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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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meinen Eltern, und jetzt gelang es mir sogar, meinen Vater zu überzeugen. Aber dann – kaum ein Jahr später – verunglückten unsere Eltern tödlich. Für so einen Notfall hatten sie leider nicht vorgesorgt. Es war alles ein Riesenchaos, und dann mussten wir auch noch das Haus, in dem wir aufgewachsen waren, verkaufen. Meine ältere Schwester Lizzie arbeitete damals noch in London bei einem bekannten Innenarchitekten. Wenig später überraschte uns unsere kleine Schwester Ruby damit, dass sie schwanger war, dabei war sie erst siebzehn! Lizzie und ich fühlten uns so schuldig, Ruby war ja fast selbst noch ein Kind. Uns war klar, dass wir ihr irgendwie helfen mussten. Wir konnten Ruby und die Zwillinge schließlich nicht ebenso im Stich lassen wie der Vater. Deshalb kam Lizzie nach Hause zurück und gründete ihre eigene Firma …“
    „Und Ihr Opfer bestand darin, dass Sie Ihr Kunststudium aufgaben und etwas Praktisches studierten, um ebenfalls etwas zum Familieneinkommen beizusteuern?“
    „Das war kein Opfer“, protestierte Charley. „Wir waren entschlossen, zusammenzubleiben und uns gegenseitig zu unterstützen.“
    „Vielleicht erschien es Ihnen ja damals nicht als Opfer. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie das heute vielleicht etwas anders sehen“, vermutete Raphael. „Ich habe nämlich sehr stark das Gefühl, dass Ihnen hier zum ersten Mal bewusst wird, was Sie versäumt haben.“
    Charley wagte nicht, ihn anzusehen. Meinte er nur ihr Kunststudium oder spielte er noch auf etwas anderes an? Vielleicht, dass sie es versäumt hatte, sich aus einer Rolle zu befreien, die man ihr aufgezwungen hatte? Damit sie endlich nicht mehr der Wildfang der Familie sein musste, sondern frei war, ihre Weiblichkeit kennenzulernen und zu genießen? Hoffentlich nicht. Weil es viel zu demütigend wäre.
    „Hier in Italien ist mir wieder einmal klar geworden, wie gern ich das Kunststudium beendet hätte“, gab sie leise zu. „Aber dafür ist es jetzt zu spät, vor allem, weil sich durch die Wirtschaftskrise unsere finanzielle Situation noch weiter verschlechtert hat. Früher konnte ich mich damit trösten, dass ich ja kündigen und mir einen neuen Job suchen kann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte. Und dass ich vielleicht eines Tages doch noch eine Möglichkeit finde, mein Kunststudium zu beenden, aber das ist jetzt vorbei. Ich wünsche mir nur ….“ Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Es ist sinnlos, sich etwas zu wünschen, was man sowieso nicht bekommt. Auf jeden Fall bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir die Gelegenheit geben, mich an so einem ganz besonderen Projekt zu beteiligen.“
    Charley verwünschte sich, während sie ihren Worten nachlauschte. Himmel, jetzt hatte sie es schon wieder getan! Warum zeigte sie sich bloß immer so verwundbar? Sie glaubte anscheinend dauernd, sich selbst demütigen zu müssen. Außerdem war es taktisch extrem unklug, ständig zu betonen, wie glücklich sie war, bei diesem Projekt mitmachen zu dürfen.
    Nun, das stimmte wahrscheinlich, aber immerhin war sie ehrlich. Sie konnte schließlich nicht so tun, als ob sie nur gezwungenermaßen bei der Restaurierung des Gartens mitarbeitete, obwohl das Gegenteil der Fall war.
    Raphael wandte sich ab, um zu verhindern, dass Charley in seinem Gesicht etwas las, was er sich nicht einmal selbst eingestehen wollte. Mit ihrer Dankbarkeit und ihrer Begeisterung für das Projekt hatte sie bei ihm einen wunden Punkt getroffen. Es war eine Wunde, die bis heute nicht verheilt war, obwohl er sich gern das Gegenteil einredete. Unter der dünnen Oberfläche lauerten Gefühle, so gefährlich und schmerzhaft, dass er es sich nicht einmal leisten konnte, sie sich selbst einzugestehen. Er hatte sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, so zu tun, als ob eine solche Wunde nicht existierte, und jetzt lief er Gefahr, dass die Wahrheit ganz nebenbei ans Licht kam. Aber diese Wahrheit musste unterdrückt werden. Er musste um jeden Preis an dem Weg, den er einmal eingeschlagen hatte, festhalten. Er durfte nicht wanken. Raphael verwünschte Charley für die Wirkung, die sie auf ihn hatte, und er verwünschte sich selbst, weil er fast schwach geworden wäre, wenn auch nur für einen ganz kurzen Augenblick.
    Raphaels Schweigen machte Charley nervös. Irgendetwas hatte sich zwischen ihnen verändert. Sie meinte die Kälte, die plötzlich von ihm ausging, fast körperlich zu spüren. Diese Kälte war an die Stelle von etwas getreten, was

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