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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nie Fotos geschickt?«
    »Nein«, erwiderte sie und warf ihrem Bruder einen finsteren Blick zu, weil er sie so streng beaufsichtigte. Plötzlich nervös, holte sie tief Luft, strich ihren Rock glatt und stieg die Treppe hinauf.
    Mein Gott, hatte er blaue Augen! Strahlend blaue Augen, denen nichts entging, dachte sie, als Tommy sie hastig einander vorstellte. Sie streckte die Hand aus, um seine zu schütteln, aber er ließ eine solche Förmlichkeit nicht zu, sondern stieß ihre Hand beiseite, zog sie in die Arme und drückte sie an sich. Es war eine brüderliche Umarmung, aber als sie zurücktrat, hielt er sie nach wie vor fest, während er den Blick über sie wandern ließ.
    »Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen. Im Laufe der Jahre habe ich schon so viel über dich gehört«, sagte sie, gleich zum vertrauten Du übergehend.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass wir uns noch nicht begegnet sind«, erwiderte er. »Ich habe all diese Bilder von dir gesehen, als du noch ein Kind warst. Tommy hatte sie an der Wand unseres Zimmers im Studentenwohnheim hängen, aber das ist schon Jahre her, und du hast dich verändert, Laurant.«
    Sie lachte. »Das hoffe ich doch. Die Schwestern im Internat haben zwar daran gedacht, meinem Bruder Fotos zu schicke, aber er schickte mir nie welche.«
    »Ich hatte keinen Fotoapparat«, wandte Tommy ein.
    »Du hättest dir einen ausleihen können. Du warst bloß zu faul.«
    »Männer denken nicht an solche Sachen«, protestierte er. »Ich zumindest nicht. Nick, wir sollten sie hineinbringen, nicht?«
    »Ja, natürlich«, stimmte er zu.
    Tommy hielt die Tür auf und schubste Laurant hinein.
    »Was, um Himmels willen, ist denn bloß los mit dir?«, wollte sie wissen.
    »Ich erkläre es dir sofort«, versprach er.
    Die Diele war dunkel und muffig. Ihr Bruder eilte voraus und zeigte ihnen den Weg in die Küche des zweigeschossigen Hauses. Es gab eine Frühstücksecke mit einem Erkerfenster, das auf Monsignores Gemüsegarten hinausging, der den Großteil des eingezäunten Gartens einnahm. Ein alter, rechteckiger Eichentisch, bei dem ein Bein mit einem Untersetzer unterlegt war, damit er nicht wackelte, und vier Stühle standen vor den drei Fenstern. Der Raum war kürzlich in einem leuchtenden freundlichen Gelb gestrichen worden, aber die Jalousien waren zerschlissen und an den Ecken braun. Eigentlich hätten sie erneuert werden müssen, aber sie wusste, dass Geld ein kostbares Gut in der Gemeinde Mercy war.
    Laurant stand mitten in der Küche und beobachtete ihren Bruder. Er benahm sich wie das reinste Nervenbündel und zog alle Rollos bis zu den Fensterbrettern herunter. Sonnenlicht drang durch die Risse und Brüche in die Küche und erfüllte den Raum mit weichem Licht.
    »Was ist los mit ihm?«, flüsterte sie Nick zu.
    »Er wird es dir sofort erklären«, versprach er und wiederholte damit genau Tommys Worte.
    Mit anderen Worten, fasse dich in Geduld, dachte sie.
    Nick zog ihr einen Stuhl heraus und setzte sich auf den Platz neben ihrem. Tommy brachte es anscheinend nicht fertig stillzusitzen. Erst setzte er sich hin, sprang aber gleich wieder auf, um einen Block und einen Stift von der Arbeitsplatte zu holen. Er war furchtbar nervös.
    Dann zog Nick ihre Aufmerksamkeit auf sich, weil er aufstand. Sein Verhalten war genauso ernst wie das ihres Bruders. Sie beobachtete, wie er seine Krawatte lockerte und den obersten Knopf seines Hemdes öffnete. Der Mann verströmte Sinnlichkeit, stellte sie fest. Gab es in Boston eine Frau, die darauf wartete, dass er wieder nach Hause kam? Sie wusste, dass er nicht verheiratet war, aber er konnte eine Beziehung mit jemandem haben. Bestimmt hatte er das.
    Schließlich zog Nick sein Jackett aus, und Laurants Gedankenspiele kamen zu einem abrupten Ende.
    Als Nick seine Jacke über die Rückenlehne des leeren Stuhles neben sich hängte, fiel ihm auf, dass sich Laurants Verhalten plötzlich änderte. Sie presste den Rücken gegen den Stuhl, als versuchte sie, so viel Abstand wie möglich zwischen sie zu legen. Er merkte, dass sie seine Waffe anstarrte. Noch vor wenigen Sekunden war sie offen und freundlich gewesen, hatte fast mit ihm geflirtet. Jetzt wirkte sie misstrauisch, fühlte sich offensichtlich unbehaglich.
    »Stört dich die Waffe?«
    Sie antwortete ihm nicht direkt. »Ich dachte, du wärst ein Ermittler.«
    »Das bin ich.«
    »Warum trägst du dann eine Waffe?«
    »Das gehört zum Job«, antwortete Tommy für seinen Freund. Mit gesenktem Kopf

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