Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
Ihnen?«
»Es ist wunderschön! Das Wasser sieht ganz sauber aus.«
»Bei Tageslicht sehen Sie, dass es das auch tatsächlich ist. Es fließt über die Kalksandsteinfelsen hinweg und wird dabei gefiltert. Die Wasserqualität ist eine der besten hier in Texas.«
»Und die Bäume. Einfach bezaubernd.« Sie legte den Kopf in den Nacken und spähte durch die fedrigen Zweige der Zypressen hindurch in den sternenübersäten Abendhimmel. »Sie lieben dieses Fleckchen Erde, stimmt’s?«
»Ja. Vermutlich ging mancher davon aus, dass ich eine Karriere beim Militär ins Auge fassen würde wie seinerzeit mein Vater. Aber als er aus dem Militärdienst ausschied, war ich noch ein kleines Kind. Ich kenne ihn eigentlich nur als Rancher. Wir haben immer hier gelebt. Meinen Wehrdienst absolvierte ich in Vietnam, weil ich darauf spekuliert habe, dass man mich dort nicht unbedingt mit meinem berühmten Vater in Verbindung bringen würde. Das Militär ist absolut nichts für mich.«
»Und dann sind Sie Rancher geworden.«
»Ja. Ich besitze nebenbei noch ein paar Gewerbeimmobilien. Aber das hier liebe ich.« Er breitete die Arme zu einer ausladenden Geste aus, gleichsam als wollte er die Landschaft an sein Herz drücken.
»Eigentlich schade, dass Sie diese Schönheiten nur mit Ihrem Vater genießen können«, sagte sie, ohne groß darüber nachgedacht zu haben, und hätte sich augenblicklich auf die Zunge beißen mögen. Zweifellos schwante ihm, worüber sie sich heimlich den Kopf zerbrach.
»Wenn Sie wissen wollen, ob ich nie verheiratet war, hätten Sie mich auch ohne Umschweife danach fragen können, Ms. Malone. Und nicht hintenherum. Ich dachte, Sie sind für klare Worte.«
»Ich …«
»Zu Ihrer Information«, meinte er scharf. »Ich war verheiratet. Und bin vier Jahre lang durch die Hölle gegangen. Als sie die Ranch, das Haus, meinen
Vater und mich irgendwann satthatte, ist sie mit Sack und Pack abgehauen. Auf Nimmerwiedersehen. Die Scheidungsformalitäten liefen über ihre und meine Anwälte. Dank der segensreichen Erfindung moderner Kommunikationsmittel wie Post und Telefon.«
»Und jetzt projizieren Sie Ihren Hass auf sämtliche anderen Frauen.« Ärgerlich stieß sie sich von dem Zypressenstamm ab, an dem sie gelehnt hatte, und baute sich vor ihm auf.
»Nein. Man muss Gefühle für jemanden haben, um ihn hassen zu können. Sobald meine Ex weg war, empfand ich eigenartigerweise nichts mehr für sie. Richtig ausgedrückt ist es eher so, dass ich der Spezies Frau nicht über den Weg traue.«
»Demnach ziehen Sie das Modell eingefleischter Junggeselle vor?«
»Sie haben es erfasst.«
»Die Damen in Kerrville scheinen sich damit aber nicht abfinden zu wollen«, versetzte sie provozierend. Ihr war noch frisch in Erinnerung, wie die Motelangestellte auf Lyons Auftauchen reagiert hatte. »Da wird doch bestimmt auf Teufel komm raus probiert, Sie zu verkuppeln, oder?«
»Ja. Die Mütter hier in der Gegend lassen nichts unversucht, mir ihre Töchter anzuschleppen. Jede frisch geschiedene Frau macht mir Avancen. Einmal, bei einer Abendgesellschaft, war es bewusst so arrangiert worden, dass ich der Tischherr einer jungen
Witwe war. Wie sich im Gespräch herausstellte, war ihr Mann gerade einmal einen Monat unter der Erde.«
»Soll heißen, Sie lassen sämtliche Frauen eiskalt abblitzen.«
Er hatte auf einem Felsen gekauert und erhob sich. Langsam kam er auf sie zu und blieb so dicht vor ihr stehen, dass er sie fast berührte. »Nein, so war das nicht gemeint. Ich sagte nur, dass ich nicht mehr heirate . Glauben Sie etwa, ich lebte wie ein Mönch? Ich habe Bedürfnisse wie jeder Mann«, räumte er schonungslos offen ein.
Seine Stimme, in der eben noch eine zynische Bitterkeit über die gescheiterte Ehe nachgeklungen hatte, nahm mit einem Mal einen kehlig rauen, erotisierenden Tonfall an.
Nervös befeuchtete Andy ihre trockenen, bebenden Lippen, schnellte herum und ließ den Blick erneut zum Fluss hinunterschweifen. »Ich … ich finde, das hier ist ein Superplatz, um Außenaufnahmen zu machen«, stammelte sie. »Natürlich muss der Techniker das Wasserrauschen herausfiltern, aber …« Sie stockte, da sie plötzlich seine Hände auf ihren Schultern spürte. Große, starke, zupackende Hände. Angenehm warm und sensibel. Die sie rigoros herumwirbelten, dass sie nicht anders konnte, als ihn anzuschauen.
»Ich wette, Sie sind neugierig, stimmt’s?« Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht.
»Ich und neugierig?«, japste
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