Zum Sterben schoen
sie. »Nichts wie weg hier. Beweg dich, Nick. Sie hat uns erspäht.«
Lorna Hamburg hatte sie einen Block entfernt entdeckt und kam angehechelt. Langes, lockiges, platinblondes Haar ließ ihre bereits kleinen Züge noch kleiner erscheinen. Riesige Ohrringe baumelten an ihren Ohrläppchen und schaukelten bei jedem Schritt wild hin und her. Über der linken Schulter trug sie eine mit Leopardenfellmuster bedruckte Leinentasche in der Größe eines Koffers, und als sie lief, neigte sie sich zu der Seite wie ein Betrunkener, der nicht gerade gehen kann.
Sie sprintete jetzt, um sie aufzuhalten; ihre fuchsienfarbenen, zehn Zentimeter hohen Absätze klapperten über den Gehweg. Es hörte sich an wie klappernde Zähne.
»Mann, kann die sich bewegen«, stellte er fest.
Als sie über sie hereinbrach, fielen Nick unwillkürlich ihre Augenbrauen auf, oder besser gesagt, der Mangel daran. Lorna hatte ihre ausgezupft und benutzte einen Stift, um eine gerade Linie über ihre tief liegenden Augen zu zeichnen.
Dank Nicks Mangel an Kooperation, in Deckung zu laufen, hing Laurant fest.
»Ich dachte, FBI-Agenten müssten schnell sein«, murmelte sie, als sie geduldig darauf wartete, ihn der Frau vorzustellen, die sie insgeheim Gazette-Gorilla nannte.
»Behalt das Ziel im Auge. Das ist die Gelegenheit. Hör jetzt auf, so finster dreinzuschauen, und seh so aus, als liebtest du mich.«
Nick war ekelhaft charmant, und das ermutigte Lorna nur, zudringlicher zu sein denn je. Sie verlangte auf der Stelle ein Interview. Während sie ihren Notizblock aus der Tasche riss, wollte sie alle Einzelheiten wissen, wie die beiden sich kennen gelernt hatten.
Binnen fünfzehn Sekunden wusste Nick zweierlei über die Frau. Erstens, sie verachtete Laurant, und zweitens, sie wollte ihn. Das war weder eine arrogante Vermutung noch war es eine besonders scharfsinnige Beobachtung. Zum Teufel, wie sie ihn angeiferte, während sie unentwegt mit der Zunge die Lippen befeuchtete, machte es offensichtlich. Widerlich offensichtlich.
Der Knoten in Laurants Magen zog sich immer fester zusammen, während Lornas Fragen immer persönlicher wurden. Aber erst als Lorna sie fragte, ob sie und Nick bereits wie Mann und Frau zusammenlebten, war der Punkt erreicht, an dem sie explodierte.
»Das geht Sie, verdammt noch mal, gar nichts an, Lorna.«
Nick drückte ihre Schulter und lenkte dann ab: »Liebling, zeig Lorna doch deinen Verlobungsring.«
Laurant rauchte vor Zorn, während sie die Hand hob und damit vor Lornas Gesicht herumwedelte.
»Der muss ein Vermögen gekostet haben. Jeder in der Stadt weiß, dass sie für das FBI arbeiten«, sagte sie. »Also, ich habe bestimmt schon sechs Anrufe Ihretwegen bekommen. Das stimmt«, fügte sie hinzu, als er skeptisch wirkte. »Es ist die Waffe, wissen Sie. Die Leute wundern sich darüber. Aber sie sind natürlich viel zu höflich, um Sie zu fragen.«
»Also tuscheln sie hinter seinem Rücken«, warf Laurant ein.
Lorna ignorierte sie. »FBI-Agenten verdienen nicht viel, oder?«
»Fragen Sie mich, ob ich mir den Ring leisten kann?«, wunderte Nick sich.
»So dreist wäre ich nie.«
Nick drückte Laurants Hand. »Ich lebe in angenehmen Verhältnissen. Familienvermögen«, fügte er erklärend hinzu.
»Dann sind Sie also reich?«
»Um Himmels willen, Lorna. Das geht Sie –«
Nick legte die andere Hand auf Laurants Schulter und sagte zuckersüß: »Also, Liebling, jetzt reg dich nicht auf. Lorna ist doch nur neugierig.«
»Ja«, stimmte sie zu. »Neugierig. Wo kommen Sie her, Nick? Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie Nick nenne, oder?«
»Nein, natürlich nicht. Ich lebe in Boston. Ich wuchs auf an Nathan’s Bay.«
»Werden Sie Laurant mit nach Boston nehmen, wenn Sie verheiratet sind?«
»Nein, wir werden hier leben. Ich bin viel unterwegs, aber ich kann überall meine Ausgangsbasis haben, und Laurant liebt diese Stadt. Mir wächst sie auch ans Herz.«
»Aber Laurant muss doch nicht mehr arbeiten, nachdem Sie verheiratet sind, oder?«
»Ich verkaufe den Laden nicht, Lorna, geben Sie es also auf«, fauchte Laurant.
»Sie halten den Fortschritt auf, Laurant.«
»Schlimm.« Es war keine besonders schlagfertige Antwort, aber das Beste, was ihr in der Hitze des Gefechtes einfiel. »Und zufälligerweise möchte ich gerne arbeiten.«
»Aber natürlich.« Ihr Ton war herablassend.
»Wenn Laurant arbeiten möchte, tut sie das auch«, sagte Nick. »Sie ist eine moderne, unabhängige Frau, und ich werde
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