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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Glücks, den er nie vergessen würde.
    Nie … auch wenn er wieder nüchtern war.
    Ein Glücksrausch, der so stark war, daß man ihn immer wieder erleben möchte.
    Die Geburt der Sucht aus dem Erlebnis des Glücks.
    Der Wahnsinn.
    Boltenstern verließ das Haus Huilsmanns und fuhr mit dieser Hoffnung nach Hause. In den nächsten Wochen würde sich zeigen, ob Huilsmann noch ohne das LSD auskam. Verfiel er der violetten Welt des Rausches, sah Boltenstern in ihm keine Gefahr mehr.
    Erst gegen Morgen ließen die Visionen nach. Die Tochter der Venus entschwebte in einer gelben Rosenblüte zu den Sternen.
    Huilsmann fiel auf die Knie, sein Kopf schlug gegen den Nachttisch. Grenzenlose Übelkeit überkam ihn … die ganze Welt erschien wie ein riesiges Spuckbecken.
    Auf dem Bett lag Else. Ohnmächtig. Den weißen Körper mit Striemen übersät, mit sich bläulich färbenden Flecken, mit roten, aufquellenden Abdrücken von Zähnen, die sich in ihr Fleisch gebissen hatten.
    Sie atmete kaum. Sie war untergegangen in einem Orkan, für den es keine hemmenden Grenzen mehr gab.
    Jutta holte Werner Ritter am nächsten Tag vom Mittagessen vom Polizeipräsidium ab.
    Sie begrüßten sich herzlich, und doch war zwischen ihnen eine merkwürdige Scheu, als hätten sie gemeinsam etwas Unrechtes getan und wären dabei ertappt worden. So sehen sich Kinder an, die von den Eltern auseinandergerissen wurden und die sich nun doch heimlich trafen, weil man so schön zusammen im Sandkasten spielen konnte.
    »Hat sich dein Vater wieder beruhigt?« fragte Ritter, als sie in dem kleinen Altstadtlokal saßen, Hacksteak mit Bohnen aßen und aus den schmalen, hohen Gläsern das rheinische obergärige Bier tranken. »Ich hätte nicht gedacht, daß er ein so blendender Schauspieler ist.«
    Jutta sah Werner Ritter erschrocken an. »Schauspieler?« sagte sie. »Paps war entsetzt. Ich weiß nicht, was mit dir los ist … was hast du eigentlich gegen Paps?«
    »Es ist alles eine verfahrene Karre, Liebling.« Ritter stocherte in seinem Essen herum; er hatte gar keinen Hunger, und jeder Bissen schmeckte wie in fade Mehlsoße getunkt.
    Außerdem hatte er eine böse Nacht hinter sich. Wieder eine der vielen Nächte, in denen sich die Familie Ritter gegenseitig aufrieb.
    Nach der peinlichen Begegnung mit Boltenstern war er sofort nach Hause gefahren und traf seinen Vater bei der Lektüre eines Rundschreibens, das der BUND DEUTSCHER DIVISIONEN verschickt hatte und zu dem großen Treffen im August in Nürnberg einlud. Obwohl Konrad Ritter selbst dieses Rundschreiben verfaßt hatte, ärgerte er sich maßlos. Der Vorstand hatte Verbesserungen vorgenommen. Kleine Retuschen, aber Konrad Ritter war in dieser Hinsicht sehr empfindlich. Da hatte er zum Beispiel geschrieben: »Das Traditionsbewußtsein ist wie eine blutgetränkte Fahne, die uns voranflattert und die wir mit allem, was wir einzusetzen haben, schützen …« Der Vorstand hatte das Wort blutgetränkt weggelassen, aber gerade darauf war es Konrad Ritter angekommen.
    »Als wenn man einen Aufsatz schreibt und die Lehrer korrigieren darin herum!« rief Major a.D. Ritter, als er seinen Sohn sah. »Lies dir das durch! Bin ich ein Schuljunge? Muß man mich verbessern? Aber so ist es immer und überall: Da sitzen ein paar Kerle, die sich als Nabelschnur der Welt vorkommen und die alles besser wissen! Daran kranken wir, Werner: an der verfluchten deutschen Besserwisserei!«
    »Ich soll am Sonntag zwischen elf und zwölf Uhr um die Hand Juttas anhalten, Vater.« Werner Ritter lehnte sich gegen den Bücherschrank, in dem von Clausewitz bis Rundstedt alle Heerführermemoiren vorhanden waren. Konrad Ritter ließ den Rundbrief des BdD sinken. Der Ton, in dem sein Sohn diese an sich freudige Mitteilung machte, irritierte ihn.
    »Wieso muß?« fragte er, denn dieses Wort stieß ihn besonders ab.
    »Boltenstern verlangt es. Er hat eine Situation zwischen Jutta und mir mißverstanden und hat getobt.«
    »Aha! Ihr habt euch also wieder irgendwo geknutscht? Wieder Rosengarten von Schloß Benrath?«
    »Die Einzelheiten, Vater, erkläre ich dir später. Es geht vordringlich darum, daß in drei Tagen Sonntag ist.«
    »Dann häng deinen dunkeln Anzug heraus, bürste ihn aus, kaufe einen schönen Blumenstrauß und mach dich auf den Weg, mein Junge«, sagte der alte Ritter gemütlich. »Meinen Segen habt ihr ja schon.«
    »Es geht nicht, Vater.« Werner Ritter vermied es, seinen Vater anzusehen. »Du mußt zu Boltenstern gehen und ihm

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