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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Nan gesagt: >Nichts wird je wieder so sein wie früher, für keinen von uns.< Das hat mich richtig wütend gemacht. Wieso sollte es nicht wieder wie früher sein, sobald alles vorbei ist und jem und Jerry wieder da sind? Wir werden wieder alle glücklich und vergnügt sein, und alles, was passiert ist, wird uns wie ein böser Traum Vorkommen.
    Keiner kann es in diesen Tagen erwarten, bis endlich die Post kommt. Vater reißt die Zeitung an sich - so etwas kenne ich gar nicht von ihm - und der Rest der Familie drängt sich um ihn herum und sucht nach den Schlagzeilen. Susan hält sich immer raus und behauptet, sie glaubt kein Wort von dem, was die Zeitungen schreiben, aber dann lauscht sie an der Küchentür und geht kopfschüttelnd wieder an ihre Arbeit. Sie ist ständig gereizt, aber immerhin kocht sie Jems Lieblingsgerichte und hat noch nicht mal geschimpft, als sie Monday gestern Abend im Gästezimmer fand, wo er sich auf Mrs Rachel Lyndes Apfelblütendecke schlafen gelegt hatte. >Nur der Allmächtige weiß, wo dein Herrchen demnächst schlafen muss, du armer Kerl<, sagte sie und trug ihn vorsichtig hinaus. Aber bei Doc kennt sie kein Erbarmen. Sie sagt, in dem Moment, als Jem in Uniform auftauchte, hätte er sich auf der Stelle in Mr Hyde verwandelt, und das sei ja wohl der beste Beweis dafür, dass er ein Biest ist. Susan ist manchmal komisch, aber sonst ist sie eine gute Seele. Shirley sagt, Susan sei zur Hälfte ein Engel und zur Hälfte eine tolle Köchin. Aber Shirley ist auch der Einzige, mit dem Susan nie schimpft.
    Faith Meredith ist ein wundervolles Mädchen. Ich glaube, sie und Jem sind jetzt richtig verlobt. Wenn man Faith sieht, leuchten ihre Augen, aber ihr Lächeln ist ein bisschen steif und aufgesetzt, genau wie das von Mutter. Ob ich wohl auch so tapfer sein könnte wie sie, wenn ich einen Geliebten hätte, der in den Krieg zieht? Es ist schon schlimm genug, wenn der eigene Bruder geht. Mrs Meredith hat erzählt, Bruce hätte die ganze Nacht geweint, als er hörte, dassjem und Jerry gehen. Bruce ist ein netter kleiner Kerl. Ich mag ihn, obwohl ich mir sonst nichts aus Kindern mache. Babys mag ich überhaupt nicht, aber wehe, ich sage das laut, dann starren mich die Leute an, als hätte ich was ganz Unerhörtes gesagt. Aber ich mag sie nun mal nicht, warum soll ich das nicht zugeben. Wenn jemand ein hübsches Baby auf dem Arm hält, dann schaue ich es mir schon ganz gerne an, aber anfassen würde ich es nie. Das reizt mich auch kein bisschen. Gertrude Oliver meint, ihr ginge es genauso. (Sie ist sowieso die ehrlichste Person, die ich kenne. Sie sagt immer, was sie denkt.) Sie sagt, sie findet Babys langweilig, bis sie alt genug sind zum Reden. Dann mag sie sie, aber auch nur auf die Entfernung. Mutter und Nan und Di sind ganz verrückt nach Babys und finden anscheinend, dass mit mir da was nicht stimmt.
    Kenneth habe ich seit der Party nicht mehr gesehen. Einmal war er hier, nachdem Jem zurück war, aber ich war zufällig nicht da. Ich glaube, er hat mich mit keinem Wort erwähnt. Jedenfalls hat mir niemand etwas erzählt, und ich war fest entschlossen nicht nach ihm zu fragen. Es interessiert mich auch überhaupt nicht. All das bedeutet mir überhaupt nichts mehr. Das Einzige, was mich beschäftigt, ist, dassjem sich für den Frontdienst gemeldet hat und in ein paar Tagen nach Valcartier aufbrechen wird. Mein großer, wunderbarer Bruder Jem! Ich bin ja so stolz auf ihn!
    Kenneth würde sich bestimmt auch freiwillig melden, wenn das mit seinem Knöchel nicht wäre. Wenn das nicht Schicksal ist. Er ist der einzige Sohn seiner Mutter. Wie schrecklich müsste das für sie sein, wenn er gehen würde! Ich finde, einzige Söhne sollten überhaupt nicht gehen!«
    Während Rilla so dasaß, kam Walter durchs Tal daher, mit gesenktem Kopf und die Hände auf dem Rücken verschränkt. Als er Rilla erblickte, wollte er schon umdrehen. Aber plötzlich besann er sich eines Besseren und kam auf sie zu. »Rilla-meine-Rilla, worüber denkst du nach?«
    »Alles hat sich so verändert, Walter«, sagte Rilla betroffen. »Sogar du. Auch du hast dich verändert. Noch vor einer Woche waren wir alle so glücklich, und jetzt - ich kenne mich einfach nicht mehr aus!«
    Walter setzte sich auf einen Stein neben sie und nahm ihre Hand.
    »Ich fürchte, mit unserem bisherigen Leben ist es jetzt vorbei, Rilla. Damit müssen wir uns wohl abfinden.«
    »Es ist so schrecklich, wenn ich an Jem denke«, sagte Rilla. »Manchmal vergesse

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