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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Unterhosen entledigten und ebenso sommerlich bekleideten Mädchen girrend und prustend nachjagten wie Faune den Elfen.
    Dann saß Else mit brennenden Augen auf ihrem Schemel, die Augen an ihrem Sehschlitz, ihre Lippen zuckten, die Hände wurden ihr feucht, und ganz schlimm wurde es, wenn Toni Huilsmann an ihrem Schrank vorbeikam und so aussah, wie eine Else Lechenmaier eigentlich ihren Hausherrn nicht sehen sollte.
    Wenn Huilsmann dann am nächsten Morgen kurz angebunden, höflich aber unnahbar war, kam für Else eine Zeit der Qual. Sie rannte dann vor den Spiegel, drehte sich und begriff nicht, daß Huilsmann nicht entdeckte, wie schön sie sei … viel schöner als die Mädchen, die sie aus ihrem Schrank gesehen hatte.
    Auch Werner Ritter sah Else nicht, als sie in den Schrank huschte. Nachdem er die kleinen Löschpapiere sorgfältig verpackt hatte, verließ er schnell das Haus, schloß ab und klebte die Siegelmarken über die Türen. Else wartete, bis sie das Abfahren des Wagens hörte, dann schlüpfte sie aus ihrem Versteck, rannte zu dem Kamin und starrte in die Asche.
    Was hat er mitgenommen? dachte sie. Was hat da gelegen? Sie hockte sich vor das Feuerloch und schob mit dem Zeigefinger vorsichtig die Asche hin und her. Aber sie sah nichts als Buchenreste, verkohlte Holzstückchen und den Fetzen eines Taschentuches.
    Enttäuscht wanderte Else in dem großen Zimmer herum. Sie trank einen Kognak und wurde sich danach mit einem eisigen Schrecken bewußt, daß sie eingeschlossen und versiegelt war.
    »Das kann lustig werden!« sagte Else laut, aber es war ihr durchaus nicht fröhlich zumute. Sie ging zum Telefon und rief über die Haussprechanlage alle Zimmer an, bis sie Huilsmann fand. Er saß in seinem Architekten-Atelier und zeichnete eines seiner kaum bezahlbaren Traumhäuser.
    »Ich bin eingeschlossen!« sagte Else kläglich. »Was soll ich tun, Herr Huilsmann?«
    »Wo sind Sie eingeschlossen?« Huilsmann schien an alles zu denken, nur nicht daran, daß Else Lechenmaier im versiegelten Zimmer hockte. »Wer hat Sie eingeschlossen? Woher rufen Sie eigentlich an? Wieso kann man Sie einschließen?«
    »Ich bin im Wohnzimmer, Herr Huilsmann.«
    »Wo?« Else hörte, wie Huilsmann aufsprang. Der Stuhl fiel polternd um.
    »Der Kriminalbeamte hat mich eingeschlossen! Er war eben noch einmal hier … hat etwas im Kamin gefunden … und ist wieder weg. Ich bin ihm nachgeschlichen … und nun bin ich in dem versiegelten Zimmer.« Else wurde immer ängstlicher, je weiter sie sprach. Ihre Lage begriff sie erst jetzt richtig.
    Toni Huilsmann war Elses Qual gleichgültig. Er hatte etwas gehört, was ihn maßlos erregte. »Er hat etwas mitgenommen?« fragte er laut.
    »Ja. Aus dem Kamin.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß es nicht. Wie Papierschnitzel sah es aus. Er hat sie ganz vorsichtig aus der Asche geholt. Mit einer Pinzette. Und in eine Glasschale hat er sie gelegt.«
    »Das wissen Sie genau?«
    »Ich habe es doch gesehen, Herr Huilsmann.«
    »Das haben Sie brav gemacht, Else!« sagte Huilsmann kurz und legte auf.
    »Herr Huilsmann!« schrie Else und schüttelte den Hörer. »Wie komme ich denn hier heraus?! Ich kann doch nicht durch die Tür … ich werde doch bestraft, wenn das Siegel … Herr Huilsmann …«
    Sie ließ es wieder im Atelier schellen, aber Huilsmann meldete sich nicht. Dafür hörte sie draußen das Aufheulen des weißen Sportwagens. Huilsmann fuhr davon.
    »Ich will hier raus!« schrie Else und warf den Hörer gegen die Wand. Der Kunststoffhörer zersplitterte, und dann nahm sie in aufbrausender Wut und als Ableitung ihrer jagenden Angst den ganzen Apparat, warf ihn auf die Erde und zertrampelte ihn.
    Ohne zu ahnen, was daraus noch erwuchs, öffnete sie einfach das Fenster der Halle, kletterte nach draußen und drückte das Fenster wieder zu, so gut es ging. Dann lief sie durch den Kücheneingang wieder ins Haus, rannte zum Atelier und starrte das große Foto Huilsmanns an, das als Dekoration zwischen Aufnahmen seiner Bauten an der Längswand hing.
    »Du kalter Schuft!« schrie sie. »Alles tue ich für dich! Warum bemerkst du denn nicht, daß ich dich liebe?! Und warum bin ich bloß so blöd, mich in dich zu verlieben?! Ein Schaf bin ich! Jawohl. Ich weiß es! Aber ich kann ja nichts dafür, daß ich keinen Vater habe und meine Mutter mich ins Waisenhaus gegeben hat, und daß ich deinen Dreck wegkehren muß und nicht so ein feines Püppchen bin wie deine Weiber, die sich nackt auf dem Teppich kugeln

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