Zur Liebe entfuehrt
sie dann mit rauer Stimme.
„Ich bin’s, Henry. Mr. Dangerfield dachte, Sie möchten vielleicht eine Tasse Kaffee.“
„O ja“, antwortete sie immer noch ein wenig benommen. „Danke.“ Dann zog sie die Bettdecke hoch.
Der Steward kam mit einem Tablett herein, auf dem ein Kännchen Kaffee, eine Tasse, Zucker und Milch standen. Vorsichtig stellte er das Tablett auf den Nachttisch. „Mr. Dangerfield bat mich, Ihnen auszurichten, dass wir in ungefähr zwanzig Minuten auf dem Logan Airport in Boston landen, um zu tanken.“
Sie dankte dem Steward, und er entfernte sich mit einem leichten Neigen des Kopfes, wobei sein ordentlich gekämmtes Haar glänzte.
Ihre Frisur dagegen begann sich aufzulösen, und nach einem Versuch, die losen Strähnchen wieder hochzustecken, gab Perdita auf und schenkte sich erst einmal Kaffee ein.
Sie hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt einschlafen würde. Aber da sie schon beinah in Boston waren, musste sie sogar mehrere Stunden geschlafen haben.
Ein wenig belebt vom Kaffee ging sie in das kleine Badezimmer und wusch sich Gesicht und Hände. Dann nahm sie die Haarnadeln aus dem inzwischen ziemlich aufgelösten Knoten. Doch gleich darauf wurde ihr klar, dass ihre Handtasche mit Bürste und Make-up noch vorne in der Kabine lag. Im selben Augenblick klopfte es an die Schlafzimmertür, und Jared rief: „Entschuldige, dass ich dich zur Eile antreiben muss, aber in einer Minute sollten wir uns anschnallen, weil wir dann zur Landung ansetzen.“
„Ich komme.“ Rasch drehte Perdita ihr Haar zu einem Knoten, den sie so gut wie möglich feststeckte. Dann zog sie sich schnell an und ging vor in die Kabine, in der Jared auf sie wartete. Wieder einmal führte sein bloßer Anblick dazu, dass sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte und ihr Herz schneller schlug.
„Fühlst du dich besser?“, fragte er höflich.
„Ja, danke“, antwortete sie steif.
Als sie in Boston landeten, dachte Perdita daran, ihren Vater anzurufen. Doch dann überlegte sie hin und her, was sie ihm sagen sollte. Etwa, dass sie nur zum Tanken gelandet waren, um dann nach San Francisco weiterzufliegen? Oder wäre es besser, ihn weiterhin glauben zu lassen, ihr Reiseziel sei die Hauptniederlassung von Salingers in New York?
Sie überlegte noch, als Jared ihr aus den Augenwinkeln einen Blick zuwarf. „Hast du dich schon entschieden, ob du ihm die Wahrheit sagen willst?“
„Ich weiß es nicht. Was meinst du?“ Gleich darauf war sie verärgert, weil er sie dazu gebracht hatte, ihn um Rat zu fragen.
Jared lächelte nur. „Wäre es nicht einfacher, ihn weiterhin glauben zu lassen, du seist in New York?“
„Aber was, wenn er mich dort telefonisch zu erreichen versucht?“
„Ich spreche mit den Angestellten, damit alle Anrufe aus England direkt nach Kalifornien durchgestellt werden.“
Diese Aussicht hellte Perditas Laune ein wenig auf, und dann rief sie ihren Vater an, wohlwissend, dass sie behutsam mit ihm umgehen musste.
„Hallo Dad, wir sind gerade gelandet.“
„Habt ihr einen guten Flug gehabt?“
„Sehr gut. Du weißt ja, wo du mich notfalls erreichen kannst. Außerdem werde ich mich regelmäßig melden.“
„Hast du schon mit Martin gesprochen?“
„Nicht direkt. Helen wollte ihm mitteilen, wie der Stand der Dinge ist.“
„Gut, Darling, dann lass ich dich jetzt mal lieber in Ruhe. Die nächsten Tage werden bestimmt kein Zuckerlecken, aber wenn möglich, versuch dich trotzdem auch ein bisschen zu amüsieren.“
„Das werde ich. Ich rufe dich wieder an, sobald ich Neues zu berichten habe. In der Zwischenzeit pass bitte gut auf dich auf.“
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, ließ Perdita das Handy sofort wieder in die Handtasche gleiten. Sie hatte immer noch Bedenken, Martin anzurufen.
„Alles okay?“, fragte Jared.
„Es scheint so, obwohl ich es wirklich abscheulich finde, ihn anzulügen.“
„Es ist bestimmt besser, seine Gedanken … sagen wir, in eine andere Richtung zu lenken, anstatt ihn mit der Wahrheit zu beunruhigen.“
„Ja, da hast du wohl recht“, meinte Perdita seufzend.
Das Auftanken war schnell erledigt, und in relativ kurzer Zeit befanden sie sich wieder in der Luft. Als die vorgeschriebene Flughöhe erreicht war, löste Jared ihre Sicherheitsgurte, und sie kehrten in den Aufenthaltsraum zurück.
Jared wirkte still und nachdenklich. Er setzte sich Perdita gegenüber und sah ihr forschend ins Gesicht. „Mit den Herzproblemen deines Vaters,
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