Zum Anbeißen süß
den Drink zu mixen. Sie sah wieder zu Mitch hinüber. Er erwiderte ihren Blick vom anderen Ende des verrauchten Raumes. Die Hüfte gegen den Billardtisch gelehnt, in der einen Hand das Queue, stand er da, gelassen und selbstbewusst. Überheblich. Irgendetwas in seinem Gesicht erinnerte sie an seine wilde Jugend.
Sie wollte mit Mitch nichts mehr zu tun haben. Warum musste sich gerade der einzige Mann, der ihre Pläne gefährden konnte, in dieser Kneipe aufhalten? Als er sich umdrehte und sich über den Billardtisch beugte, beobachtete sie unwillkürlich, wie sich die enge Jeans über seinen muskulösen Schenkeln straffte. Sie sah schnell zur Seite, und ihr Blick fiel auf Cal Blake, der auf der anderen Seite des Tisches stand.
Kate hätte Julie erwürgen können – oder umarmen oder beides gleichzeitig. Sie hatte ihren Mann geschickt, um sicherzugehen, dass ihre Freundin nicht in zu große Schwierigkeiten geriet. Kate straffte sich auf ihrem Barhocker. Sie würde es allen beweisen, dass sie sich vor ihnen nicht zu verstecken brauchte, vor allen Dingen nicht vor dem Mann, der früher der schlimmste Rebell der Stadt gewesen war.
Der Barkeeper stellte den zweiten Drink vor sie hin, und sie leerte ihr erstes Glas, bevor sie den Nachschub in Angriff nahm. Diesmal musste sie nicht husten, das war schon mal ein Fortschritt. Als sie dem Barkeeper das leere Glas reichte, sah er sie lächelnd an. “Sind Sie wegen des Amateurwettbewerbs gekommen?”
Der Martini hatte ihr gutgetan, und da der Barkeeper so nett zu ihr gewesen war, schenkte sie ihm ihr strahlendstes Lächeln. “Was für ein Wettbewerb findet heute hier statt?”
“Der Stripwettbewerb für Amateure”, erwiderte der Barkeeper hoffnungsvoll.
Kate schluckte. “Ach so.” Sie zuckte mit den nackten Schultern. “Aha. Und wann soll er stattfinden?”
“Um Mitternacht”, sagte der Barkeeper und blickte auf seine Armbanduhr. “Es ist jetzt Viertel vor elf.” Er winkte einem Mann an der Bar zu. “Komme sofort!” Er grinste Kate an. “Ich muss jetzt wieder was tun. Aber ich freue mich schon darauf, mehr von Ihnen zu sehen.”
Kates Lächeln verschwand, sobald der Barkeeper sich abwandte. Kate Sutherland als Amateur-Stripperin. War das nicht eine fantastische Gelegenheit, ihren Vater und die ganze Stadt auf sich aufmerksam zu machen? Oder war sie einfach von allen guten Geistern verlassen? Wieder sah sie sich in dem Raum um. Etwa zwanzig Männer und fünf Frauen waren in diesem Teil der Bar. Da aus dem anschließenden Raum keine Geräusche drangen, vermutete Kate, dass er leer war. Könnte sie es fertigbringen, sich vor all diesen Fremden auszuziehen?
Sie versuchte, sich das Gesicht ihres Vaters vorzustellen, wenn er davon hörte. Noch nie hatte irgendjemand aus ihrer Familie etwas so Ungeheuerliches jemals auch nur in Betracht gezogen. Ihr Vater würde sie wahrscheinlich einfach aus der Stadt jagen.
Dann wäre es wenigstens vollkommen eindeutig, wo sie in der Sutherland-Erbfolge stand. Sie wäre auf immer und ewig das schwarze Schaf der Familie.
Sie zitterte und griff nach ihrem Glas. Sie musste sich unbedingt beruhigen und über ihre Situation nachdenken. Leider war Mitch gerade auf dem Weg zur Bar. Und mit Mitch in der Nähe war an Ruhe und Überlegen nicht zu denken.
“Guten Abend”, sagte er, als sei er keineswegs überrascht, sie hier zu sehen und dazu noch in diesem Aufzug.
Wieder wurde ihr ganz warm vom Alkohol, aber leider wurde ihre Reaktion auf Mitch dadurch nicht abgeschwächt, sondern eher intensiviert. Ihre Brustspitzen richteten sich auf, und sie fühlte, wie ihr die Röte in Hals und Gesicht stieg. Als sie nicht antwortete, wandte er sich halb zu ihr um. “Bist du Kate Sutherland oder ein Traumbild meiner Fantasie?”
“Würdest du verschwinden, wenn ich dir sagte, ich bin ein Traumbild?” Sie wunderte sich selbst, wie sicher und herausfordernd das klang. Das kam wahrscheinlich von dem Martini.
Mitch musterte sie langsam von den rot geschminkten Lippen bis zu den Pumps. Dann verzog er den Mund zu einem frechen Grinsen. “Ich habe mir nie vorgestellt, dass du so aussehen könntest, aber ich will mich nicht beschweren. Und um deine Frage zu beantworten: Wenn du ein Traumbild bist, dann werde ich mich nicht von der Stelle rühren.”
Sein Lächeln machte sie ebenso nervös wie sein abschätzender Blick. Noch nie hatte er sie so angesehen. Vielleicht nach der Sache mit dem Getränkeautomaten, aber nicht mit solcher
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