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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal hart an die Schulter. »Toni, von alledem kein Wort zu den anderen!«
    »Hältst du mich für einen Idioten, Alf?« rief Huilsmann fast beleidigt.
    »Nein! Aber du warst immer ein leichtsinniger Vogel, dem der Verstand verdunstete, wenn die Hose aufsprang!«
    »Alf!«
    »Machen wir uns doch nichts vor, Toni! Wir sind alle etwas degeneriert, weil es uns zu schnell zu gut ging. Auch du! Du hast daneben gestanden, als Schreibert mit dem Schal Richard erdrosselte und hast dazu in die Hände geklatscht wie ein afrikanischer Mau-Mau-Trommler.«
    »Das ist nicht wahr …«, sagte Huilsmann tonlos. »Das ist gelogen. Ich habe im Rausch eine riesige Halle gesehen und ich rannte …«
    Boltenstern schnitt mit einer weiten Armbewegung Huilsmann das Wort ab. »Zwischen Rauscherleben und äußerem Rauschverhalten ist ein großer Unterschied. Du kannst im LSD-Rausch eine Nordpolfahrt erleben und ziehst dich in Wirklichkeit dabei aus! Alles ist ja verkehrt in diesem Teufelsrausch, nichts stimmt mehr zueinander.« Boltenstern nickte Huilsmann freundlich zu, der ihn mit starren Augen anblickte. »Laß uns davon schweigen, Junge! Dieser 21. Mai soll aus unserem Leben gestrichen werden. Und dazu muß der junge Ritter erst auf Vordermann gebracht werden! Unser Major schafft es schon! Kopf hoch, Junge!«
    Werner Ritter kam mit einer gewissen Hochstimmung nach Hause. Im Polizeilabor hatte man zwar den Kopf geschüttelt, als er mit seinen Papierschnipseln ankam, hatte sie unters Mikroskop gelegt und dann gesagt: »Löschpapier.«
    »Das weiß ich auch!« Werner Ritter klopfte mit dem Zeigefinger auf den Labortisch. »Aber mit dem Papier ist etwas los.«
    »Es ist ungebraucht. Keine Tintenpartikel –«
    »Es war feucht oder sogar naß, denn es verbrannte nicht vollständig im Kamin. Welche Nässe war in dem Löschpapier aufgesogen?«
    »Himmel noch mal, was ihr Kriminalisten alles verlangt!« Der Polizeichemiker, der heute Sonntagsdienst hatte und darauf eingestellt war, Blutproben auf die Schnelle nach Alkoholgehalt zu bestimmen, stieß sich vom Tisch ab und rollte auf seinem fahrbaren Stuhl so weit weg, daß er die Beine auf den Tisch legen konnte. »Welche Feuchtigkeit war in einem verbrannten Löschpapier? Alles können wir auch nicht!«
    »Können Sie Professor Ebbertz erreichen?« fragte Werner Ritter unbeeindruckt von dem Klagegesang des Chemikers. Er kannte so etwas.
    »Sie wollen doch nicht wegen einiger verkohlter Löschpapierfetzen den großen Ebbertz …« Der Polizeichemiker beugte sich zu Werner Ritter vor. »Sie sind noch jung, Ritter! Sie haben noch den Elan der jungen Hengste! Sie gebärden sich so wie die Revolvermänner in den amerikanischen Filmen! Glauben Sie mir … wir können hinterher nicht mehr feststellen, welche Phonstärke ein Furz hatte! Das geht nur bei unmittelbarer Messung!«
    »Trotzdem.« Werner Ritter nahm vorsichtig mit einer Pinzette den Löschpapierfetzen vom Objektträger des Mikroskopes und legte ihn wieder in die Glasschale wie einen selten reinen, blauweißen Brillanten. »Professor Ebbertz soll sich die Dinge einmal ansehen und analysieren. Ich habe es in der Nase, Doktor … in diesem Löschpapier war Rauschgift.«
    »Morphium, Kokain, Opium, Meskalin, Dolantin, Preludin und wie die ganzen Sächelchen heißen, können wir feststellen. Aber die verpackt man nicht in Löschpapier.«
    »Also ist es etwas anderes. Ich wünsche Professor Ebbertz viel Glück … es kommt einer Mondreise gleich …«
    Vorsichtig stellte der Polizeichemiker die Glasschale in einen durch mehrere Schlösser gesicherten Schrank. –
    Nun war Werner Ritter zu Hause, zog den Rock schon in der kleinen Diele aus, schob den Schlipsknoten herunter und öffnete den Kragenknopf. Aus dem Wohnzimmer tönte Musik. Major a.D. Konrad Ritter saß vor dem Fernsehgerät und ärgerte sich über einen Bericht, der sich mit den ostdeutschen Landsmannschaften befaßt hatte.
    »Du kommst mir gerade richtig!« schnaufte Ritter, als sein Sohn ins Zimmer trat, eine Flasche Bier in der Hand. »Nicht allein, daß die Politik zum Kotzen ist – jetzt fängt im eigenen Haus auch noch die Revolution an!«
    »Was ist denn los, Vater?« Werner Ritter setzte sich an die andere Schmalseite des Tisches. Major a.D. Ritter stand auf, drehte das Fernsehen aus und blieb mit angezogenem Kinn und den Händen in den Hosentaschen am Gerät stehen.
    »Die Staatsanwaltschaft hat die Akte Erlanger geschlossen.« Konrad Ritter atmete schwer. Seit einem Jahr war

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