Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
offensichtlich hatte er die Idee als völlig abwegig empfunden.
»Ich dachte, wir wollen Kinder.« Dabei hatte sie krampfhaft gelächelt.
»Doch, ja, sicher. Aber erst, wenn wir zu alt für all die anderen schönen Dinge sind. Ich liebe dieses Leben auf der Überholspur. Dass meine Frau so prominent ist. Wir bekommen in sämtlichen Restaurants die besten Tische, Freikarten für angesagte Events, wo ich vor versammeltem Publikum demonstriere:
›He Leute, schaut her, ich schlafe mit der berühmten Andy Malone.‹«
Andy hatte schon häufiger das Gefühl beschlichen, dass Robert in ihr lediglich eine Trophäe gesehen hatte – eine Trophäe, die er jede Nacht bestaunte, bewunderte, vergötterte. Und deshalb hatte sie zunehmend weniger Lust auf seine Zärtlichkeiten gehabt. Woraufhin die Trophäe ihren Reiz einbüßte. Irgendwann hatte Robert sich förmlich um einen Auslandsjob gerissen und war von da an ständig fort gewesen. Bei einer seiner Reportagen hatte er den Tod gefunden.
Er war unglücklich in ihrer Beziehung gewesen, redete Andy sich ein, sonst wäre er vermutlich nie nach Guatemala gegangen. Lyon hatte Recht. Sie fühlte sich mit verantwortlich für Roberts Tod, und um die nagenden Schuldgefühle zu mildern, versuchte sie, seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Ihn zu bestätigen, dass sie nicht zur Hausfrau und Mutter geboren war, sondern Karriere machen konnte. Seit drei Jahren lebte sie ausschließlich für ihren Job. Wie eine Besessene konzentriert auf den Fortschritt ihrer Karriere. Mittlerweile war sie sogar davon überzeugt, keinen Mann zu wollen, keine emotionale Bindung zu brauchen, als Single entschieden besser klarzukommen.
Seit dem Moment, da ihre Augen über Gabe Sanders’ Resopaltresen geglitten und mit Lyon Ratliffs Blick verschmolzen waren, wusste sie wieder, dass sie
einen Mann wollte . Er hatte ihr Herz zum Schwingen gebracht und ein schlummerndes Verlangen in ihr geweckt. Und jetzt, nach seinem Kuss, signalisierte ihr Körper eine Fülle sinnlicher Botschaften an ihr Gehirn. Ja, sie begehrte ihn , brauchte ihn wie die Luft zum Atmen.
»Guten Morgen, Andy. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
»Ja«, schwindelte sie. »Danke, General Ratliff. Ich wusste nicht, ob das Frühstück morgens gemeinsam eingenommen würde. Tut mir leid, wenn ich ein bisschen spät dran bin.«
»Kein Problem, ich hab Zeit. Ich kann jeden Morgen ausschlafen, obwohl ich viel lieber mit den Hühnern aufstehen würde, so wie Lyon. Was möchten Sie?«, wollte er wissen, da ihm Gracie eben ein Tablett mit seinem Frühstück hinschob. Es sah ähnlich fade aus wie seine übrigen Mahlzeiten.
Wie gewünscht brachte Gracie ihr Kaffee, Orangensaft und eine Scheibe Vollkorntoast. Kopfschüttelnd und missfällig zungenschnalzend gab die Haushälterin zu erkennen, was sie von einem solch dürftigen Frühstück hielt.
»Wie sehen Ihre Pläne für den heutigen Tag aus, Andy?«, erkundigte sich Michael Ratliff, als sie ihr Frühstück beendet hatte.
»Ich möchte meine Notizen noch einmal durchgehen, um daraus die Fragen für die einzelnen Interviewteile
zu formulieren. Auf diese Weise komme ich nicht in die Verlegenheit, mich zu wiederholen. Andererseits bin ich sicher, dass Ihre Antworten neue, interessante Aspekte aufwerfen werden, die ich vielleicht gar nicht bedacht habe. Ach, übrigens, meine Crew landet heute Abend in San Antonio und ist morgen früh hier.«
»Liebe Andy, arbeiten Sie nicht zu viel. Lyon bat mich, Ihnen auszurichten, dass er Sie nach dem Frühstück draußen erwartet.« Die Augen des alten Gentleman blitzten auf. »Wie er sagte, möchte er mit Ihnen einen Ausflug machen.«
4. Kapitel
E inen Ausflug?«
Über die Ranch. Die möchten Sie sich doch sicher gern ansehen, oder?« Andy mochte den General nicht enttäuschen, der sichtlich stolz war auf seinen Besitz und sie am liebsten persönlich herumgeführt hätte. »Ja, schon, aber ich bin zum Arbeiten hier und nicht zu meinem Vergnügen. Außerdem möchte ich Lyons kostbare Zeit nicht zu sehr beanspruchen. Er hat bestimmt anderes zu tun.«
»Das mag sein, aber wie ich meinen Sohn kenne, ist er durchaus in der Lage, Prioritäten zu setzen.« Michael Ratliff grinste aufgeräumt.
Nach der Geschichte vom Vorabend konnte Andy sich nicht wirklich vorstellen, dass Lyon gesteigerten Wert auf ihre Gesellschaft legte. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie sich da nicht verhört haben?«
»Nein, er hat es ausdrücklich betont und mich beim Hinausgehen
Weitere Kostenlose Bücher