Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
waren in einem schimmernden Korallenrot lackiert. Wie kostbare Schätze aus den Tiefen des Meeres …
Herrgott noch mal , fluchte er. Hast du sie noch alle, Ratliff? Kostbare Schätze aus den Tiefen des Meeres! Komm wieder auf den Teppich, Mann!
Trotzdem sah die Braut spitzenmäßig aus, kein Zweifel. Ach ja? Und deshalb musste er unbedingt einen auf pubertierender Depp machen, was? War schließlich nicht die erste Beauty, die ihm über den Weg lief, da waren bestimmt Attraktivere vor ihr. Aber die hier war was Besonderes. Sie hatte was …
Ihre Augen? Sicher, sie waren von einer ungewöhnlichen Farbe, aber … Nein, es war die Art, wie sie ihn anschaute, wenn er mit ihr sprach. Als wäre ihr ungemein daran gelegen, was er ihr zu sagen hatte. Sie interessierte sich für ihn. Mochte mehr von ihm wissen. Seine Meinung bedeutete ihr etwas.
Sachte, sachte, Ratliff. Lass dich nicht von ihr einwickeln, ja? Ist schließlich ihr Job, dir dieses Gefühl zu vermitteln. Das Handwerkszeug jeder guten Journalistin ist nicht zuletzt ihre Fähigkeit, anderen zuhören zu können.
Okay, sie hatte wunderschöne Augen, und damit kokettierte sie schamlos, wenn sie irgendetwas erreichen
wollte. Er wusste genau, dass sie log, sobald sie den Mund aufmachte. Egal, ob zum Reden oder zum Küssen.
Sieh den Tatsachen ins Auge, Mann, was ist schon ein Kuss? Du hast doch sonst nicht so viel hineininterpretiert. Manche Frauen machen einen auf leidenschaftlich, nur um an dein Scheckbuch zu kommen, schon vergessen? Weil sie wissen, dass es eben dazugehört. Weil es den Männern Spaß macht. Aber Andy … verflixt und zugenäht, sie ist anders. Andy, Andy.
Er ließ ihren Namen auf der Zunge zergehen. Ihre leidenschaftliche Hingabe war echt gewesen.
Sie hatte genauso auf diesen einen Kuss gebrannt wie er. Sie sehnte sich nach Zärtlichkeit. Sie wusste zu geben und zu nehmen. Bei ihr war er dermaßen erregt, dass er sie am liebsten auf der Stelle vernascht hätte. Dann hatte er Panik bekommen und sich fest vorgenommen, die Finger von ihr zu lassen. Und heute Morgen war ihm nichts Besseres eingefallen, als eine kleine Spritztour mit ihr zu unternehmen.
Sie ist Gift für dich, verdammt. Wieso beobachtest du sie heimlich aus dem Augenwinkel, Ratliff? Weswegen fixierst du ihre Hand? Damit klammert sie sich jedes Mal am Sitz fest, sobald du wieder irgendein Schlagloch erwischt hast. Glaubst du vielleicht, sie würde haltsuchend nach deinem Schenkel greifen, oder was?
Lyon riss sich aus seinen abwegigen Gedanken. Er bremste scharf. Unvermittelt flogen sie vornüber und wurde mit Wucht wieder in die Sitze gedrückt.
Andy schaute über die Klippen. Vor ihr erstreckte sich eine zauberhafte Landschaft. Sie waren in die Berge gefahren, von wo aus sie das Tal überblickten. Aus dieser Entfernung sah das Haus wahrhaft wie ein Spielzeug aus, malerisch in die Flussaue eingebettet.
Wieso schwieg er beharrlich, schoss es ihr durch den Kopf. Wartete er etwa nur darauf, dass sie etwas sagte? Kaum merklich drehte sie den Kopf in seine Richtung. Er starrte über den Überrollbügel des Jeeps hinweg. »Es ist schön hier oben«, meinte sie dann gepresst.
Er schob sich den Cowboyhut tief ins Gesicht und drehte ihr gefährlich langsam den Kopf zu. Fixierte sie mit bohrendem Blick. »Wer ist Les?«
Es war weniger die Frage als vielmehr seine schroffe Reaktion. Sie fühlte sich, als hätte er ihr im wahrsten Sinne des Wortes einen Schlag in die Magengrube versetzt. Einen Herzschlag lang blieb ihr die Luft weg. Sie atmete tief durch. »Les ist mein Chef.«
»Wie praktisch.«
»Was soll das jetzt wieder heißen?«
»Was das heißen soll? Treiben Sie es im Büro oder warten Sie damit bis nach Dienstschluss? Weiß er das schon mit gestern Abend? Dass Sie mit einem anderen
Mann herumgeknutscht haben, oder interessiert ihn das gar nicht? Womöglich pflegen Sie ja eine von diesen ›lockeren‹ Beziehungen.«
Eine flammende Röte schoss in ihre Wangen. Halb aus Scham, halb aus Verärgerung. »Wir haben keine Beziehung, wir sind lediglich gut miteinander befreundet.«
»Lügen Sie mich nicht an, verdammt. Ich hab nämlich alles mitbekommen. ›Ich weiß, dass du mich liebst, und ich liebe dich auch.‹«
»Sie haben gelauscht!?«
»Bestimmt nicht mit Absicht, wenn Sie das meinen. Sie standen im Flur und haben weiß Gott nicht geflüstert. Ich war auf dem Weg nach oben. Da hab ich zwangsläufig das eine oder andere gehört.«
Grundgütiger. Wie viel mochte
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