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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zurück, um Platz für Bruder Cadfael zu machen. Auf der anderen Seite stand Susanna aufrecht und reglos. Sie hatte nur kurz den Kopf gewendet, um zu sehen, wer eingetreten war.
    Cadfael kniete neben dem Bett nieder. Juliana lebte, und wenn sie auch einen ihrer fünf Sinne verloren hatte, so waren ihr die anderen, wenigstens noch für kurze Zeit, geblieben. Die alten Augen in dem verzerrten Gesicht blickten lebendig, wach und resigniert. Sie sah Cadfael und erkannte ihn. Die Grimasse auf ihrem Gesicht erinnerte entfernt an ihr altes, säuerliches Lächeln. »Schickt Daniel nach einem Priester«, sagte Cadfael nach einem kurzen Blick auf Juliana. Hier war nichts zu beschönigen. »Er wird jetzt dringender gebraucht als ich.« Frau Juliana würde damit einverstanden sein. Sie wußte, daß sie im Sterben lag.
    Er blickte auf und sah Susanna an. Sie war eindeutig diejenige, die die Sache in die Hand genommen hatte; auch wenn sie sich noch so sehr zerfleischten – sie war es, die mit Juliana nicht nur verwandt, sondern ihr auch ebenbürtig war.
    »Hat sie etwas gesagt?«
    »Nein. Kein Wort.« Ja, Susanna sah sogar so aus, wie Juliana vor fünfzig Jahren ausgesehen haben mußte: Eine hübsche, resolute, tatkräftige Frau, die mit einem Mann verheiratet war, der ihr nicht das Wasser reichen konnte.
    Susannas Stimme war leise, fest und kühl. Sie hatte für ihre sterbende Großmutter getan, was sie konnte, und nun wartete sie darauf, daß diese gelähmten Lippen noch etwas sagten. Sie beugte sich sogar hinunter und wischte den Speichel ab, der aus dem Winkel des verzerrten Mundes lief.
    »Ich bin nur ein Mönch – Ihr solltet einen Priester holen. Daß die Klosterbrüder für ihre Seele beten werden, weiß sie.« Das hatte er für Juliana gesagt, um sich davon zu überzeugen, daß in diesem scheinbar toten Körper noch Leben war, und um ihr zu versichern, daß die Spenden an das Kloster, die sie mit so sparsamer Hand gegeben hatte, nicht umsonst gewesen waren. Ihre Augen blitzten auf, sie hatte verstanden. Wo immer sie auch war – sie verstand, was gesagt wurde und was mit ihr geschehen war. Aber sie sagte nichts, sie versuchte nicht einmal zu sprechen.
    Margery war dankbar hinausgegangen, um ihren Mann nachdem Priester zu schicken, und kam nicht wieder zurück.
    Walter war unten, blies Kerzen aus und ärgerte sich darüber, daß einige brennen bleiben mußten. Nur Cadfael und Susanna waren bei Juliana geblieben, um sie im Sterben nicht allein zu lassen.
    Die lebendigen Augen in dem toten Gesicht der alten Frau sahen Bruder Cadfael an, ohne ihm aber, so schien es ihm, mehr zu verraten als ihren trotzigen Willen, sich auch weiterhin auf ihre eigene Kraft zu verlassen. War sie nicht immer die Herrin im Haus gewesen? Und dies war immer noch ihre Familie, in deren Angelegenheiten sich kein Außenstehender einmischen sollte. Wer nicht dazugehörte, sollte sich auch kein Urteil anmaßen. Dieser Mönch, den sie mit der Zeit, trotz aller Unterschiede in ihren Anschauungen, respektieren und schätzen gelernt hatte, hatte Zutritt zu ihr, wenn auch nur so weit, daß er ihr Besitzrecht sehen und anerkennen konnte. Ihre Lippen bewegten sich plötzlich, stießen einen hörbaren Laut aus und sahen aus wie Lippen, die denkwürdige Dinge aussprechen würden. Cadfael brachte sein Ohr dicht an ihren Mund.
    Er hörte ein mühsames, unverständliches Gemurmel, und dann: »Ich habe sie erzogen…« Wieder versuchte sie, ihre Gedanken in Worte zu fassen, gab es aber mit einem rasselnden Seufzer auf. Ein Zittern überlief ihren steifen Körper.
    Die folgenden Worte waren deutlich zu verstehen: »Und trotzdem… hätte ich so gern noch… meinen Urenkel gesehen…«
    Cadfael hatte kaum seinen Kopf gehoben, als sie die Augen schloß. Es war deutlich, daß sie sie willentlich, nicht aus Schwäche geschlossen hatte. Bis auf den Priester hatte sie alles hinter sich gebracht.
    Selbst als der Priester neben ihrem Bett kniete, sprach sie nicht mehr. Sie folgte seinen Gebeten und bemühte sich, mit Bewegungen ihrer Augenlider zu antworten, als er sie über ihre Sünden und die Festigkeit ihres Glaubens befragte. Wenige Augenblicke, nachdem er ihr die Absolution erteilt hatte, starb sie.
    Susanna blieb, ohne ein Wort zu sagen, bis zum Ende bei ihr. Als es vorüber war, beugte sie sich hinunter und küßte die eingefallenen Wangen und die erkaltende Stirn inniger, als es der Brauch verlangte, aber auch dabei blieb ihr Gesicht völlig unbewegt. Danach

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