte und nahm befriedigt zur Kenntnis, dass Leonard leicht zusammenzuckte – was ihr Auftrieb und Elan für weitere Handlungen gab. Stolz stand sie da, hob leicht den Kopf und blickte Leonard herausfordernd an. Ihre Blicke trafen sich und allein dies reichte aus, um sie in Flammen zu setzen. Wie gern hätte sie sich in diesem Moment in seine Arme geworfen und ihn nie wieder losgelassen. Aber dieser Teufel brauchte einen Denkzettel und den wollte sie ihm nun geben. „Wie heißt du?“, fragte sie den Mann, der vor ihr auf die Knie ging und gierig seine Hände nach ihr ausstreckte. „David.“ „Freut mich“, hauchte sie ihm zu, ohne den Blick von Leonard zu wenden. „Ich möchte, dass du es mit mir treibst, David.“ Leonard blickte sie ungläubig an. Lodernde Eifersucht schlug wellenförmig über ihm zusammen. Er wollte Helena von diesem Kerl fortzerren, aber er mahnte sich zum „cool down“, denn schließlich hatte er sie mit seinen Worten ja sozusagen zum „Abschuss“ freigegeben. Außerdem wollte er sich keine Blöße geben und seinen Prinzipien – sich auf keine Gefühlsduseleien einzulassen – unbedingt treu bleiben. Also biss er die Zähne zusammen, versteckte seine zur Faust geballten Hände hinter seinem Rücken und versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Es war ein stummer Machtkampf zwischen Helena und Leonard. Ein Machtkampf, aus dem jeder als Sieger hervorzugehen
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