Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
in einer Ecke aufeinander gestapelt, und die fünf Minuten mit Hochleistungsübungen begannen. Es war mörderisch. Polly hatte die Uhr an der Wand entdeckt und behielt sie die ganze Zeit verstohlen im Auge.
»Ich bin nicht sicher, ob mein BH solchen Belastungen gewachsen ist«, keuchte sie und zog die Träger hoch, um das edle Stück ein wenig zu entlasten. Es war ihr Weihnachts- BH , und Polly wusch ihn nur mit der Hand, weil sie nicht wollte, daß er schon am Anfang seines Daseins ausleierte.
»Kümmere dich nicht um deinen BH «, fauchte Bridget, deren Gesicht sich inzwischen erheblich gerötet hatte. »Sei froh, daß du nicht mit Streß-Inkontinenz fertig werden mußt.«
»Was, zur Hölle, ist das?«
»Das bekommst du, wenn du eine Geburt hinter dir hast und deine Beckenbodenübungen nicht machst.«
Polly schluckte schwer und bemühte sich eifriger, wieder in den Rhythmus zu kommen. Hatte sie auch einen Beckenboden? Wenn ja, dann hatte sie ihn bis jetzt sicherlich nicht trainiert.
Schließlich durften sich die Turnerinnen und Turner ein bißchen ›abkühlen‹ und wurden gebeten, Matten zu holen, die aus demselben Kunststoff zu bestehen schienen wie die, auf denen im Supermarkt die Fleischwaren auslagen. Inzwischen waren alle Kursteilnehmer erhitzt und hochrot im Gesicht, und Polly mußte an das Schaufenster einer Metzgerei denken, als sich alle für einen segensreichen Moment hinlegen durften.
Diesmal ließ sich Polly nicht zum Narren halten. Sie wußte genau, daß hier nichts geruhsam war und daß diese kurze Rast nur noch mehr und intensivere Torturen nach sich zog.
Sie hatte recht. Sie verbiß sich die Schmerzensschreie, während sie zum erstenmal in ihrem Leben begriff, daß es auch an den Innenseiten der Schenkel Muskeln gab, und fragte sich, wie sie so dumm sein konnte, ein Fitnesstraining für eine gute Idee zu halten.
Vor zwei Jahren hatten Bridget und sie einen Yogakurs besucht. Damals waren sie ins Zentrum ihres Bewußtseins vorgedrungen, hatten ihre Muskeln gestreckt und waren jünger und fitter geworden. Ein Paar leitete den Kurs – ein unglaublich biegsamer und elastischer Mann unbestimmbaren Alters und ein ebenso bewegliches Mädchen, das noch dazu so schön wie der Sonnenaufgang gewesen war.
Bridget hatte sich ebenfalls als ausgesprochen geschmeidig erwiesen und wöchentlich Fortschritte gemacht. Aber Polly stellte, wenn sie sich darauf konzentrieren sollte, daß ihr Arm und die Hand eine perfekte Linie bildeten, und sie eigentlich ihr Gewicht auf die Außenseite der Füße hätte verlagern müssen, Spekulationen über das Liebesleben des wunderschönen Paars an. Die beiden mußten zu den wenigen Auserwählten gehören, für die das Kamasutra mehr als eine bloße Kuriosität war.
Nach sechs Wochen beherrschte Bridget mühelos den Lotossitz, und Polly war zu der Überzeugung gekommen, daß dieses Ziel die höllischen Schmerzen nicht wert war. Es machte ihr keinen Spaß, sich zu verrenken und stundenlang in unbequemen Positionen zu verharren. Besonders nicht, wenn der Kopf unten und die Beine oben waren. Eine Kerze zu machen, war für sie die verhaßteste Übung.
Diese Körperhaltung sollte täglich praktiziert werden, weil man dadurch angeblich die böse, gemeine Außenwelt aus dem Bewußtsein ausschalten konnte. Speziell für Frauen war diese Übung angeblich sehr wirksam.
Aber nicht für Frauen mit Brüsten, befand Polly. Sobald sie die Beine und ihr Becken in die Höhe geschwungen hatte, rutschte ihr Busen und das Fleisch darum herum aus dem Trikot und schlug ihr ins Gesicht. In dieser Stellung zehn Minuten auszuhalten und mühsam nach Luft zu ringen, ehe man hintenüberkippen und sich dabei fast den Hals brechen durfte, war nur unwesentlich unangenehmer als unter einem Sumoringer zu liegen, jedoch mindestens genauso denkwürdig.
Das feenhafte Mädchen hatte ihnen gesagt, daß sie diese Übung nicht zu machen brauchten, wenn sie ihre Periode hatten, aber die monatliche Schonfrist genügte Polly nicht. Sie gab die Sache ganz auf.
Doch diesmal war es ihr eigener und nicht Bridgets Entschluß gewesen, herzukommen, denn es gab einen Anreiz für die unvorstellbaren Leiden.
Tristan hatte nur flüchtige Blicke auf ihre Beine geworfen, und zu dieser Zeit waren sie von einer doppelten Strumpfhosenschicht bedeckt gewesen. Unter der schwarzen Strumpfhose mit der Laufmasche hatte Polly eine hautfarbene angehabt – zum einen, weil es so wärmer war, zum anderen, weil sie einiges wirksam
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