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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bist total besoffen! Fahr nach Hause, Alf!«
    »Wo hast du die Kameras eingebaut?« fragte Boltenstern. »Noch weiß es keiner. Nur ich allein. Aber wenn ich dem Major das sage und den anderen, die du mit den Mädchen beim Pi-pa-po fotografiert hast … Toni, sie hängen dich auf. Das ist dir doch klar? Kleinholz machen sie aus dir.«
    Huilsmanns Augen flatterten. Er hatte Angst, das sah man ganz deutlich, und weil er Angst hatte, rettete er sich in die Frechheit, den Hafen der Feiglinge.
    »Sie werden Kleinholz aus dir machen, wenn ich ihnen von deinem LSD erzähle! Du hast uns nämlich belogen. Du wußtest genau, daß Verbrechen dabei entstehen können. Du hast die Wirkung des Rauschgiftes verniedlicht.« Huilsmann lächelte böse. »So unbekannt ist dieses LSD gar nicht mehr. Ich habe gestern noch eine Dame der Gesellschaft gesprochen, die sich jede Woche am Samstag 60 Mikrogramm LSD gönnt, um dann Männer zu verschleißen wie Messalina. Bei ihr habe ich Bilder aus Amerika gesehen … und erst da wußte ich richtig, was du mit uns gemacht hast!«
    »Warum hast du die Fotos gemacht?«
    »Ich bin begeisterter Fotoamateur. Ein Hobby, mein Lieber …«
    Boltenstern setzte sich wieder, zog die kleine fahrbare Spirituosentruhe zu sich und goß sich einen Genever ein. »Du bist eine ganz erbärmliche Ratte!« sagte er dabei. »Fünf Freunde waren wir, aber das scheint auf der Welt schon zuviel zu sein. Ein Lump ist immer darunter! Gib die Bilder und die Negative heraus.«
    »Und wenn ich es nicht tue?« schrie Huilsmann, sicher hinter seiner kleinen Pistole. »Sprich mit mir nicht wie mit einem Säugling! Von uns allen – mit Ausnahme des armen Richard – bin ich der Erfolgreichste! Ich habe euch nicht nötig!«
    »Und was wärest du jetzt, wenn wir dich in Meseritz hätten liegen lassen?«
    »Meseritz! Hör mir damit auf! Ihr habt alle auch nur Angst gehabt und seid gerannt wie die Hasen! Das Leben gerettet – wenn ich das schon höre! Soll ich deswegen euer Sklave sein und eure Schuhspitzen küssen?! Ich habe Konrad ein zinsloses Darlehen von 20.000 Mark gegeben, Schreibert hat sein Haus zu einem Vorzugspreis bekommen, und dir habe ich 1960 pure 50.000 Mark geliehen! Natürlich, ja, du hast sie zurückgezahlt … mit Erlangers Geld übrigens, oh, ich weiß alles! … Aber ich wollte dir nur sagen, daß ich meine Schuld längst durch Hilfe bei euch bezahlt habe!«
    Boltenstern trank den zweiten Genever. »Du bist wirklich nur eine miese Type«, sagte er. »Und so was war Fähnrich und wollte Offizier werden! Na ja.« Boltenstern erhob sich. Das Knie, vor allem das Schienbein, gegen das Huilsmann ihn getreten hatte, schmerzte noch stark. Ein großer blauer Fleck mußte sich dort bilden. Boltenstern humpelte etwas, als er in die Eingangshalle ging. Huilsmann folgte ihm, die Pistole noch immer in der Hand.
    »Wo willst du hin?« fragte er.
    »Ein paar Fässer Benzin holen und dein Haus anstecken!« antwortete Boltenstern. Huilsmann lachte hell.
    »Nun bist du wieder der alte, Alf! Das ist schön. Warum streiten wir uns eigentlich? Wir fünf – jetzt sind es nur noch vier – sind so miteinander verwachsen, daß wir praktisch gegen uns selbst wüten, wenn wir gegeneinander streiten. Wir sind an den Hirnen zusammengewachsene Vierlinge, Alf … dazu wissen wir zuviel voneinander. Los, komm … iß zu Abend bei mir. Else ist in die Stadt gefahren, sie wollte irgend etwas für die Küche einkaufen. Aber im Kühlschrank ist alles. Kaltes Huhn, echter russischer Lachs, Malossolkaviar, und ein paar Toastschnitten bekomme ich mit dem automatischen Röster auch noch fertig.«
    Boltenstern blieb stehen. Die Verwandlung Huilsmann von einer frechen, um sich beißenden Ratte zu einem gastfreundlichen Kameraden war zu abrupt. Sie geschah schneller, als sich ein Chamäleon verfärben kann.
    »Hast du eigentlich gar keinen Charakter?« fragte er und drehte sich langsam um.
    Huilsmann schüttelte fröhlich den Kopf. »Hätten wir mit Charakter das erreicht, was wir heute sind? Charakter ist der unverständliche Luxus, den sich der Erfolglose leistet. Hast du schon einmal Skrupel gehabt, Alf?«
    Boltenstern gab keine Antwort, aber er ging in das riesige Zimmer zurück, setzte sich an den Kamin, zog die Bar wieder zu sich heran und schüttete sich einen neuen Genever ein.
    »Ich esse gern etwas kaltes Huhn«, sagte er. »Und wenn du Sprudelwasser mitbringst.«
    »Sofort, Alf!« Huilsmann rannte wie ein geschlagener und zur Eile

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