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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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und er ist erst geflohen und hat bei uns Zuflucht gesucht, als er die Verfolger hörte.«
    »Das würde ich an seiner Stelle auch sagen«, erwiderte sie.
    »Alles, was ein Mensch sagt, kann gelogen oder die Wahrheit sein«, sagte Cadfael. »Wieviel Zeit war seit diesem Hinauswurf verstrichen, als Meister Walter in seine Werkstatt ging?«
    »Das muß fast eine Stunde später gewesen sein. Einige der Gäste brachen gerade auf, aber die übermütigsten der jungen Burschen wollten Margery noch in Daniels Kammer begleiten – ein gutes Dutzend von ihnen war schon hinaufgegangen. Die Hochzeitsgeschenke lagen auf dem Tisch, damit man sie bewundern konnte, aber da der Abend zu Ende ging, nahm Vater sie an sich und ging in die Werkstatt, um sie in seinen Geldkasten zu legen. Etwa eine halbe Stunde später, als es oben recht laut zuging, begann ich mich zu wundern, daß er noch nicht wieder zurück war. Er hatte eine goldene Kette und Ringe, die Margerys Vater ihr geschenkt hatte, mitgenommen, und außerdem einen Geldbeutel aus Silberringen und eine Brosche aus Silber
    und Emaille – lauter schöne Schmuckstücke. Ich ging über den Hof zur Werkstatt und fand ihn mit dem Gesicht nach unten neben dem Geldkasten auf dem Boden liegend. Der Deckel des Kastens stand offen, und alles außer den schweren Silberplatten war geraubt worden.«
    »Zum Zeitpunkt des Überfalls war der Sänger also schon eine Stunde lang fort. Hat jemand gesehen, daß er sich nach seinem Hinauswurf noch in der Nähe des Hauses aufhielt?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Es war so dunkel, daß sich da draußen Hunderte hätten verstecken können. Und er ging nicht so lammfromm, wie Ihr meint. Auch er kann fluchen, und ich kann Euch sagen, er hat uns Wörter an den Kopf geworfen, die ich noch nie gehört hatte. Er schwor, daß er sich für das Unrecht, das wir ihm angetan hatten, rächen würde.
    Und dabei finde ich, daß er noch nicht einmal so schlecht davongekommen ist. Aber wer sonst käme als Täter in Frage?
    Unsere Nachbarn, Leute, die wir seit Jahren und Jahrzehnten kennen? Nein, ich bin ganz sicher, daß er sich im Hof versteckt hat. Als mein Vater in die Werkstatt ging, schlich er ihm nach und sah das Geld und den Schmuck im offenen Geldkasten. Es war genug, um einen armen Mann in Versuchung zu führen, das gebe ich zu. Aber auch ein armer Mann muß der Versuchung widerstehen.«
    »Ihr seid Euch sehr sicher«, sagte Cadfael.
    »Das bin ich. Für das, was er getan hat, wird er mit seinem Leben büßen.«
    Die junge Magd fuhr herum und sah sie mit offenem Mund und großen, traurigen Augen an. Ein leises Geräusch, das wie das Wimmern eines Kätzchens klang, drang aus ihrer Kehle.
    »Rannilt hat den Jungen in ihr Herz geschlossen«, sagte Susanna mit nachsichtiger Verachtung für eine derartige Torheit. »Er hat mit ihr in der Küche gegessen und für sie gespielt und gesungen. Jetzt tut er ihr leid, aber was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Und als Ihr Euren Vater so liegen saht, seid Ihr natürlich zurück ins Haus gelaufen, um Hilfe zu holen.«
    »Ja, ich konnte ihn allein nicht aufheben. Ich schrie den Gästen zu, was geschehen war, und die, die noch nicht nach Hause gegangen waren, kamen herbei, und Iestyn, unser Geselle, kam die Treppe zu dem Keller, in dem er schläft, heraufgestürzt – er war eine Stunde vorher zu Bett gegangen, denn er wußte, daß er heute morgen allein in der Werkstatt sein würde…« Natürlich, denn es war vorauszusehen, daß der Goldschmied einen Kater haben und sein Sohn mit seiner Braut im Bett liegen würde. »Wir brachten Vater nach oben und legten ihn in sein Bett, und jemand – ich weiß nicht mehr, wer es war – rief, das könne nur der Jongleur gewesen sein, und er könne noch nicht weit sein. Im nächsten Augenblick waren auch schon alle zur Tür hinaus, um nach ihm zu suchen. Ich bat Margery, bei Vater zu bleiben, und lief los, um Meister Arnald zu holen.«
    »Ihr habt alles Menschenmögliche getan«, sagte Cadfael.
    »Aber wann hatte Eure Großmutter ihren Anfall?«
    »Das war, als ich fort war. Sie war auf ihr Zimmer gegangen, vielleicht hatte sie sogar schon geschlafen, obwohl ich das bezweifle, bei dem Lärm, der oben auf dem Gang herrschte.
    Aber ich war kaum zur Tür hinaus, als sie in Vaters Zimmer humpelte und ihn blutüberströmt und bewußtlos da liegen sah.
    Sie griff sich ans Herz, sagt Margery, und fiel zu Boden.
    Diesmal allerdings war es kein so schlimmer Anfall – als ich mit dem

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