Zum Heiraten verfuehrt
Schlaf tagsüber irgendwie nachholen muss, ich kenne dich schließlich. Immerhin weiß ich aus eigener Erfahrung, dass du dich nächtelang in irgendwelchen Clubs amüsierst. Und heute hast du dich aus alter Gewohnheit wieder einmal tagsüber ins Bett gelegt und die Kinder sich selbst überlassen.“
„Du kennst mich?“, konterte sie ungläubig. „Machst du Witze? Du kennst mich überhaupt kein bisschen. Und das unerfreuliche Szenario, das du eben beschrieben hast, hat niemals stattgefunden und wird auch nie stattfinden. Ich habe die Zwillinge noch nie alleingelassen, schon gar nicht abends oder nachts. Heute habe ich mich nur hingelegt, weil mir nicht gut war, aber das glaubst du mir ja sowieso nicht. Die Wahrheit interessiert dich nicht, du willst mich einfach nur dauernd schlechtmachen und kränken.“
„Leider habe ich einschlägige Erfahrungen mit dir. Oder hast du es vergessen?“
Rubys Gesicht brannte. „Du beurteilst mich aufgrund einer einzigen kurzen Begegnung vor sechs Jahren, bei der ich …“
„Bei der du so betrunken warst, dass du nicht mehr wusstest, was du tust?“
Seine zynische Verachtung war mehr, als Ruby in ihrem Zustand ertragen konnte. Seit Jahren machte sie sich Vorwürfe wegen ihres Verhaltens in jener Nacht. Da brauchte sie nicht auch noch Sander. Empört schüttelte sie den Kopf.
„Ganz bestimmt nicht! Nur töricht und naiv genug, um etwas für ein wunderschönes Märchen zu halten, was sich am Ende als Albtraum entpuppt hat“, fuhr sie bitter fort. „Deine Verachtung kannst du dir sparen, sie erübrigt sich, weil meine Selbstverachtung sowieso überwiegt. Natürlich ist mir heute schleierhaft, wie ich mir damals einreden konnte, du wärst etwas ganz Besonderes und mir vom Schicksal vorbestimmt, aber so sind die Menschen eben. Wir machen uns alle Illusionen.“
Ruby war schon wieder übel, in ihrem Kopf drehte sich alles. Erinnerungen an jene Nacht vor so vielen Jahren stiegen in ihr auf, an das, was sie mit ihm geteilt hatte. So viele Erinnerungen, dass sie darin zu ertrinken drohte. Sie hatte sich der naiven Hoffnung hingegeben, in seinen Armen die Geborgenheit wiederzufinden, die ihr durch den plötzlichen Tod ihrer Eltern entrissen worden war – eine Illusion, für die sie teuer bezahlt hatte.
„Das war doch alles nur Theater“, höhnte Sander. „Aber du hast dir umsonst Mühe gegeben, weil ich dich natürlich sofort durchschaut habe.“
„Du belügst dich selbst, wenn du das glaubst“, entgegnete Ruby erregt.
„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?“ Beim Sprechen kam Sander auf sie zu und zwang sie so zum Rückzug in ihr Schlafzimmer. Dabei trat sie versehentlich auf den herabhängenden Gürtel ihres Morgenrocks und zog an der Schlaufe. Der Morgenrock klaffte auf und gab eine wohlgeformte Brust mit einer dunklen Knospe frei.
Sander nahm es zynisch lächelnd zur Kenntnis und fragte in gefährlich sanftem Ton: „Ah, darauf willst du also hinaus? Na siehst du, da ist sie doch wieder, immer noch dieselbe alte Ruby. Aber warum eigentlich nicht? Du bist mir sowieso noch etwas schuldig.“
„Nein!“ Das Wort ging in dem Geräusch unter, das entstand, als er die Tür mit dem Fuß zuschob. Und dann presste er auch schon hart seinen Mund auf ihren. Ein Entkommen war nicht möglich.
Ihr Morgenmantel war kein Hindernis. Sander schob ihn ihr über die Schultern, während er sie mit einem Kuss bestrafte. Im Spiegel sah er ihren nackten Rücken, die schmale Taille. Ihre blasse Haut schimmerte wie die Innenseite der Muscheln, die unten am Strand vor seinem Haus angeschwemmt wurden. Plötzlich musste er daran denken, wie sie sich damals unter seinen Händen gewunden und gezittert und am Ende ihre Lust laut herausgeschrien hatte, so überaus leicht erregbar von der kleinsten Zärtlichkeit und nicht besser als ein Flittchen.
Sanders Zunge plünderte mit feuriger Leidenschaft ihren Mund, während er sich ganz genauso leidenschaftlich wünschte, sie aus seiner Erinnerung ausradieren zu können. Die süße Sinnlichkeit ihrer warmen Mundhöhle hüllte ihn ein und verleitete seine Zunge, ihre Erkundungen bis in die entlegendsten Schlupfwinkel auszudehnen. Der schlichte weiße Slip, den sie unter dem Morgenmantel trug, scheuerte am pochenden Beweis seiner Begierde. Er wollte sie lüstern und nackt, ohne die Tricks, mit der sie ihre Umwelt zu täuschen versuchte. Er wollte sie zwingen zuzugeben, dass sie war wie sie war, er wollte ihr schmerzhaft deutlich vor Augen
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