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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vor allem, weil der alte Kommerzienrat gesagt hatte: »Der Boltenstern ist mir zu unstet. Ich brauche für meine Werke einen kühlen Kopf. Einen nüchternen Rechner. Fantasten gibt es genug. Ich bin kein Zauberbudenbesitzer, sondern ein Industrieller!«
    Vor 11 Jahren. Wie die Zeit vorbeigerast ist! Und nun war es wie damals … man ritt zusammen aus, es war ein warmer Tag, Petras goldene Haare leuchteten in der Sonne.
    Sollte es wirklich möglich sein, die Zeit zurückzudrehen?
    »Ich begleite euch nur ein kleines Stück«, sagte Jutta und stopfte ihre Bluse in die Reithose. »Dann biege ich ab.«
    »Aha! Ein Rendezvous!« rief Boltenstern.
    »Mit 23 Jahren scheint mir das natürlich zu sein, Paps.«
    »Ganz schön frech bist du heute morgen!« Boltenstern straffte sich. Sein Pferd wurde herangeführt. Ein hoher, starker Rappwallach. Vulkano hieß er. Als er Boltenstern erkannte, schnaubte er und begann unruhig zu tänzeln.
    »Wer ist der glückliche junge Mann?« fragte Boltenstern, bevor er die Stiefelspitze in den Steigbügel schob und den Sattelknopf seines flachen englischen Sattels ergriff.
    »Wird noch nicht verraten, Paps! Wer zeigt denn seine Weihnachtsgeschenke schon zu Ostern?«
    Boltenstern lachte wieder und ritt hinüber zu Petra Erlanger. Alles geht nach Wunsch, dachte er zufrieden. Ich werde um Petras Hand anhalten, und der junge Ritter wird in die Familie aufgenommen. Eine reiche Frau, einen Schwiegersohn, der nie gegen seinen Schwiegervater ermitteln wird, um dessen Tochter nicht zu verlieren … das Schicksal ist eine blinde, alte Frau, die man behutsam durch alle Gassen führen muß.
    Für Boltenstern begann ein schöner Tag der Erfolge.
    »Du hättest Seelenarzt werden sollen!« rief Petra Erlanger. In einem leichten Trab ritten sie jetzt durch einen von der Sonne golden durchfluteten Wald, und die Haare flatterten ihr vor den blauen, großen Augen, die alles Samtene verloren hatten und fast hektisch glitzerten. »Deine Idee, jeden Morgen zu reiten, ist ein Gesundbrunnen für das Herz!«
    Jutta, die auf einem Schimmel hinter ihnen ritt, blieb etwas zurück, nahm die Zügel straffer und ließ ihrem Vater und Petra Erlanger einen größeren Vorsprung. Dann bog sie in einen Seitenweg ein, der zu einer Hügelgruppe führte mit einem Birkenwäldchen und hohen Haselbüschen.
    Boltenstern sah sich schnell um, als er die Hufe von Juttas Schimmel nicht mehr hörte. Er sah sie noch in den Seitenweg einbiegen und blickte unauffällig auf seine Uhr.
    »Wir sollten einmal in aller Klarheit miteinander sprechen, Petra!« sagte er und ritt nahe neben sie. Ihre Beine berührten sich, schabten beim Trab gegeneinander. Gerade, mit hocherhobenem Kopf, stolz wie eine Königin, ritt sie dahin. Durch die dünne Bluse drückte sich ihre kleine, feste Brust, unbeweglich trotz des Trabens, als sei sie aus Marmor geformt. Boltenstern bekam einen trockenen Hals.
    Die Zeit dreht sich wahrhaftig zurück! Elf Jahre versinken im Nichts. Wir sind wieder jung und verliebt … und kein Hindernis ist vor uns, das wir überspringen müssen, mit der Angst im Nacken, daran zu scheitern.
    »Petra!«
    »Was wolltest du sagen, Alf?« Sie sah ihn durch ihre flatternden Goldhaare an, und plötzlich erkannte Boltenstern, was Jutta ihm vor einer halben Stunde gesagt hatte: Sie ist kalt! Sie hat die Schönheit eines glatten, kühlen Marmors. Und er wird nicht wärmer, wenn man ihn in einen geheizten Raum setzt.
    Sie weiß, wie schön sie ist … aber auch ein Eisberg ist herrlich, wenn er auf dem Meer herantreibt, bläulich glitzernd in der Sonne, bizarr und faszinierend … bis man an ihm zerschellt.
    »Du hast Richard nie geliebt«, sagte Boltenstern. »Gib es zu, Petra. Ich weiß es von Richard selbst …«
    »Das ist eine Lüge!« Stolz sagte sie das, wie eine Königin, der man auf die Schleppe ihres Kleides getreten hat, ohne sich nachher kniend zu entschuldigen. »Ich habe Richard sehr geliebt.«
    »Und er?«
    »Ich weiß es nicht. Er ging seit Jahren seine eigenen Wege. Wege, die zu euch führten, seinen Freunden. Wege zu Parties mit käuflichen Mädchen. Habt ihr geglaubt, man durchschaue euch nicht? Die Dummheit der Männer ist ein Rätsel! Sie regieren die Welt und benehmen sich wie Jungen, die Kirschen stehlen. Du und Huilsmann und Schreibert … ihr führt ein barockes Leben.«
    »Wir sind alles Junggesellen oder Witwer. Aber Richard hatte dich … hatte die faszinierendste Frau weit und breit.«
    Petra Erlanger überhörte diese

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