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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ähnlich. Könnte man direkt mit einer Partei verwechseln – haha!«
    Boltenstern hatte in diesen Minuten keinen Sinn für Ritters gehobenen Humor. Er hatte die Lippen zusammengepreßt und die Hände in den Rocktaschen zur Faust geballt.
    Die Fronten waren nun geklärt. Wie ein Jagdhund hatte Werner Ritter eine Spur aufgenommen, und Boltenstern hatte das Gefühl, daß es sinnlos war, wegzulaufen, sondern besser, sich auf eine Verteidigung einzurichten. Woher Ritter diese Spur hatte, interessierte ihn jetzt wenig; wichtig war, zu wissen, wie weit Werner Ritter mit seinen Ermittlungen war.
    »Ich kenne kein Rauschgift mit so einem blöden Namen«, sagte Boltenstern laut. »Aber ich kenne einen jungen Mann, der der Ehre meiner Tochter zu nahe getreten ist und jetzt kneift. Der Sohn eines Majors! Das ist eine Schande!«
    »Ich weiß. Aber was soll ich tun?« Konrad Ritter trank den fünften Kognak. Er merkte ihn bereits, um seinen Kopf kreisten die Gedanken wie kleine Mücken. Es brummte und summte, und in den Beinen wurde die Welt leicht. Als er jetzt zwei Schritte auf Boltenstern zuging, war es ihm, als berühre er gar nicht den Boden. »Aber ich bin dein Freund, Alf! Ein sehr geplagter und niedergebrochener Freund, denn solch einen Sohn habe ich nicht verdient. Soll ich dir einen Rat geben?«
    »Bitte.« Boltenstern hielt den Major fest. Er war über eine Teppichfalte gestolpert.
    »Fahr weg! Vier Wochen. In den Süden. Nimm Petra mit …«
    Boltenstern ließ Ritter sofort wieder los. »Wieso Petra?« fragte er schnell.
    »Du liebst sie doch.«
    »Dummheit!«
    »Mensch, leugne doch nicht alles! Man spricht doch schon darüber. Im Golfklub, beim Reiterverein, im Tennishaus. Jeder weiß doch, daß Richard mit Petra nur eine Ehe auf dem Papier geführt hat. Er hatte zu viel Arbeit und Erfolg, und sie war zu stolz und kühl. Das konnte nicht gutgehen. Eisberge muß man sprengen können … und du kannst das! Also, wie ist's? Fahr weg mit ihr! Keiner nimmt dir das übel. Im Gegenteil, sie nehmen es dir alle übel, wenn du nach Ablauf des Trauerjahres Petra nicht heiratest! Und außerdem braucht die Arme Ruhe.«
    Boltenstern setzte sich und legte das Kinn auf die gefalteten Hände. So starrte er auf die halbleere Flasche Kognak und überlegte, ob das ein kluger Rat des Majors war.
    »Vielleicht sollte man das tun«, sagte er schließlich. Konrad Ritter marschierte durch den großen Raum, der Alkohol wirkte, ließ die Augen glänzen und ihn die Situation vergessen, in der er war. »Über das Verhalten deines Sohnes sprechen wir später, Major. Vorerst verbiete ich ihm den Umgang mit meiner Tochter!«
    »Und ich ihm den Umgang mit deiner Tochter!« schrie Konrad Ritter. »Nur – wie wollen wir das verhindern? Wir können sie nicht an die Kette legen. Und die Kinder sind großjährig!«
    »Ich werde Wege finden.« Boltenstern goß Ritter noch ein Glas ein. »Unsere Freundschaft soll nicht darunter leiden, Major. Wir haben schon anderes durchgestanden.«

8
    Die Gesichtsverletzungen Hermann Schreiberts waren so weit ausgeheilt, daß man im Städtischen Krankenhaus nichts mehr tun konnte. Was jetzt kam, waren kosmetische und Wiederherstellungsoperationen, für die es Spezialkliniken gab.
    Nur noch einmal war Madeleine Saché, die Geliebte Schreiberts und sein Chef-Mannequin, ins Krankenhaus gekommen, um zu klagen und ihr Böckchen zu beweinen. Weniger der Kummer trieb sie in das Krankenzimmer als vielmehr die Anweisung Schreiberts an seinen Buchhalter, Fräulein Saché nichts mehr auszuzahlen.
    Wie eine Amazone (nur nicht mit bloßem Busen) kämpfte Madeleine gegen Chefarzt, Oberarzt und Stationsschwester, um bei Schreibert vorgelassen zu werden. Schließlich wußte man sich keinen Rat mehr und rief bei Schreibert an.
    »Lassen Sie sie raufkommen«, sagte Schreibert. Da seine Lippen vernarbt und dadurch etwas gekräuselt waren, lispelte er beim Sprechen. Dazwischen zischte ein Pfeiflaut, der den Eindruck hinterließ, als pfeife Schreibert neuerdings die Worte.
    Schreibert stand mit dem Rücken zur Tür, als Madeleine Saché ins Krankenzimmer stürmte, die Arme ausbreitete und enthusiastisch »Mein Liebling! Mein Böckchen! Mein Wälzerchen!« rief. »Du bist gesund! Du hast keinen Verband mehr! Du kannst wieder gehen! Komm zu mir, mein Süßer! Ich sehne mich nach deinen Küssen …«
    Schreibert schwieg. Er drehte sich bloß um und sah Madeleine an.
    Wie ein Schlag traf es sie. Mit ausgestreckten Armen blieb sie wie

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