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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Meinung, dass es keinen Sinn ergab, zumal Schändler wahrscheinlich ein berechtigtes Interesse daran hatte, dass niemand etwas davon erfährt. Viktor war sicher, dass er sie, wenn überhaupt, nur zur Sicherheit dort aufbewahrte.
    »Was ist denn mit Frau Schändler. Offenbar hat sie doch die Kombination des Wandtresors gekannt?«
    Sie sahen Marlies fragend an.
    »Wissen wir, wie ihre Ehe wirklich war und wie viel sie wusste?«
    »Das ist ein sehr guter Einwand, Marlies«, lobte Jo-shua sie.
    »Es würde ein völlig neues Licht auf unseren Fall werfen. Aber was sollte seine Frau mit den Unterlagen anfangen?«
    Kalle griff den Faden auf.
    »Angenommen, die Schändler hatte einen Freund. Jemand, der sich mit der Materie bestens auskannte. Ein Konkurrent ihrer Firma womöglich. Sie erzählt ihm von den Forschungen. Er tötet zuerst ihren Mann und beschließt am Ende, die Sache alleine durchzuziehen?«
    Daniel mischte sich nun ein.
    »Was für eine Sache? Wenn ich das bis hierhin richtig verstanden habe, geht es darum, effektiver zu werben. Nicht mehr und nicht weniger. Dafür einen Doppelmord?«
    »War ja nur eine Idee«, in Marlies’ Stimme klang leichte Resignation durch.
    »Die Idee ist wichtig«, unterstützte Joshua sie erneut, »wir wissen einfach noch zu wenig über die Hintergründe.«
    Daniel zog seine rechte Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
    Kurz darauf beendeten sie die Sitzung. Joshua nahm sich vor, noch einmal nach Düsseldorf zu fahren. Er wollte sich nicht auf die Kollegen verlassen, außerdem würde ihn diese Untätigkeit verrückt machen.
    Daniel begann, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Jo-shua sah ihm gedankenverloren zu.
    »Was ist? Liegt noch was an?«
    »Ich fahre noch einmal nach Düsseldorf. Das lässt mir keine Ruhe. Kannst ja schon Feierabend machen, ich kann auch Marlies mitnehmen.«
    Van Bloom holte tief Luft. Stumm nahm er sein Jackett vom Bügel und streifte es über. Anschließend nahm er seinen Mantel und stand im Türrahmen.
    »Ich bin bereit, lass uns fahren.«

    Natürlich waren sie wieder zur ungünstigsten Zeit unterwegs. Die Autobahnen waren stadteinwärts um diese Zeit zwar fast leer, aber die Innenstadt dafür umso verstopfter. Sie sprachen unterwegs nur über belanglose Dinge wie den Belag der abendlichen Pizza und den passenden Salat dazu. Joshua beschränkte sich hauptsächlich aufs Antworten. Ihm war nicht danach zumute, Disharmonien aus dem Wege zu räumen. Er wollte zunächst Klarheit über seine eigene Situation. Einmal schien Daniel die belanglose Oberfläche ihrer Konversation aufzukratzen, als er nach seinem Eindruck von dem Gespräch mit dem Chefredakteur fragte. Joshua blockte aber ab. Er überlegte, was ihn wohl in Düsseldorf erwartete. Die dortigen Kollegen hatten alle Nachbarn befragt, in der gesamten Altstadt das Bild Grodings herumgereicht. Es hätte jemandem auffallen müssen, wenn Groding in Begleitung und unter Einfluss eines Betäubungsmittels das Haus verlassen hätte. Joshuas Hoffnungen schwanden. Vorhin konnte er das Misstrauen der Kollegen förmlich spüren. Wäre es besser gewesen, einen Fehler zuzugeben? Welchen Fehler? Seine Überzeugung stand nach wie vor. Sie wurde bei seinen heutigen Ermittlungen noch weiter gefestigt. Er brauchte jetzt dringend einen Erfolg, um die Kollegen wieder geschlossen hinter sich zu wissen.
    Daniel beschäftigte sich damit, Flusen von seiner Hose zu entfernen, die wohl nur er sah, als Joshua in die Einfahrt des Parkhauses am Carlsplatz einbog. Ein leichter Nieselregen bedeckte die Stadt. Es war die Art Regen, bei dem man am Kofferraum stand und überlegte, ob es sich überhaupt lohnte, einen Regenschirm mitzunehmen, während die Nässe sich unmerklich in die Kleidung schlich. Selbstverständlich klappte Daniel sofort seinen Schirm auf. Joshua verzichtete darauf und lief los. Nach wenigen Minuten erreichten sie die Wallstraße. Sie schien heute noch dunkler zu sein als sonst. Die Sonne erreichte diese schmale Gasse nur um die Mittagszeit. Ansonsten lag sie, eingebettet zwischen mehrgeschossigen Häusern, fast immer im Schatten. Vor dem Haus, in dem Groding wohnte, standen einige Leute unter Schirmen und diskutierten. Dutzende Zigarettenkippen lagen zwischen ihnen auf der Straße. Als Joshua und Daniel vor die Haustür traten, verstummten die Gespräche. Alle schienen sie zu beobachten. Joshua wählte die Klingel neben Groding.
    »Sie möchten zu mir?«, ertönte eine dunkle Stimme direkt hinter ihm.
    »Wenn Sie Herr Woelke

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