Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
noch einmal daran erinnert. Er erwartet Sie bei den Garagen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Andy, den Vormittag über lese ich. Bis meine Augen zu müde werden. Wenn Sie wollen, plaudern wir nach dem Mittagessen ein Weilchen.«
»Ja, und bitte, schonen Sie sich. Die nächsten Tage werden anstrengend für Sie.«
»Zum Ausruhen bleibt mir noch genug Zeit, Andy«, versetzte er trocken. »Ich freue mich auf die Interviews.« Damit steuerte er aus dem Raum.
Sie trank ihren Kaffee, derweil sie sich physisch und psychisch auf eine weitere Konfrontation mit Lyon vorbereitete. Was war wohl die passende Kleidung für eine Erkundungstour über eine Ranch? Jedenfalls nicht ihre enge Röhrenjeans und die unsäglichen Cowboystiefel, die er mit Häme bemerkt hatte! Kritisch blickte sie an sich hinunter. Weswegen sollte sie sich eigentlich umziehen? Ihre schmal geschnittenen Baumwollchinos und das kurze Stricktop waren goldrichtig für einen solchen Ausflug.
Soll er ruhig warten , überlegte sie schadenfroh, als sie nach oben ging, um Frisur und Make-up zu überprüfen. Nach kurzem Zögern griff sie zu ihrem Lieblingsduft und sprühte sich großzügig ein. Wenn er daraus irgendwelche Schlüsse ableitete, war er auf dem Holzweg. Für gewöhnlich legte sie nämlich immer einen Hauch Parfüm auf, auch am Tag.
Patio und Poolbereich wirkten einsam und verlassen, als sie durch die Glastür trat. Die kühle Morgenluft duftete blumig frisch. Wolken schoben sich vor die Sonne, eine sanfte Brise raschelte in den Zweigen der alten Bäume. Während sie wartete, lauschte sie andächtig auf das leise Rauschen, das vom Fluss herüberwehte.
»Guten Morgen.«
Erschrocken wirbelte Andy herum. In die friedvolle Schönheit ihrer Umgebung vertieft, hatte sie ihn gar nicht kommen hören. »Guten Morgen.« Sie gewahrte sein Eau de Cologne. Eine maskulinwürzige Holznote, die sie inzwischen mit ihm assoziierte.
»Abfahrbereit?«
»Ja.« Er kehrte ihr den Rücken zu und strebte mit langen Schritten zu einem Jeep, den Andy gar nicht bemerkt hatte. Mit einem Anflug von Skepsis stellte sie fest, dass der Wagen keine Türen besaß und anstelle eines Dachs lediglich einen Überrollbügel. Innen und außen lehmgebadet, war er auf den Buckelpisten der Ranch erkennbar im Dauereinsatz. Lyon ließ sich auf den Fahrersitz fallen, und sie glitt neben ihn. Bevor sie sich festhalten konnte, drückte er aufs Gas, und der Jeep rauschte los. In puncto rücksichtsvolles Autofahren hatte er noch eine ganze Menge zu lernen, fand sie.
»Gut geschlafen?«
»Ja«, schwindelte sie. Schon das zweite Mal an jenem Morgen. Verstohlen beobachtete sie, wie sich sein beachtlicher Bizeps anspannte, als er den nächsthöheren Gang einlegte. Gewahrte das Muskelspiel seiner Schenkel unter dem festen Jeansstoff. Ein erotisierendes Prickeln überkam ihre Wirbelsäule. O Schreck! Hastig wandte sie den Blick von seinem Schoß.
Seine Hände krampften sich um das Lenkrad, als müsste er sich gewaltsam kontrollieren. Er wirkte gereizt, als ob er jeden Moment aus der Haut fahren würde.
Sie beobachtete sein Gesicht unter dem breiten Flechtrand seines Cowboyhutes. Seine Züge spiegelten unnachgiebige Härte. Er presste die Lider zusammen zum Schutz der Augen. Vermutlich aber auch aus einem verärgerten Reflex heraus, um seine wutverklärte Wahrnehmung auszublenden.
Er schien nicht zum Plaudern aufgelegt, sondern konzentrierte sich mit zusammengebissenen Kiefern auf die holprigen Wirtschaftswege. Andy lenkte den Blick auf die traumhafte Landschaft. Ihm ein Gespräch aufdrängen? Einen Teufel würde sie tun! Er konnte froh sein, wenn sie überhaupt noch mit ihm redete, nach dem, was er sich am Vorabend geleistet hatte! Andererseits war es merkwürdig, dass er diesen Ausflug vorgeschlagen hatte und sie dann beharrlich anschwieg.
Soll sie doch der Teufel holen, fluchte Lyon heimlich. Er löste die verkrampften Hände vom Lenkrad. Streckte und reckte die Finger. Umklammerte das Steuer erneut mit schmerzhaftem Griff.
Warum nur sah diese Frau so umwerfend gut aus? Wenn sie ihre berufliche Karriere über ihr persönliches Glück stellte, was musste sie sich dann so aufstylen? Weshalb trug sie einen Fummel wie dieses Strickteil, das verheißungsvoll ihre weichen, vollen
Brüste umschmiegte? Hosen, die ihren süßen kleinen Hintern betonten? Und Sandaletten mit sündhaft schmalen Riemchen, dass es ihm ein Rätsel war, wie sie überhaupt darin laufen konnte. Ihre Fußnägel
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