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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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dass es auch Glück bedeuten kann, andere straucheln zu sehen. Dass ich einer Intrige zum Opfer gefallen war, wusste niemand. Die Arschlöcher in einem Betrieb erkennt man übrigens paradoxerweise daran: Man erkennt sie nicht. Denn ich sah Kollegen, die eigentlich ganz nett waren und mit Gaillard am Kaffeeautomatenstanden und mit ihm herumalberten. Sie kannten seine wahre Natur nicht. Nur ich wusste, wozu er imstande war, was meine Stimmung weiter verdüsterte. Ich hätte die ganze Geschichte auffliegen lassen können, doch das hätte wenig Sinn gehabt. Ich konnte überhaupt nichts beweisen. Wie hätte ich belegen sollen, dass er mir die ganze Zeit falsche Informationen gegeben hatte? Im Augenblick blieb mir nichts anderes übrig, als den Mund zu halten.
    Manche Folterknechte können von ihrem Opfer einfach nicht ablassen. Kaum hatte ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt, kam er herein:
    «Na, wie geht’s?»
    «…»
    «Weißt du, wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.»
    «Was willst du?»
    «Ich will, dass du jetzt nicht monatelang eingeschnappt bist. Wir müssen das abhaken, was geschehen ist.»
    «…»
    «Ich weiß, das ist nicht leicht für dich. Du hast hart gearbeitet, und jetzt bist du überhaupt nicht mehr beteiligt an dem Projekt …»
    «Kannst du bitte mein Büro verlassen?»
    «Ja, könnte ich, aber dann müsste ich ja gleich wieder reinkommen. Also, ich hab mit Audibert gesprochen … und du bekommst jetzt ein neues Projekt.»
    «Du hast mit Audibert gesprochen?»
    «Ja, wir haben die Kompetenzen ein bisschen andersverteilt, du hast ab jetzt meinen Weisungen zu gehorchen. So ist das Ganze wohl am einfachsten.»
    «…»
    «Na gut, ich hoffe, das neue Projekt wird dir gefallen. Du musst hier ja auch nicht Däumchen drehen …»
    «…»
    «Und was macht die Gesundheit?», fragte er im Hinausgehen, allerdings ohne meine Antwort abzuwarten.
    Ich hatte also seinen Weisungen zu gehorchen. Wie hatte ich mich abgerackert für diesen Laden! Wie viele Stunden und wie viel Schweiß hatte ich in diese Akten fließen lassen, um jetzt unter dem Pantoffel dieses gemeinen Gauners zu enden. Er genoss anscheinend seinen Triumph. Er hatte in ernstem Ton mit mir geredet und das dazugehörige Gesicht aufgesetzt, aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er hinter seiner Maske hämisch grinste. Ich spürte die heimliche Masturbation seiner Lachmuskeln. Es gab so viele Typen wie ihn, die sich an ihrer kleinen Macht aufgeilten. Ich schloss die Augen und konnte bis auf den Grund seiner Seele blicken.

    Er entsprach ganz dem Klischee jener Leute, die eine schwere Kindheit gehabt hatten und sich später dafür rächen wollten. Er war immer derjenige, auf den mit dem Finger gezeigt worden war. Um auch eine Freude am Leben zu haben, begann er, andere zu quälen. Indem er grausam zu anderen war, verbarg er mehr oder weniger diskret dasGrauen vor sich selbst. Er machte eine steile Karriere, doch auch die stillte seinen Rachedurst nicht. Der Erfolg befriedigte ihn nicht. Er kam sich wie ein Schwindler vor und fühlte sich chronisch minderwertig. Wenn er im Café saß, hatte er immer Angst, es könnte jemand kommen und ihn zum Gehen auffordern. Er spürte, das könnte jederzeit passieren. Dass die anderen ihn aus ihrer Gemeinschaft ausstießen. Also beschloss er, ihnen weiter das Leben zur Hölle zu machen. Auch Frauen blieben nicht verschont. Er schrie nachts unter den Fenstern unerreichbarer Schönheiten herum. Gab vor, ein Schwärmer, ein Wahnsinniger, ein Dichter zu sein. Aber im Grunde, das spürte ich, verachtete er Frauen. Nach einigen Jahren hatte er trotzdem eine gefunden, die ihn heiratete. Sie war ein paar Mal im Büro gewesen und hatte einen unendlich traurigen Eindruck auf mich gemacht. Wirklich unendlich traurig. Anfangs hatte sie diesen Kerl, der wild mit den Armen herumruderte, morgens voller Tatendrang aufstand und abends erschöpft ins Bett fiel, wohl noch irgendwie reizend gefunden. Ja, die geballte Ladung Hoffnung, die sich in dem kleinen Körper verdichtete, hatte sicher ihren Charme. Und er bemühte sich, ihr zu imponieren, sich von seiner besten Seite zu zeigen, sich durch permanente Verrenkungen einem Idealbild anzunähern. Aber man brauchte ihn nur jeden Tag aus nächster Nähe zu erleben, um ihm die Maske vom Gesicht zu reißen. Seine Frau erkannte schnell, wie er wirklich war. In ihren Augen konnte er Tag für Tag das Protokoll seiner Jämmerlichkeit lesen. Der Prinz hatte sich in eine Kröte

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