Zum Sterben schoen
schob er seine Papiere hin und her, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Laurants Geduld ging zu Ende. »Ich habe jetzt lange genug gewartet, Tommy. Ich will wissen, warum du dich so seltsam benimmst. Ich habe dich noch nie so nervös erlebt.«
»Ich muss dir etwas sagen«, begann er. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Die letzten Worte sprach er zu Nick, der nickte.
»Ich glaube, ich weiß, worum es sich handelt«, sagte sie. »Du hast die Laborergebnisse erhalten, nicht wahr? Und du hast Angst, mir davon zu erzählen. Glaubtest du, ich würde ein Szene machen? Hast du deshalb gewartet? Sie waren nicht gut, nicht wahr?«
Er seufzte erschöpft. »Tatsächlich erhielt ich die Ergebnisse gestern Abend. Ich wollte dir später davon erzählen … nachdem ich dir erklärt hatte, was gestern geschehen ist.«
»Erzähl es mir jetzt«, sagte sie ruhig.
»Doctor Cowan war es wirklich peinlich, dass das Labor beim ersten Mal die Tests vermasselt hatte. Deshalb sorgte er dafür, dass sie sich beim zweiten Mal beeilten. Er rief mich von einem Hochzeitsempfang an und teilte mir mit, dass er schließlich die Ergebnisse erhalten hätte und alles in bester Ordnung sei. Könntest du dich jetzt bitte entspannen?«
»Diesmal muss also definitiv keine Chemotherapie durchgeführt werden?« Ihre Stimme hörte sich an wie die eines Kindes, dabei hatte sie sich doch so sehr vorgenommen, sich in dieser Angelegenheit wie eine Erwachsene zu benehmen. Wenn ihrem Bruder irgendetwas zustoßen würde, wüsste sie nicht, was sie tun sollte. Es kam ihr so vor, als hätte sie ihn gerade erst gefunden, und jetzt versuchte diese grauenhafte Krankheit, ihn ihr wieder wegzunehmen. »Wenn alles so gut läuft, warum bist du dann so nervös? Und du bist nervös, Tommy. Sag ja nicht, du wärst es nicht.«
»Vielleicht solltest du sie erst einmal das Band anhören lassen«, schlug Nick vor.
»Ich will, dass sie es zuerst erfährt. Es wäre sonst ein zu großer Schock.«
»Dann lass sie doch die Mitschrift lesen, die die Polizei angefertigt hat.«
Tommy schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es wäre besser, wenn ich ihr zuerst einfach erzähle, was passiert ist.« Er holte tief Luft und stürzte sich dann in die Geschichte. »Laurant, ein Mann kam zu mir in den Beichtstuhl, gerade als ich Schluss machen wollte.« Er machte ein paar Sekunden Pause, um seine Gedanken zu sammeln, und fuhr dann fort. »Nachdem ich mit der Polizei gesprochen hatte, machte ich mir einige Notizen, und während ich aufschrieb, was er gesagt hatte –«
Ungläubig riss sie die Augen auf und musste ihn einfach unterbrechen. »Du hast die Beichte eines Mannes niedergeschrieben? Das darfst du doch nicht tun. Das verstößt doch gegen die Regeln, nicht?«
Er hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ich kenne die Regeln. Schließlich bin ich Priester.«
»Du brauchst mich nicht so anzufauchen.«
»Tut mir Leid«, murmelte er. »Schau, ich bin furchtbar gereizt und habe grauenhafte Kopfschmerzen, das ist alles. Dieser Typ hat … die ganze Zeit, während er mit mir gesprochen hat, ein Band mitlaufen lassen.«
Sie war verblüfft. »Er hat das Gespräch aufgenommen? Warum sollte jemand seine eigene Beichte auf Band aufnehmen?«
»Vermutlich wollte er es als Andenken behalten«, schlug Nick vor.
Tommy nickte. »Auf jeden Fall muss er, direkt nachdem er gegangen war, das Band kopiert haben. Wegen eines Drehgeräusches im Hintergrund wissen wir, dass es sich nicht um das Original handelt«, erklärte er. »Die Kopie hinterlegte er auf der Polizeidienststelle. Kannst du dir das vorstellen, Laurant? Er sprang einfach hinein und ließ sie auf einem Schreibtisch liegen.«
»Aber warum sollte sich jemand so viel Mühe machen?«
»Er wollte sichergehen, dass ich darüber reden kann«, erklärte er. »Das ist Teil des kranken Spiel, das er mit mir spielt.«
»Was ist denn auf dem Band?« Sie wartete darauf, dass er antwortete, und als er zögerte, verlangte sie: »Tommy, spuck es um Himmels willen aus. So schlimm kann es doch nicht sein, wie es bei dir klingt. Was sagte der Mann denn, das dich so völlig außer Fassung gebracht hat?«
Ihr Bruder zog seinen Stuhl näher heran, bevor er sich wieder hinsetzte. Er nahm ihre Hände in seine und sagte: »Dieser Mann erzählte mir, dass er plant … dass er vorhat …«
»Ja?«
»Er hat vor, dich umzubringen.«
5
Laurant glaubte ihm nicht, zumindest zuerst nicht. Tommy gab wider, was der Mann ihm im
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