Zum Sterben schoen
umbringen würde, wenn er ihn nicht aus diesem Schlamassel herausholte. Misstrauisch beäugte er Nick. Der FBI-Agent erinnerte ihn an einen Berglöwen, der völlig entspannt wirkt, aber schon in der nächsten Sekunde die Zähne in seine Beute schlägt.
»Lloyd, tu etwas«, verlangte Brenner. »Er hat mir die Nase gebrochen. Ich will, dass er verhaftet wird.«
Lloyd nickt und zwang sich, Nick in die Augen zu schauen. Die Härte darin ließ es ihm kalt den Rücken herunterlaufen. Er war stolz auf sich, weil er dem Drang widerstand, den Blick abzuwenden. »Einen Bürger zu schlagen, ist ein tätlicher Angriff«, sagte er. »Glauben Sie etwa, ich könnte einen FBI-Agenten nicht verhaften?«
Nicks Antwort folgte unverzüglich. »Ja, ich glaube, das können Sie nicht.«
»Scheiße«, murmelte Brenner.
»Das werden wir noch sehen«, knirschte Lloyd. »Steve muss ins Krankenhaus, um sich die Nase richten zu lassen, und ich werde ihn dorthin bringen. Ich bin dafür zuständig, weil das mein Hoheitsbezirk ist.«
Joe schaute Nick an, bevor er antwortete. »Das hier ist mein Gefangener, und Sie rühren ihn nicht an.«
Nick stellte sich neben Joe, eine Demonstration der Einigkeit gegen den Sheriff, aber er wollte auch Laurant im Auge behalten.
»Jetzt sag einmal, weshalb trägst du denn eine Waffe?«, fragte Lloyd Joe, als er zum ersten Mal die Waffe und das Halfter sah, das an seinem Gürtel befestigt war. »Hast du einen Waffenschein für das Ding?«
Joe lächelte. »Aber sicher. Ich habe auch eine Dienstmarke. Wollen Sie sie sehen? Ich wette, sie ist größer als Ihre.«
»Bist du ein Klugscheißer, Junge?«
»Er ist vom FBI«, sagte Nick.
Lloyd verlor schnell den Boden unter den Füßen und musste wenigstens ein Gebiet finden, über das er die Kontrolle behielt.
»Bist du verantwortlich für das Feuer hier?«, fragte er Nick.
Nick würdigte diese Frage keiner Antwort. Er schob seine Hände in die Taschen, um zu verhindern, dass er dem Sheriff an die Gurgel ging.
Lorna stand etwa anderthalb Meter von den beiden Männern entfernt und kritzelte wild Notizen auf ihren Block. Zögernd machte sie einen Schritt auf Nick zu, sah den Ausdruck in seinen Augen und wich zurück.
Joe signalisierte Wesson, zu ihnen zu kommen.
»Weswegen wollt ihr Steve denn verhaften?«, verlangte der Sheriff zu wissen. »Weil er sein eigenes Haus niedergebrannt hat?«
»Er ist bereits verhaftet worden«, informierte Joe ihn.
»Unter welchem Vorwurf?«, fragte Lloyd.
»Gibt es dort ein Problem?«, rief Wesson, als er herübergerannt kam.
»Wer zum Teufel sind Sie denn?«, fragte Lloyd.
»Der leitende Beamte«, erwiderte Wesson.
Joe grinste. »Er ist auch vom FBI.«
»Wie viele von euch Burschen sind denn hier in Holy Oaks? Und was macht ihr hier überhaupt? Das ist meine Stadt«, betonte er. »Und ihr hättet alle direkt zu mir kommen sollen, wenn ihr von einem Problem hier wusstet.«
Ein erhitzter Wortwechsel folgte. Lloyd beharrte darauf, dass er Brenner mitnehmen wollte, aber das wollte Wesson unter keinen Umständen zulassen. Er war auch nicht bereit, dem Sheriff zu sagen, welche Vorwürfe erhoben wurden, obwohl Lloyd protestierte, dass Wessons Geheimniskrämerei schlicht und einfach verfassungswidrig sei.
»Dies ist eine laufende Ermittlung.«
»Eine Ermittlung von was?«
Nick schäumte vor Wut, aber die richtete sich gegen Wesson. Er würde nicht viel länger auf seine Antworten warten, und wenn das eine Auseinandersetzung in aller Öffentlichkeit bedeutete, würde er es eben darauf ankommen lassen.
»Ist das zu fassen?«, flüsterte Joe. »Die beiden veranstalten hier ein Wettpissen.«
»Ja, sie können ja später aushandeln, wer von ihnen der Größere ist. He, Sheriff, wo ist Ihr Sohn?«
Die Frage lenkte Lloyd ab. »Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich werde ihn verhaften.«
Lloyds buschige Augenbrauen schossen nach oben. »Den Teufel werden Sie tun. Mein Junge hat nichts Böses getan.« Mit einer weit ausholenden Geste fügte er hinzu: »Sie können ja selbst sehen, dass er gar nicht da ist.«
»Er war hier.«
»So ein Scheiß.« Lloyd spie das Wort hervor. »Ich sage, er war nicht hier, und ich werde nicht zulassen, dass Sie meinem Jungen das anhängen. Er war den ganzen Abend bei mir zu Hause. Wir haben uns zusammen Ringen im Fernsehen angeschaut.«
»Ich habe ihn gesehen«, sagte Nick.
»Sie können ihn nicht gesehen haben. Wie gesagt, er war den ganzen Abend bei mir zu Hause.«
Nick wandte sich an Wesson.
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