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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glaubte wieder an das Schöne … und dann kamen Sie! Am Abend im Smoking … am nächsten Mittag in Ihrer widerlichen Dreiecksbadehose! Ich sah, wie Corinna zu zittern begann, wie das Raubtier wieder in ihr erwachte, und ich war machtlos, es aufzuhalten. Aber ich kann verhindern, daß es sich fortsetzt.«
    »Und wie wollen Sie das verhindern?« fragte Schreibert. Zu Boden schlage ich ihn, dachte er. Mit einem Handkantenschlag. Und dann würge ich ihn, reiße ihm die Maske vom Gesicht und stopfe sie in seinen Mund. An seinem eigenen Gesicht soll er ersticken.
    »Wir duellieren uns«, sagte der Nordländer steif.
    »Gut!« Schreibert grinste unter seiner Gummimaske. »Aber ich glaube kaum, daß Dr. Hellerau Pistolen oder schwere Säbel zur Verfügung stellt.«
    »Säbel und Pistolen sind Duellwaffen der normalen Menschen. Wir rechnen nicht mehr dazu.« Der Nordländer strich sich über seine langen blonden Haare. »Unsere Waffen sind unsere Gesichter. Der Häßlichste von uns soll Corinna behalten, denn die größte Zerstörung ist hier das größte Anrecht auf körperliches Glück. Wir werden Corinna selbst entscheiden lassen … wir werden vor sie hintreten und vor ihr unsere Masken abziehen …«
    Über Schreibert kroch es kalt. »Sind Sie verrückt?« sagte er leise. »Mein Gott, Sie sind ja total verrückt!«
    »Weigern Sie sich? Dann gehört Corinna mir! Und ich werde mit meinen Fäusten meinen Besitz verteidigen. Sind Sie häßlicher als ich … bitte, ich werde Ihr Recht auf Glück respektieren. Ich bin ein Ehrenmann!«
    »Ich nehme nie die Maske ab! Nie!« schrie Schreibert hell. »Ich kann Corinna mein Gesicht nicht zeigen! Auch Sie können es nicht!«
    »Ich kann es! Für Corinnas Körper kann ich alles! Ich wäre bereit, mich noch mehr zu verstümmeln, um der Häßlichste von uns zu sein!«
    »Und Corinna … was wird Corinna dazu sagen …?« Schreibert spürte, wie unter der Maske der Schweiß über sein zerstörtes Gesicht rann. Ein Schweiß, der in den Augen und auf den Lippen brannte wie Säure. »Sie wird sich weigern, Schiedsrichter in diesem irrsinnigen Duell zu sein.«
    »Wie wenig kennen Sie Ihre Geliebte! Ich habe mit ihr gestern darüber gesprochen, bevor Sie zu ihr gingen. Sie begrüßte den Gedanken mit Freude. Wissen Sie nicht, daß Corinnas Hirn die Ausgeburten der Fantasie liebt?« Der Nordländer sah hinüber zu der Wiese mit dem Schwimmbad und begann, zurückzugehen. Schreibert folgte ihm, und er schwankte leicht. »In drei, vier Tagen wird Corinna wieder wohlauf sein. Die zwölfmalige Erfahrung beweist das. Sind Sie mit dem Duell einverstanden?«
    »Ja!« schrie Schreibert verzweifelt und stolperte hinter dem Nordländer her. »Zum Teufel, ja! Und wenn es das Irrsinnigste ist, was es gibt!«
    »So dürfen Sie es nicht sehen.« Der Nordländer blieb stehen und reichte Schreibert seine Hand, als verabschiedeten sich Freunde von einem Waldspaziergang am Sonntagvormittag. »Wir leben in einer Hölle … denn die Hölle sind wir selbst … und um einen Engel zu erobern, bedarf es einer höllischen Überzeugungskraft.«
    Vier Tage später war es soweit.
    Corinna Colman war gesund, sie schwamm wieder, als habe nie ein zerrissenes Bettlaken um ihren schönen Hals gelegen. Ihre langen blonden Haare flatterten im Wind, wenn sie über den Rasen lief … ein brauner Körper in einem weißen Bikini, eine Elfe im satanischen Reich.
    »Es ist soweit«, sagte der Nordländer und verneigte sich leicht vor Schreibert. »In einer halben Stunde oben im Wald.«
    Schreibert nickte stumm. Seine Kehle war zusammengeschnürt. Er beobachtete, wie Corinna leichtfüßig zum Wald rannte, einen Luftball in die Sonne werfend und ihn auffangend, ein herrliches, spielendes Kind mit dem Körper einer Venus. Langsam folgte ihr der lange Nordländer, ein harmloser Spaziergänger, der den Schatten des Waldes sucht.
    Ächzend erhob sich Hermann Schreibert aus seinem Liegestuhl. Aber dann blieb er stehen, umklammerte den Stiel des Sonnenschirmes und drückte den Kopf gegen seine schweißnassen Hände.
    Nein, schrie es in ihm. Nein! Wahnsinn ist es! Die Maske vom Gesicht! Das kann man nicht ertragen! Man kann nicht in eine Fratze sehen und sich dabei erinnern an die Nächte. Sie wird vor Ekel ausspucken, krümmen wird sie sich vor Schaudern … O Gott, mein Gott, was soll ich tun?
    Er starrte zum Waldrand. Dort stand Corinna, hob die Arme und winkte ihm zu.
    Und da ging er. Tappend wie ein müder Bär stieg er den leichten

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