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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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Münchner Stadtteil Milbertshofen und forderte mit vorgehaltener Pistole die Herausgabe des Kasseninhalts. Warum Bankräuber ausgerechnet zum Schalterschluss eine Bank überfallen, werde ich des Öfteren gefragt. Ganz einfach: Sie erhoffen sich einerseits mehr Geld in der Kasse und andererseits weniger Publikumsverkehr. Stimmt vielleicht nicht immer, aber in diesem Fall verhielt es sich so.
    Der mit Jeans und blauem Arbeitskittel bekleidete Täter hatte sich einen weißen Sack über den Kopf gestülpt, in den Schlitze für Augen und Mund geschnitten waren. Er ging geradewegs auf den Kassenschalter zu und bedrohte den Mann dahinter mit einer Pistole. Der Bankangestellte reagierte erstaunlich souverän, versuchte die Situation zu entschärfen. » Ganz ruhig; nicht schießen«, redete er beruhigend auf den Räuber ein, der ihm unter der Trennscheibe ein von Hand beschriebenes Din-A4-Blatt zuschob.
    » Information für die Bank und die Polizei! Überfall mit Geiselnahme und zwei voneinander unabhängigen Splitterbomben. Diese können per Fernzündung zur Explosion gebracht werden. Tun Sie genau das, was auf dem Zettel steht und was ich Ihnen sage. Ich habe nichts zu verlieren, Sie alles. Schließen Sie sofort alle Türen. Die Schlüssel bekomme ich. Ziehen Sie die Lamellen vor den Fenstern zu. Alle Personen legen sich vor der Kassenkabine auf den Boden, und zwar mit dem Bauch nach unten. Vorher sind alle mitgeführten Gegenstände in der Mitte des Raumes auf den Boden zu legen. Händigen Sie mir ein Taschengeld in Höhe von 2 0 000 DM aus!«
    Mit zittrigen Händen und jetzt völlig nervös las der Kassierer den Zettel. Ganz unten sah er das Wort » wenden«. Die Forderungen gingen also weiter. » Sie haben zwei Stunden Zeit. Jede zusätzliche halbe Stunde wird eine Geisel sterben. Sie besorgen mir vier Millionen DM in gebrauchten und nicht präparierten Scheinen. Stückelung sieben Achtel in Tausendern, Rest in Fünfhundertern und Hundertern. Sie legen das Geld in einen nicht präparierten Koffer mit Schlüssel am Griff. Sie organisieren ein Fluchtauto mit dunklen Scheiben, viertürig, gepanzert, Automatikschaltung, vollgetankt mit laufendem Motor ohne Licht, weder außen noch innen. Keine Sender, Sitzstellung für Fahrergröße etwa 1,70 Meter, Beifahrersitz nach hinten geschoben, beide Türen rechts weit geöffnet. Die Polizei hat sich mindestens 300 Meter vom Tatort zu entfernen, sie darf sich nicht verstecken. Keine Polizei im U-Bahn-Bereich, keine Hunde, keine Hubschrauber, keine Verfolger – die Bombe befindet sich im Fluchtauto. Sollten Sie die Anweisungen nicht befolgen, wird ein unschuldiger Mensch dafür sterben. Geben Sie die Mitteilung an die Presse. Denken Sie vorrangig an die Geiseln!«
    Während der Kassierer noch die Rückseite des Forderungsschreibens überflog, wandte sich der Bankräuber den anderen Angestellten sowie den Kunden zu. » Hinlegen, sofort alle hinlegen! Wer nicht gehorcht, wird erschossen!«, herrschte er sie an. Ein Augenzeuge, der von außen das Geschehen beobachtete, wählte die Notrufnummer. Die ersten Polizeistreifen waren schnell vor Ort, ebenso der zuständige Außendienstleiter, der vorerst die Koordination übernahm und weiträumig die Umgebung absperren ließ. Zum Glück kam niemand auf die Idee, spontan etwas zu unternehmen und den Bankräuber zu provozieren. Alle warteten darauf, dass die bei Geiselnahmen zuständigen Spezialisten eintrafen. Mit anderen Worten: wir vom SEK .
    Natürlich waren wir umgehend alarmiert worden und rückten sofort aus. Mit vier stark besetzten Gruppen, wie es die Regel ist bei einem Banküberfall mit Geiselnahme. Als wir 20 Minuten später vor Ort eintrafen, sahen wir in den Straßen ringsum das Blitzen der blauen Polizeilichter. Eine gespenstische Atmosphäre, aber passend. Schließlich vermochte in diesem Moment niemand zu sagen, wie die Geschichte ausging und ob der Mann seine schrecklichen Drohungen wahrmachte. Oder einfach eine Geisel erschoss, weil er die Nerven verlor.
    Zusätzliche Informationen erhielten wir nicht. Der Außendienstleiter wusste auch nur das, was uns bereits während der Anfahrt von der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums mitgeteilt worden war. Dass es sich um einen bewaffneten Täter handelte, der mehrere Geiseln in seine Gewalt gebracht hatte und eine Reihe von Forderungen stellte. Kurz nach uns traf auch der für dieses Stadtviertel zuständige Polizeidirektor ein und übernahm die Leitung des Einsatzes. Wie nicht

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