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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gewesen, bei den Zuhältern, bei den Strichjungen … sie haben nichts! Nur du allein kannst etwas besorgen!«
    »Das ist ein Irrtum, Toni! Begreif es doch!«
    Boltenstern betrachtete seinen Freund. Wie ein Mensch in zwei Monaten zusammenfallen kann, dachte er. Wer hätte daran gedacht, daß dieses LSD aus Huilsmann ein lallendes Kind macht? Nun wird er elend zugrunde gehen ohne dieses LSD. Er wird wahnsinnig werden oder sich das Leben nehmen, denn die wirkliche Welt wird ihm zur Hölle.
    »Du wirst dich erinnern, Alf, wo man es erhält«, sagte Huilsmann leise. »Sieh dir das an!«
    Er ging voraus, und Boltenstern folgte ihm neugierig. Sie kamen in einen kleinen Raum hinter dem großen Zeichenbüro. Vor den beiden Fenstern waren lichtdichte Rollos heruntergelassen. Eine Leinwand aus silberglänzendem Stoff hing an der Schmalwand. Huilsmann blieb hinter einem Filmapparat stehen.
    »Hier führe ich den Kunden Farbfilme über meine schönsten Häuser vor. Jede Vorführung hat bisher einen Auftrag eingebracht. Willst du ein paar schöne Häuser sehen, Alf?«
    Boltenstern setzte sich in einen der tiefen Sessel und schlug die Beine übereinander.
    »Wenn es dir Spaß macht, Toni. Es wird deine erste Aufführung sein, die keinen Auftrag einbringt.«
    »Wer weiß?« Huilsmann spannte einen Film in den Projektor, der Apparat begann leise zu surren. Auf der Leinwand erschien ein großes, weißes Rechteck. Licht.
    Boltenstern war gespannt. Er ist ein halb Verrückter dachte er. Man soll solchen Menschen nicht widersprechen. Und hinterher werde ich seine Häuser loben und ihn zu einem Genie erklären. Toni ist ein eitler Mensch, ein Narziß, der sich selbst liebt und bewundert. Lassen wir ihm das Vergnügen …
    Der weiße, zitternde Fleck erlosch. Ein Haus erschien auf der Leinwand … langgestreckt, aus Travertin und Glas, ein Traumhaus, wie man heute sagt, aber unter den Händen Huilsmanns zur Wirklichkeit geworden.
    Boltenstern sah sich erstaunt um. »Das ist dein eigenes Haus, Toni!«
    »Ja!« Die Stimme Huilsmanns war rauh. »Warte ab.«
    Das Bild wechselte. Ein harter Schnitt.
    Innenaufnahme.
    Das große Zimmer mit dem Kamin, den gläsernen Kästen mit den exotischen Blumen im Innenhof, der Sternendecke. Aufgenommen mit einem Weitwinkelobjektiv, das alles in dem Raum erfaßte.
    Auch die vier Männer, die auf der Erde saßen, und die vier halbnackten Mädchen, die um sie herumsprangen.
    Die rote Mary mit bloßem, quellendem Busen.
    Schreibert in der Unterhose.
    Erlanger mit einer Blonden.
    Boltenstern mit der Schwarzen.
    Huilsmann, wie er Gebäck servierte.
    Ein neuer Schnitt. Eine neue Szene. Später.
    Boltenstern hängt in jedes Sektglas einen Streifen Papier. Die anderen umdrängen ihn. Man sieht Schreibert gestikulieren. Erlanger küßt unlustig seine Partnerin auf den Brustansatz.
    »Du Schwein!« sagte Boltenstern in das leise Rattern des Projektors hinein. »Du grandioses Schwein!« Er sprang auf, so heftig, daß der Sessel über den Boden schlidderte und gegen die Wand krachte. »Du hast die ganze Party gefilmt. Du hast alles gefilmt!«
    »Alles!« sagte Huilsmann fast fröhlich. »Willst du es sehen? Wie Mary zur Apfelsine wird, wie Schreibert als russisches Nerzmännchen über die Taigabäume springt, wie ich tausend Türen entlangrenne und ein Klo suche …«
    Der Film lief weiter.
    Die ersten Anzeichen der LSD-Wirkung. Richard Erlanger saß auf dem marokkanischen Kissen und schien dumpfe Laute auszustoßen. Sein Mund war weit offen. Die rote Mary kugelte über den Teppich. Schreibert rannte hin und her, blieb vor Erlanger stehen und begann auf einem Bein zu hüpfen.
    »Jetzt paß mal auf, Alf, wie sich das im Film ausnimmt«, sagte Huilsmann rauh. »Du gehst gleich in die Garderobe, holst – nachdem du dir Handschuhe angezogen hast – den Schal von Richard, drückst ihn Hermann in die Hände und zeigst auf Richards Hals. Und Hermann beugt sich vor – Paß auf. Jetzt stößt du dich vom Kamin ab und gehst in die Halle …«
    Boltenstern war mit einem Sprung bei dem Projektor, packte ihn mit beiden Händen und schleuderte ihn gegen die Wand. Wie mit einem Aufschrei zerbarst er, die Splitter klirrten herunter, der Film ringelte sich wie eine flache Riesenschlange über den Boden. Gleichzeitig mit dieser Zerstörung knipste Huilsmann das Licht an und sah mit einem fast blöden Lächeln auf den rasenden Boltenstern. Er hätte Angst haben müssen, aber er wußte genau, daß er jetzt der Stärkere war.
    »Das war

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