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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Arbeitszimmer. Dort blieb er stehen, das Kreuz durchgedrückt wie auf der Parade, und als Boltenstern eintrat, nahm er die Haken zusammen und machte eine knappe Verbeugung.
    »Major – du?« rief Boltenstern. Er sah frisch und von den Morgenritten etwas gebräunt aus und ging Ritter mit ausgestreckten Armen entgegen. »Steh nicht herum wie ein Leichenwäscher … schließlich bist du gekommen, um eine frohe Sache zu erledigen. Einen Kognak, Major?«
    »Lieber Kamerad Boltenstern …«, setzte Konrad Ritter an. Boltenstern blieb ruckartig stehen und musterte seinen Freund verblüfft.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Ich stehe hier als Stellvertreter meines Sohnes …«
    »Das ist bekannt, Major! Laß die Faxen, setz dich, trink einen Kognak und sag, wann wir heiraten.«
    Konrad Ritter blieb stehen. Die Freundlichkeit Boltensterns verdarb sein ganzes Konzept. Er hatte sich auf einen Kampf vorbereitet, und was geschah? Er wurde gestreichelt. Das war eine gegnerische Taktik, die man im Clausewitz nicht nachlesen konnte.
    »Die Lage ist kritisch, Kamerad Boltenstern«, nahm Ritter seinen Vormarsch dann wieder auf. »Ich bin gekommen, um einige Erklärungen abzugeben und um meinen Sohn Werner zu entschuldigen. Ich stehe hier nicht, um zu werben, sondern um abzusagen.«
    »Ach so.« Boltenstern stellte die Kognakflasche, die er aus einer Klappe im Bücherschrank geholt hatte, mit einem harten Laut auf den Tisch. Ritter zuckte zusammen. Der erste Schuß. Das Feuer wurde eröffnet. »Er ist ein Feigling?«
    Major Ritter wurde hochrot. Es war sonst nicht üblich, daß man so miteinander sprach, und Ritter verfluchte innerlich die Zusage, die er seinem Sohn gegeben hatte, mit Boltenstern alles zu regeln.
    »Mein Sohn hat zwingende Gründe«, sagte er laut.
    »Die habe ich auch! Wenn ich meine Tochter dreiviertel entkleidet in den Armen eines Mannes sehe …« Boltensterns Stimme schwoll an. »Nur daß er dein Sohn war, rettete ihn davor, daß ich ihn damals auspeitschte! Jeden anderen Kerl hätte ich zu Boden geknüppelt!«
    Konrad Ritter verlor seine Steifheit. Er warf seinen dunklen Hut auf einen der Sessel, ging zum Tisch, nahm die Kognakflasche, entkorkte sie, goß sich ein Glas voll und trank es wie eine lebensrettende Medizin.
    »Alf, das Ganze ist doch lächerlich! Du weißt, daß Werner deine Jutta liebt, wir beide wissen, wie schön es wäre, wenn unsere Kinder heiraten würden, wenn unsere Familien zusammenkämen, die Ritters und die Boltensterns, wenn einmal ein Geschlecht echten Deutschtums …«
    »Laß deine Sprüche bei mir, Major«, unterbrach ihn Boltenstern. »Warum kneift dein Sohn?«
    »Er ermittelt wieder«, antwortete Ritter und trank schnell noch einen Kognak. Es war möglich, daß er in fünf Minuten keinen mehr bekam, und Boltenstern hatte einen vorzüglichen, zehn Jahre alten Prince de Polignac. Deshalb schüttete er sich auch noch einen dritten ein.
    »Ermittelt?« wiederholte Boltenstern gedehnt. Er wandte sich ab und ging zum Fenster. »Gegen wen?«
    »Gegen euch alle. Warum habt ihr Idioten auch solch einen Zirkus veranstaltet? Konntet ihr nicht eure Äpfelchen wegknabbern ohne diesen Affentanz? Hat es euch nicht mehr genügt, nackte Weiber wie Murmeln übern Teppich zu rollen?«
    »Was sagt dein Sohn sonst noch?« fragte Boltenstern. Auf die Klagen Ritters ging er nicht ein; er hatte sie anscheinend gar nicht gehört, denn seine Gedanken arbeiteten bereits an anderen, aktuelleren Problemen.
    »Hör mal … habt ihr bei diesem Abend irgend so ein blödes Rauschgift geschluckt?«
    »Dummheit! Behauptet das dein Sohn?«
    »Er deutet es an!« Major Ritter goß den vierten Kognak ein. Wo bekommt man schon zehn Jahre alten Prince de Polignac? »Alf, zu mir kannst du ehrlich sein! Das weißt du! Ich helfe euch, wo ich kann! Ich fühle mich sowieso schon wie ein Kurier, der zwischen dir, Werner und Dr. Breuninghaus, dem Oberstaatsanwalt, hin und her pendelt. Die Wahrheit, Junge: Habt ihr solch ein Sauzeug geschluckt?«
    »Nein! Frage die anderen, Major, die werden es bestätigen.«
    »Die anderen! Da kann ich auch den Spiegel fragen, wenn ich mich ansehe!« Ritter wischte sich über die Stirn, er schwitzte heftig vor innerer Erregung. »Also kein Rauschgift?«
    »Zum Teufel, nein!« Boltenstern fuhr herum. »Welches denn? Und woher?«
    »Woher, das ist kein Problem. Und welches? Haschisch zum Beispiel. Oder so 'n Zeug, eine Abkürzung, ich hab' da was gehört von Werner … klingt wie MPS oder so

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