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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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rumtreibst?«
    Das Knistern in der Leitung machte es schwer, ihn zu verstehen. Ich bemühte mich, laut und deutlich zu sprechen. »Ich mußte einfach schnell aus der Wohnung raus. Und die Polizei weiß, daß mir nichts passiert ist. Ich habe schon mit Lieutenant Hata geredet.«
    »Ja, du und mein Handy – ihr seid in Sicherheit«, sagte er. »Ich würde mir ja ein anderes besorgen, aber dann müßte ich die Nummer auf meiner Visitenkarte ändern.«
    »Mr. Sendai hat gesagt, daß es möglicherweise Probleme mit dem Werk in Thailand gibt.«
    »Das bedeutet nur, daß ich wieder nach Phuket muß.« Er seufzte. »Damit kann ich leben.«
    »Ja, du kannst Angus mein Flugticket schenken. Hoffentlich hast du’s noch nicht zurückgegeben.« Dann legte ich auf und beschloß, nicht mehr ranzugehen, wenn es klingelte. Ich trat vor das Teehaus und atmete den Duft der Räucherstäbchen ein, der vom Tempel herüberwehte. Das Abendgebet würde schon bald beginnen.
    Da tauchte plötzlich Akemi in einer weiten, blauen Baumwollhose und einer dunklen Bluse vor mir auf. Sie war gekleidet wie eine Frau vom Land – das stand ihr wirklich gut.
    »Ich habe Ihnen Ihre Wäsche gebracht und ein paar weitere Kleidungsstücke, die Sie vielleicht brauchen können. Außerdem habe ich auch was zu essen dazugelegt.« Nachdem sie sich im Schneidersitz auf den Waldboden gesetzt hatte, stellte sie geschmorten Spinat mit Sojasauce, einen mit Essig gewürzten Auberginensalat und verschiedene eingelegte Gemüse vor sich hin. Das war das unerwartetste und köstlichste Picknick, das ich je erlebt hatte; als sie mir erklärte, daß es sich bei den Köstlichkeiten um Reste handelte, war ich ziemlich beeindruckt.
    »Miss Tanaka kocht sogar dann, wenn Ihre Mutter nicht da ist?«
    »Mein Vater und Kazuhito sind sehr anspruchsvoll. Außerdem ist das mein letztes Abendessen hier.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Daß ich zwei oder drei Tage verreise. Ich bin zu ein paar Schaukämpfen in Kansai eingeladen. Sie kommen doch zurecht, oder?«
    »Aber sicher«, sagte ich, alles andere als sicher.
    »Ich verschließe das dojo nicht, damit Sie dort duschen können. Aber bitte passen Sie auf, daß niemand Sie sieht, neh? «
    Das erinnerte mich an den Läufer, dem ich begegnet war. Ich erzählte Akemi von ihm.
    »Da er einen kahlrasierten Kopf hat, muß er einer von unseren Mönchen sein. Früher hätten sie keine Zeit zum Joggen gehabt. Das ist Kazuhitos Schuld – er greift einfach nicht richtig durch. Progressive Theologie nennt er das!«
    »Der Läufer hat ziemlich überrascht gewirkt, als er mich gesehen hat. Ich hoffe nur, daß er niemandem was davon erzählt.«
    »Wann haben Sie ihn denn gesehen?«
    »So gegen fünf.«
    »Hmmm. Ungefähr zu der Zeit, als früher die Abendgebete stattfanden. Jetzt sind sie um sechs Uhr, auf Wunsch meines Cousins. Nun, dann kann ich den joggenden Priester wenigstens als Argument gegen ihn einsetzen. Domo arigato «,bedankte sie sich mit unverhohlener Schadenfreude.
    »Das können Sie doch nicht tun! Ich meine, warum wollen Sie etwas ansprechen, das die Leute auf die Idee bringen könnte, daß ich mich auf dem Gelände aufhalte?« Ihre Begeisterung machte mich ein bißchen nervös.
    »Ich werde sagen, daß ich den Mönch selbst gesehen habe«, meinte Akemi.
    »Und was ist, wenn er bereits erzählt hat, daß er mich gesehen hat?«
    »Dann sage ich eben, ein Tourist, der auf dem Gelände herumgelaufen ist, hätte es mir erzählt. Ich weiß schon, wie ich das anpacken muß. Halten Sie sich nur an Ihre Regeln, dann geht schon alles in Ordnung.«
    »Ich soll mich an meine Regeln halten?« Plötzlich fühlte ich mich etwas verunsichert.
    »Sie werden doch jeden Tag laufen, oder?«
    Sie ließ mich allein mit den Resten des Festmahls und verschwand zwischen den Bäumen.
    Ich verbrachte den Rest des Abends damit, Mücken zu erschlagen und in dem Katalog mit Zen-Bildern zu blättern, den ich im Museum erworben hatte. Das Telefon klingelte einmal. Als ich ranging, meldete sich niemand, und ich legte wieder auf. Als es ein paar Minuten später noch einmal klingelte, stellte ich fest, daß Hugh einen Weg gefunden hatte, Gespräche an mich weiterzuleiten, ohne mit mir reden zu müssen; das war die sauberste Lösung, aber mir brach es fast das Herz.
    Der Anruf war von Mrs. Kita. Es knisterte so sehr in der Leitung, daß ich Mühe hatte, sie zu verstehen, aber zumindest bekam ich mit, daß sie wissen wollte, ob ich inzwischen eine Schriftrolle

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