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Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zum Glück verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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der Räume beschäftigt, in denen der General sich bevorzugt aufhielt, beurteilte sie unter technischen wie ästhetischen Gesichtspunkten. Überließ nichts dem Zufall. Das Publikum konnte von Andy Malone erschöpfend recherchierte und bis ins kleinste Detail geplante Interviews erwarten.
    Gracie stellte ihr eine Kiste mit Zeitungsausschnitten und Erinnerungsstücken zur Verfügung, die sie über den General und seine Militärkarriere archiviert hatte. Andy ging den Inhalt sorgfältig durch und registrierte, dass die Berichterstattung ein paar Jahre nach dem Krieg aufhörte. Was sicherlich damit zusammenhing, dass er damals vorzeitig seinen
Abschied beim Militär eingereicht und sich auf die Ranch zurückgezogen hatte. Wo er schon seit Jahrzehnten relativ abgeschieden lebte. Wieso eigentlich? Diese Frage beschäftigte ihr argwöhnisches Journalistenhirn, ohne eine plausible Erklärung zu finden. Außer vielleicht, dass er den ständigen Presserummel um seine Person leid gewesen sein mochte. Schließlich notierte sie sich zwei Seiten Fragen für ihn.
    Ob das Abendessen wohl eine förmliche Angelegenheit wäre, rätselte sie. Sicher nicht. Also tauschte sie lediglich das Poloshirt gegen eine aparte Bluse aus cremefarbenem Chiffon mit kurzen Flatterärmeln. Weit ausgeschnitten, mit winzigen Perlmuttknöpfen, die unterhalb des Dekolletés begannen, bot diese tiefe Einblicke. Ihre Haare trug sie offen.
    Als sie das Esszimmer betrat, schob Lyon gerade den Rollstuhl seines Vaters an das lange Ende des Tisches und stellte die Bremsen fest. Sein Haar noch feucht schimmernd von der Dusche, sah er auf. Worauf ihre Blicke für einen mehr als schicklichen Moment miteinander verschmolzen und Andy verlegen murmelte: »Guten Abend.«
    Prompt tauchte er vor ihrem geistigen Auge mit nacktem Oberkörper auf, obwohl er natürlich korrekt gekleidet war. Ihr Puls beschleunigte sich rapide, als er ihr höflich einen Stuhl zurechtrückte und sein charakteristischer maskuliner Duft über sie hinwegwehte.
    Nebelhaft kam ihr zu Bewusstsein, dass sie allen Grund hätte, wütend auf ihn zu sein. Immerhin war er bei ihrer letzten Begegnung ausgesprochen rücksichtslos mit ihr umgesprungen. Hatte sie mutterseelenallein am Straßenrand stehen lassen und gnadenlos mit seinen stinkenden Auspuffgasen malträtiert. Aber statt sich zu ärgern, bekam sie bei seinem Anblick weiche Knie, wie sie verblüfft feststellte. Und hatte Schmetterlinge im Bauch, wie noch jedes Mal.
    Der General, der die Spannungen zwischen seinem Sohn und dem Gast nicht zu bemerken schien – oder geflissentlich ignorierte –, neigte den Kopf zur stillen Andacht. Die beiden jungen Leute schlossen sich ihm an. Noch während des Tischgebets gab Andy der Versuchung nach, heimlich zu Lyon zu spähen, der ihr direkt gegenübersaß. Die von dichten, dunklen Wimpern gesäumten Lider hoben sich behutsam und wurden ruckartig aufgerissen, als sie realisierte, dass Lyon sie unverhohlen schamlos musterte. Um der hypnotischen Anziehungskraft seiner grauen Tiefen zu entgehen, kniff sie die Augen schnell wieder zu und senkte erneut den Kopf.
    »Andy hat heute damit begonnen, hübsche Standorte für die Interviews auszusuchen«, hob der General an, nachdem Gracie ihm einen Teller Diätkost serviert hatte. Und Lyon und Andy bediente. Die Haushälterin hatte nicht zu viel versprochen, denn
das Essen war reichhaltig und sehr schmackhaft. »Puh«, seufzte Andy, »wenn ich weiter so zulange, platze ich irgendwann.«
    »Ach ja?« Interessiert hoben sich Lyons schwarze Brauen.
    »Ja. Ihr Vater hat mir netterweise freie Hand gelassen bei der Wahl der Locations«, betonte sie. Damit hatte sie seinem ungastlichen Sohn eins auswischen wollen, was aber leider nicht klappte. Um Lyons Mundwinkel herum zuckte es lediglich spöttisch. »Allerdings bin ich der Meinung, dass wir die Aufzeichnungen auf die Räume beschränken sollten, in denen sich Ihr Vater am liebsten aufhält.« Sie blickte zu General Ratliff. »Was halten Sie davon, wenn wir ein paar Außenaufnahmen machen? Alternativ würde ich nämlich gern einige Außensequenzen für die B-Rolle aufnehmen.«
    »B-Rolle?«, wollte Lyon wissen.
    »Das ist ein zusätzliches Band mit weiteren Szenen. Es kann mitunter ziemlich eintönig werden, wenn man auf dem Bildschirm dreißig Minuten lang mehr oder weniger die gleiche Einstellung sieht, nämlich wie zwei Leute in ihren Sesseln sitzen und miteinander plaudern. Um das aufzulockern, können wir diese

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