Zuckermond
lenkte.
***
„Ich hab mich verknallt, verknallt, verknallt! Ich kann es gar nicht fassen. Heute, nach lediglich ein paar Minuten, wusste ich: Das ist er – den will ich. Und jetzt bin ich immer noch verknallt und morgen wird es noch viel schlimmer sein. Ich kann es förmlich spüren und ich schwöre, dass ich sonst nicht so unbesonnen von Liebe spreche, um Gottes Willen, nein. Ich war doch immer so kritisch und dieses und jenes war nicht ganz perfekt und überhaupt – der Mann, der mich davon abhält noch hundert andere ebenso belanglos toll zu finden, musste erst noch erfunden werden. Und jetzt? Alles ist anders – so glitzerfunkelbunt. Ich verzehre mich schon jetzt nach ihm und muss aufpassen, dass ich mir nicht Blümchen ins Haar stecke und wildfremde Menschen auf der Straße umarme und ihnen ‚das Leben ist schön!’ ins Ohr brülle.“ Kathrin seufzte aus vollem Herzen, hob ihren verklärten Blick gen Himmel und sah aus wie ein Honigkuchenpferd, welches gerade mit einer Extra Portion Zucker verwöhnt worden war.
Leonard, der gerade dabei war das Auto aufzuschließen, warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Ich kann nachvollziehen, dass Dominik dich sexuell in seinen Bann gezogen hat. Aber interpretiere bitte nicht zu viel hinein, denn er ist dafür bekannt, dass er sämtliche Grenzen überschreitet und die Frauen anschließend regelrecht mit Füßen tritt. Er ist kein Mann fürs Herz.“
Kathrin warf Leonard einen trotzigen Blick zu. „Na hör mal – ich befinde mich gerade in einem ‚blumigzuckersüßen’ Gefühlsrausch. Also, lass mir mein Glück. Und wo wir gerade beim ‚Mann fürs Herz’ sind… du bist auch kein Mann fürs Herz und dennoch hast du meine Freundin zu dir gelockt. Also bitte nicht mit zweierlei Maß messen.“
Für einen Augenblick verhärteten sich Leonards Gesichtszüge. Dann glätteten sie sich wieder und er warf Helena einen nachdenklichen Blick zu. An Kathrin gewandt fuhr er fort: „Du hast Recht mit dem, was du sagst. Ich bin kein Mann fürs Herz. Aber ich bin immer ehrlich und fair und habe nie vorgegeben, einer zu sein. Dominik hingegen spielt mit falschen Karten. Er gibt dir vor etwas zu sein, was er nicht ist und wenn er dich erst einmal dort hat, wo er dich haben möchte, ist es zu spät. Bislang gab es noch keine Frau, die ihm dauerhaft die Stirn bieten konnte – jede, die ihm einmal hörig war, ist als psychisches Wrack aus der ganzen Sache hervorgegangen. Wäre ich nicht in ein Gespräch vertieft gewesen, dann hätte ich mitbekommen, dass er da ist und dich unter seine Fittiche zu nehmen gedenkt. Ich hätte versucht, dich davon abzuhalten. Nun bleibt mir nichts, als dir offen und ehrlich zu sagen, was für ein Mensch er ist. Und ich hoffe, du bist schlau genug, das Richtige zu tun.“
„Das bin ich. Dominik hat mich nächste Woche zu sich nach Hause eingeladen und ich werde die Einladung annehmen.“ „Kannst du dich nicht erst einmal an einem neutralen Ort mit ihm treffen? Nachdem, was Leonard gesagt hat, ist mir ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass du dich sozusagen in die Höhle des Löwen begibst“, warf Helena ein. Kathrin lachte auf. „Ich tue nichts anders, als das, was du auch getan hast, als du Leonards Charme erlegen bist. Noch Fragen?“ Rafael, der bisher noch in ein Gespräch mit ein paar Bekannten vertieft gewesen war und erst jetzt zum Auto kam, unterbrach die Unterhaltung. „Von mir aus können wir. Oder gibt es Ärger? Ihr macht allesamt so ernste Gesichter.“ „Ärger?“, erwiderte Kathrin. „Keineswegs. Ich bin nur gerade vor Dominik gewarnt worden. Da ich aber selber über mich und mein Leben bestimme, lasse ich mir da nicht reinreden.“ Ihr Ton und auch ihr Blick, den sie in die Runde schickte, gab allen zu verstehen, dass jedes weitere Wort überflüssig war. Um Leonards Mund zuckte ein Muskel. „Okay, okay. Hab schon verstanden. Aufrichtige Gedanken und Ratschläge sind unerwünscht. Aber dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, drei goldene ‚Klugscheißertipps’ zum Besten zu geben: Erstens – nicht immer alles in den falschen Hals bekommen. Zweitens – Denkanstöße nicht als Kritik, nicht als Kriegserklärung oder persönliche Diffamierung verstehen. Drittens – die eigene Selbstgefälligkeit überprüfen – kann man ja auch heimlich machen, nur für sich, aber bitte wenigstens da.“ Kathrin wurde nun doch ein wenig kleinlaut. Nachdenklich stieg sie in den Wagen. Helena folgte ihr und nahm sich fest vor,
Weitere Kostenlose Bücher