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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war und Huilsmann singend ins Haus zurückkam, polterte es in dem großen Barockschrank, der auf der Diele stand. Huilsmann hörte es nicht, aber Else, die Augen an den Sehschlitz gepreßt, hielt den Atem an. Sie hatte alles gesehen … den Streit der Freunde, die Versöhnung, das kurze Essen, den Abschied … Nun starrte sie auf Huilsmann, der sich in dem riesigen Wohnzimmer nach einer unhörbaren Musik im Kreise drehte, Walzerschritte und Quickstepsprünge miteinander verband und die Arme ausbreitete, als laufe ihm ein Mädchen entgegen, das er auffangen wollte.
    Vorsichtig kletterte Else aus dem leeren Schrank, ordnete ihre Haare, zupfte das Kleid zurecht und klopfte dann gegen die Holzverkleidung des Rundbogens, der Halle und Zimmer trennte.
    »Herr Huilsmann«, sagte sie so unpersönlich, wie er es immer wollte. »Ich bin wieder da. Soll ich Ihnen das Abendessen servieren?«
    »O meine Tochter der Venus«, sagte Huilsmann und tanzte mit zierlichen Schritten auf Else zu. Seine Augen waren weit aufgerissen und glänzend, starr und wie aus Glas. Sein verzücktes Gesicht war naß von Schweiß, und während er sprach, mit einer lispelnden Stimme, bewegten sich seine Arme und Hände, als dirigiere er einen seligen Walzer.
    »Herr Huilsmann«, stotterte Else verwirrt. »Wenn Sie noch etwas warten wollen …«
    »Meine Geliebte …« Huilsmann riß Else an sich. Seine Kraft war so hart und wild, daß sie den schwachen Versuch einer Gegenwehr sofort aufgab, als sie an seine Brust gepreßt wurde. »Ich sehe dein Herz … deine Lunge glänzt wie aus Millionen Diamanten … und dein Blut ist purpurrot … O Tochter der Venus …«
    Er griff zu und riß Else die Kleider vom Leib. Da wehrte sie sich, schlug um sich, kratzte und trat. »Herr Huilsmann!« schrie sie grell. »Herr Huilsmann! Nein! Nein!« Aber was half es?! Ungeheure Kräfte waren in Huilsmann frei geworden. Er zerfetzte Kleider und Wäsche Elses, er packte sie wie eine Vase und trug die Schreiende vor sich her, und immer wieder preßte er den nackten, strampelnden Körper an sich und rief verzückt: »Du meine Tochter der Venus! Meine Geliebte! Neue Sonnen werden wir zeugen, eine neue Weltenrasse, die Wesen des leuchtenden Glases …«
    Und er trug Else weiter herum, trat die Tür zu seinem Schlafzimmer auf, schleifte das um sich schlagende Mädchen hinein, warf es auf das breite französische Bett und streckte die Arme weit von sich.
    »Eine neue Sonne!« schrie er. »Ein Himmel aus Purpur! Blätter aus Glas und Blüten aus Bergkristall! Ich komme zu euch … Wunderwelt, ich bleibe bei dir …«
    »Herr Huilsmann!« brüllte Else und trat um sich. »Ich liebe Sie, ja … aber jetzt sind Sie wahnsinnig! Ich will Sie nicht lieben, wenn Sie wahnsinnig sind … Hilfe! Hilfe!«
    »Hörst du, wie die Wolken singen?« Huilsmann warf sich mit ausgebreiteten Armen auf das Bett. »Oh, ich sehe dein Blut, Tochter der Venus. Rosenrot wird es … die Farbe der unsterblichen Liebe …«
    Boltenstern wartete, bis Elses Schreien zu einem Gurgeln überging und schließlich ganz verstummte. Er ging ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen ins Zimmer und schritt die Wände ab. Er klopfte an die Füllungen, untersuchte die Schnitzereien der Schränke, kroch in das große Feuerloch des offenen Kamins, stellte sich auf einen Stuhl und suchte die Decke ab.
    Nirgendwo eine Kamera. Wenn Huilsmann sie irgendwo in diesem Zimmer montiert hatte, war die Tarnung vollkommen.
    Boltenstern sah ein, daß diese Suche sinnlos war. Er wandte sich zum Bürotrakt, hörte, als er an Huilsmanns Schlafzimmer vorbeischlich, den stummen, keuchenden Kampf zweier Menschen, und beeilte sich, in Huilsmanns Atelier zu kommen.
    In der Ecke stand der Panzerschrank, von dem Jutta gesprochen hatte. Die dicke Tür war geschlossen, das Kombinationsschloß eingestellt. Nur mit einem Sauerstoffgerät war es möglich, diese massive Stahltür aufzuschweißen.
    Man kann nicht immer Glück haben, dachte Boltenstern und wandte sich ab. Und doch hoffte er, daß dieser Abend langsam, aber stetig den Erfolg auf ihn zutrieb. Huilsmann war ein schwacher Charakter, ein Genußmensch, der alles hergab, wenn er vom Leben Zärtlichkeit und Lust kaufen konnte. Jetzt war er in einem seltsamen LSD-Rausch … keine Alpträume quälten ihn, keine verzerrten, apokalyptischen Bilder, sondern die Verbindung von LSD mit Zucker zauberte Märchenwelten, schenkte berauschende Bilder von Liebe und neuen Welten, versetzte ihn in einen Zustand des

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