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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Felicitas, schon im Übertragungsbereich des Mikrophons, über die Schulter zu: »Was machen Sie hinterher?«
    Dann sein Vortrag. Die Einmischung des Fernsehens ins Kinogeschäft, Vorteile und Nachteile. Der umstrittene Amphibienfilm – ein Film, der gleichzeitig fürs Kino und fürs Fernsehen produziert wird – und sein Fluch am Beispiel von Eichingers »Untergang«. Hinterher ist Müller von jungen Frauen umringt. Er redet mit ihnen, lacht und scherzt mit ihnen, nimmt Geschenke und Visitenkarten entgegen, sucht aber mit den Augen Felicitas. Sie lässt Hanna stehen. Sie hat Hanna komplett vergessen. Sie lässt sich von Müller in ein unfassbar teures Restaurant einladen. Er wird sie vor sich warnen. Sie wird von nun an jedes Mal, bevor sie Müller trifft, die roteLockenperücke aufsetzen, die katzengrünen Kontaktlinsen tragen, damit er weiterhin glaubt, dass sie rote Locken, dass sie grüne Augen habe.

KROKODIL IN DER WANNE
    Hanna weinte nun nicht mehr. Sie putzte ihre Brille, während ihre blinden Augen durch mein Zimmer irrlichterten.
    »Sie könnten mir zur Hand gehen«, sagte ich. »Hier, das Buch, ich muss eins davon raus ziehen. Können Sie den Schrank leicht anheben?«
    Sie nickte, ging zum Schrank, hob ihn mit puterrotem Gesicht an, und ich zog eins der Bücher heraus. Sie ließ den Schrank sinken. »Und nun?«, fragte sie.
    »Steht er schief«, sagte ich.
    Wir lachten.
    »Haben Sie es gelesen?«, fragte ich.
    »Ich habe es praktisch geschrieben«, sagte Hanna. »Felicitas hatte keine Lust dazu. Sie wollte Ruhm, aber sie wollte nichts tun dafür. Wir haben ein paar Bestseller gekauft, ›Basic Instinct‹ und so ein Zeug, und dann haben wir einen Vampir reingemischt und alles zusammengeschrieben.«
    Ich warf das Buch aufs Bett und bot Hanna meine Augentropfen aus dem blauen Fläschchen an, sie lehnte dankend ab. Sie wirkte erleichtert. Die Tirade hatte ihr gutgetan. Das Geständnis auch. Ich tat ihr offenbar sowieso gut, mehr noch, ich schien ihr zu gefallen. Ihr Gesicht hatte einen beängstigend interessierten Ausdruck. Wenn ich nicht irrte, leckte sie sich sogar die Lippen.
    Hanna legte den Wohnungsschlüssel auf den Tisch – wo waren eigentlich die anderen, die laut Frau Puvogel »noch unterwegs« waren? Wer würde noch alles unangekündigt in meiner Wohnungstehen? Hanna kramte nach einer Visitenkarte, legte sie daneben und speicherte sich meine Telefonnummer, die ich ihr zurief, unter »Kommissar Rothe« ins Smartphone ein. Kommissar Rothe. Nicht schlecht.
    Dann schrie Hanna leise auf. Sie hatte Felicitas' rote Perücke gesehen.
    »Kann ich die haben?«, fragte sie und streckte die Hand danach aus. »Als Erinnerung?«
    Ich erschrak. »Das geht leider nicht! Das ist ein Indiz.«
    Ich lief zum Schrank: »Hier, suchen Sie sich etwas aus, ein Tuch, einen Schal.« Ich hielt ihr ein Bündel Sachen hin, sie wählte, nach langem Nachdenken, eine Schirmmütze aus Leder, mit der sie offenbar schöne Erinnerungen verknüpfte, denn ihr Gesicht hellte sich auf, als sie sie auf ihren Schädel zwang.
    »Hat sie die Perücke ständig getragen? Welche Farbe hatten ihre Haare wirklich?«
    »Sie hatte dunkle Haare, aber weil dieser Müller sie für rothaarig hielt, hat sie die Perücke so lange mittwochs aufgesetzt, bis darunter die Haare länger, rot gefärbt und lockig waren. Mit der Frisur ist sie ja dann auch als Bestsellerautorin bekannt geworden. Die Mütze trug sie, wenn sie nicht zurechtgemacht war. Sie nannte sie Tarnkappe.«
    »Hat sie eigentlich Tagebuch geschrieben?«, fragte ich listig.
    »Ja, so ein kleines goldenes. Wieso, haben Sie was gefunden?«
    »Nichts dergleichen. Hat sie ein Testament gemacht?«
    »Warum fragen Sie das?«
    »Weil in der Zeitung stand, dass danach gesucht wird.«
    »Es wird ja nicht nach ihrem Testament gesucht, sie hatte ja nix, wie Sie sehen, sondern nach Müllers. Er hatte sie kurz vorher zur Alleinerbin seiner Firma gemacht.«
    »Oh, da werden ja viele Leute sehr enttäuscht gewesen sein. Wer sollte denn ursprünglich erben?«
    »Na, seine Banditen. So hat Felicitas sie immer genannt.«
    »Wer ist das, seine Banditen?«
    »Keine Ahnung, seine Leute eben.«
    »Und wer erbt jetzt?«
    »Sie sind doch Polizist, finden Sie es heraus!«
    »Wissen Sie, wer Felicitas’ Wohnungsschlüssel haben könnte? Es fehlen noch welche.«
    »Vielleicht Veronika oder jemand aus ihrer Familie.«
    »Kennen Sie ihre Familie?«
    »Nein, aber sie hat gelegentlich vollzeitbekloppte Eltern

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