Zum Tee in Kaschmir
Chapli-Kebabs wurde auf den Tisch gestellt, worauf sich meine Tante dafür entschuldigte, dass sie die Kebabs nicht selbst zubereitet hatte. Das Dessert, das sie dann, am Tisch sitzend, doch noch selbst dekorierte, war die Mogulvariante eines Brotpuddings, der Shahi Tukra genannt wurde. AnschlieÃend bat sie einen Diener, einfaches Paan zu holen. Es war Naazi gewesen, die mir vor vielen Jahren beigebracht hatte, wie man diese duftenden, mit Gewürzen gefüllten Betelblätter aÃ. Jetzt zwinkerte sie mir verschwörerisch zu, und wir wussten beide, was dieses Zwinkern bedeutete. Sie dachte an meine Mutter, die sich noch nie etwas aus Paans gemacht hatte. Meine Mutter war der Meinung, dass die Betelblätter nur die Zähne verfärben würden, deshalb durften wir sie als Kinder auch nicht essen. AuÃerdem war es in Pakistan durchaus üblich, Opiate in die Paans hineinzumischen. Dies war auch der Grund dafür, weshalb meine Tante das Wort »einfach« verwendet hatte.
Meine letze Begegnung mit meiner Tante fand unter völlig anderen Umständen statt. Ich besuchte in Islamabad gerade eine Cousine, die ein BegrüÃungsessen für mich zubereitet hatte. Nach dem üppigen Mahl wankte ich mit vollem Magen zu Bett. Meine Cousine hatte für ihr Menü verschiedene Gerichte aus Kaschmir und aus dem Pandschab miteinander kombiniert, ich aber hätte viel lieber einfach nur eines von Naazis berühmten gegrillten Kebabs gegessen. Da ich mich jedoch rühmen kann, einen eisernen Magen zu haben, machte ich mir deshalb keine Sorgen. Gedanken machte ich mir nur wegen des für den nächsten Morgen geplanten Besuchs in einem Militärkrankenhaus, in welches die kränkelnde Naazi zur Untersuchung eingeliefert worden war. Ich konnte eine Stunde bei ihr verbringen, bevor ich nach Lahore weiterfliegen musste. Bei diesem Besuch wollte ich ihr unter anderem auch erzählen, dass ich in meiner Küche in Kanada inzwischen eine gusseiserne Pfanne hatte, um Chapli-Kebabs zu machen.
Ich verbrachte eine unruhige Nacht. Während ich darauf wartete, dass es Morgen wurde, war ich mir nur allzu bewusst, dass es keine Verdauungsbeschwerden waren, die mir den Schlaf raubten, sondern ein Gefühl der Angst. Als der Morgen dämmerte, erhielt ich einen Anruf von Onkel Bashir, der mir mitteilte, dass Tante Naazi in eben dieser Nacht gestorben war. Der gröÃte Teil der Familie würde schon gegen Mittag in Rawalpindi eintreffen, das Begräbnis konnte daher noch am selben Tag stattfinden. Und so stand ich ein paar Stunden später vor einem Blumengeschäft und hielt eine Unmenge von Rosen im Arm, da man in Pakistan die Särge traditionell mit diesen Blumen schmückt. Neben dem Blumengeschäft befand sich ein SüÃwarenladen. Als mir der Duft von Blumen und Zucker in die Nase stieg, hatte ich plötzlich den Eindruck, als würde Tante Naazi direkt neben mir stehen. Ich hatte extra ein Exemplar meines zweiten Romans mitgenommen und mich darauf gefreut, ihr Gesicht zu sehen, wenn ich ihr das Buch überreichte. Einen unerträglich bitteren Moment lang fragte ich mich, ob ich nicht Onkel Bashir überreden sollte, das Buch in Naazis mit Rosen überhäuften Sarg zu legen.
Chapli-Kebabs von der Nordwestgrenze
Chapli-Kebabs können auch als Hauptmahlzeit serviert werden. Dann reicht man dazu Naans oder Chapatis aus Weizenvollkornmehl und eine JoghurtsoÃe mit geraspelten Gurken oder ein Koriander-Chutney. Kartoffeln, die mit Kreuzkümmel und Senfkörnern gekocht werden, empfehlen sich als Gemüsebeilage. Bei einem Menü mit mehreren Gängen eignen sich die Kebabs am besten als Vorspeise. Chapli-Kebabs können auch auf dem Rost gegrillt werden. Dann ist es allerdings wichtig, den Grill dünn mit Pflanzenöl einzustreichen. Geben Sie das
Rezept für Chapli-Kebabs nur an gern gesehene Gäste weiter.
2 Pfund Lammfleisch, fein gehackt
1 mittelgroÃe Zwiebel, fein gehackt
2 mittelgroÃe Tomaten, fein gehackt
4 grüne Chilischoten, fein geschnitten
2 Eier, gebraten und gehackt
1 Esslöffel Essig
Salz
2 Esslöffel Korianderkörner
2 Esslöffel Granatapfelkerne
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Das Lamm in einer groÃen Schüssel mit den Zwiebeln, den Tomaten, den klein geschnittenen Chilischoten, den Eiern, dem Essig und dem Salz vermischen. Die Korianderkörner und Granatapfelkerne im Mixer grob zerkleinern, dann unter die Fleischmasse geben. Das
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