Zum Anbeißen süß
zerstört.
Mitch legte die Füße auf den Couchtisch und surfte durch sämtliche Fernsehkanäle. Nichts, was ihn interessierte. Er hatte im Steakhaus zu Abend gegessen und war jetzt seit über einer Stunde zu Hause. Obwohl er es sich in seiner ältesten Jeans auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, war er irgendwie nicht zufrieden. Warum war er so rastlos?
Vielleicht, weil Kate Sutherland wieder in der Stadt war? Und ihn ganz durcheinanderbrachte mit ihren verrückten Ideen und ihrer demonstrativen Aufsässigkeit? Die schüchterne kleine Katie von früher hatte seinen Schutz gebraucht, und er hatte lieber Abstand gehalten. Aber die erwachsene Frau mit den gefärbten roten Haaren, die sich jetzt Kate nannte, hatte es auf etwas anderes abgesehen. Und sobald er wusste, was dieses andere war, würde er sich ihr dafür vielleicht sogar zur Verfügung stellen.
Was ihn betraf, so war die Rückkehr von Kate Sutherland das aufregendste Ereignis in Chapel seit Jahren. Aber vielleicht nahm er ihren Besuch auch einfach viel zu wichtig. Sollte er nicht lieber morgen mal Sherry anrufen und sich mit ihr in Chattanooga treffen? Er hatte sie schon länger nicht gesehen, und er wusste, sie würden beide Spaß miteinander haben.
Aber was sollte er heute Abend machen? Wieder ging er die Fernsehkanäle durch. Da klingelte das Telefon.
Als er den Hörer abnahm, fühlte er den Adrenalinstoß. Im Grunde war er ja immer im Dienst. “Hallo?”
“He, Mitch”, sagte Cal Blake.
Verdammt. Nichts, was den Polizeichef erforderte. “Hallo, Buddy, wie geht’s?”
“Also, es ist Folgendes …” Cal zögerte. “Julie und ich …”
Mitch wartete. War das nicht Julies Stimme im Hintergrund?
“Julie und ich hatten einen kleinen Streit. Vielleicht ist es besser, wenn ich irgendwo ein Bier trinken gehe, damit sie sich beruhigen kann. Würdest du mitkommen?”
Mitch war überrascht, denn soviel er wusste, gab es bei den Blakes ausgesprochen selten Krach. “Willst du damit sagen, dass du dich mit einer Schwangeren streitest und sie dann allein lässt?”
Cal räusperte sich. “Ja, sie will mich nicht mehr sehen, wenigstens nicht in den nächsten Stunden. Wie ist es, kommst du mit mir in den ‘Raven’?”
Die Vorstellung, mit dem alten Freund ein kaltes Bier zu trinken und vielleicht eine Partie Billard zu spielen, war sehr viel verlockender, als weiterhin im Fernsehprogramm herumzusurfen. “Okay. Einverstanden. Ich treffe dich dann da.”
“Ja, und Mitch – bring bitte deine Pistole mit.”
“Was?”
“Das war doch nur ein Scherz.” Aber Cals Stimme klang alles andere als fröhlich.
5. KAPITEL
Mit seinen gut ein Meter neunzig war Cal Blake einer der wenigen Männer in der Stadt, zu denen Mitch aufsehen musste.
Heute schien Cal ausgesprochen nervös zu sein, er spielte unkonzentriert und ließ die Tür des Lokals kaum aus den Augen. Offenbar war es ihm ganz egal, dass nebenan ein Amateur-Wettbewerb für Stripper stattfand.
“Hast du Angst, dass Julie dich sucht und dich dann hier findet?”, fragte Mitch und wartete, dass Cal den nächsten Stoß tat.
“Nein, sie weiß, dass ich hier bin.” Cal beugte sich vor und brachte sein Queue in Position. Ein gezielter Stoß, und die Kugel verschwand im Eckloch. Sofort hob Cal wieder den Kopf und blickte zur Tür.
Mitch kreidete sein Queue ein. “Ich weiß aus erster Hand, dass heute Abend hier keine Razzia geplant ist.”
Cal schien nicht zuzuhören. Plötzlich richtete er sich auf und starrte an Mitch vorbei zur Tür. “Heiliger Strohsack!”
Mitch drehte sich um. Eine Frau, die große Ähnlichkeit mit Kate Sutherland hatte, war gerade hereingekommen und war stehen geblieben, wahrscheinlich, um sich an das schwache Licht zu gewöhnen.
Mitch riss die Augen auf, und was er sah, gab ihm einen Stich, als hätte ihn jemand mit dem Queue in den Magen gestoßen. Es war tatsächlich Kate.
“Verdammt!”, fluchte er laut.
Kate hob den Kopf, als habe sie ihn gehört. Sie straffte die Schultern und ging mit langsamen Bewegungen vorwärts, geschmeidig wie eine Katze. Mitch fühlte, wie sich tief in ihm etwas rührte. Er hatte Kates Beine früher schon gesehen, aber diese Frau heute Abend war eine gefährliche Fremde, der man sich stellen oder vor der man kapitulieren musste. Für einen Exmarine kam Kapitulation natürlich nicht infrage. Doch er hatte nichts gegen einen Einsatz, der mit einem gewissen Risiko verbunden war. Er war sicher, dass die Blicke sämtlicher Männer auf
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