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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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junger Bursche habe ihn gestoßen, und daher sei es nicht seine Schuld gewesen, daß der Krug zerbrach.«
    »Wenn er seine Dienste anbietet, muß er eine Festgesellschaft so nehmen, wie sie ist. Da fällt mir ein«, sagte sie, »daß wir ihn
    ohne diese angemalten Dinger hinausgeworfen haben, diese Holzringe und Bälle. Ich will nichts davon haben, und was er uns gestohlen hat, werden wir schließlich auch noch zurückbekommen. Susanna wird Euch sein Spielzeug geben. Er soll nicht sagen können, wir hätten ihn bestohlen, so wie er uns bestohlen hat.«
    Sie würde ihm alles aushändigen, was ihm gehörte, aber sie würde auch ohne die leisesten Gewissensbisse darauf drängen, daß man ihn hängte.
    »Ihr solltet Euch mit der Wunde zufrieden geben, die Ihr ihm beigebracht habt. Noch so ein Schlag, und man hätte Euch eine Mörderin genannt. Hört auf mich: Einen zweiten Wutausbruch dieser Art werdet Ihr nicht überleben. Seid maßvoll und gelassen, oder Ihr werdet einen dritten, schlimmeren Anfall haben, und es ist sehr gut möglich, daß das Euer letzter sein wird.«
    Sie sah ihn gedankenvoll an. Vielleicht hatte sie sich das, auch ohne seine Ermahnung, schon gedacht. »Ich bin so, wie ich bin«, sagte sie, und es klang eher wie ein Eingeständnis als wie Prahlerei.
    »Dann seid es so lange, wie Ihr wollt, aber überlaßt es Jüngeren, über Dinge, die wenig später schon wieder vergessen sind, in Wut zu geraten. Ich lasse Euch dieses Fläschchen hier – es enthält einen Absud von Herzklee, dem besten Stärkungsmittel für das Herz, das ich kenne. Ich habe Euch ja schon einmal gezeigt, wieviel Ihr davon nehmen müßt.
    Heute solltet Ihr noch im Bett bleiben, und morgen werde ich noch einmal kommen. Und jetzt«, sagte Cadfael, »werde ich nach Meister Walter sehen.«
    Der Goldschmied, dessen Kopf verbunden und dessen mißtrauisches Gesicht entspannt war, lag in seinem Bett und schlief, und es schien Cadfael das beste, ihn nicht zu wecken.
    In Gedanken versunken ging er die Treppe hinunter zu Susanna, die in der Küche an der Rückseite des Hauses war.
    Ein mageres junges Mädchen war dabei, das Feuer zu schüren und einen großen Topf an dem Haken darüber aufzuhängen.
    Cadfael hatte es schon ein-oder zweimal gesehen – sein Gesicht war blaß und schmutzig, und es hatte große dunkle Augen und volles, schwarzes Haar. Gewiß war es das uneheliche Kind einer Magd, gezeugt von seinem Herrn oder dessen Sohn oder einem Gast auf der Durchreise. Obwohl in diesem Haushalt jeder Penny dreimal umgedreht wurde, hätte das Mädchen es schlechter treffen können. Es bekam abgelegte Kleidung und ausreichend zu essen, und wenn die alte Dame auch streng und furchterregend war, so war Susanna ruhig und ausgeglichen, weder ungerecht noch tyrannisch.
    Cadfael berichtete ihr, wie es der Patientin ging, und Susanna sah ihn gerade an, nickte verstehend und stellte keine Fragen.
    »Und Euer Vater schläft. Ich habe ihn schlafen lassen. In seinem jetzigen Zustand ist das die beste Medizin.«
    »Als ich ihn gestern nacht fand, habe ich gleich den Arzt geholt«, sagte sie. »Meine Großmutter vertraut nur Euch, aber mein Vater hat gute Erfahrungen mit Meister Arnald gemacht, und er wohnt gleich in der Nähe. Er sagt, der Schlag war nicht tödlich, aber stark genug, ihn für einige Stunden bewußtlos zu machen. Obwohl zum Teil natürlich auch der Wein daran schuld sein kann.«
    »Hat er Euch noch nicht erzählen können, was vorgefallen ist? Ob er den Mann, der ihn niedergeschlagen hat, gehört oder gesehen hat?«
    »Nein, nichts. Wenn er zu sich kommt, schmerzt ihn sein Kopf so, daß er sich an nichts erinnern kann. Vielleicht kehrt sein Gedächtnis später zurück.« Davon konnte Liliwins Leben abhängen! Aber wie auch immer – Walter Aurifaber war kein Lügner. Im Augenblick war also nichts von ihm zu erfahren, aber die anderen Hausbewohner mußten etwas wissen, und das zuverlässigste und vernünftigste Mitglied dieser Familie war Susanna.
    »Ich habe zwar gehört, was man dem jungen Burschen vorwirft, weiß aber noch immer nicht, was eigentlich vorgefallen ist. Einige Hochzeitsgäste wurden übermütig, und es gab eine Rangelei – nichts Ungewöhnliches bei einer Hochzeit–, und dabei ist ein Krug zerbrochen. Eure Großmutter hat den Sänger mit ihrem Stock geschlagen und mit nur einem Penny als Lohn hinauswerfen lassen. Er sagt, er habe gewußt, daß Gegenwehr sinnlos war, und sei gegangen. Was danach passiert ist, weiß er nicht,

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