Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
gefrorenen Schnürsenkel aufzubinden. Einen Schuh schaffte sie, dann fielen ihr die Augen zu. Sie legte den Kopf mit einem Seufzer auf den Sitz und schlief ein.
5
E in keuchendes Bellen verriet Ethan, dass er am richtigen Ort angelangt war. Er trat die Tür auf, trug seine leblose Last hinein und legte sie auf die Couch. Sofort leckte der große schwarze Hund Anna das Gesicht ab.
Sie rührte sich nicht.
Das sah nicht gut aus. Viel lieber wäre er mit ihr ins Krankenhaus gefahren, doch waren die fünfzig Meilen im Schneesturm zu weit und zu gefährlich. Ethan lief zur Rückseite des Hauses, wo er die Küche vorfand. Kein einziger Lichtschalter funktionierte. Er stolperte umher, bis er auf dem Tisch eine Batterielampe fand, mit der er auf Erkundung ging. Nachdem er das Badezimmer gefunden hatte, tat er den Stöpsel in den Wannenausfluss und ließ lauwarmes Wasser einlaufen, in der Hoffnung, dass der Wassertank noch ausreichend Druck hatte, um die Wanne zu füllen. Auf dem Rückweg durch die Küche nahm er sich die Zeit, um den Wasserkessel auf den Herd zu stellen, dann ging er zurück ins Wohnzimmer – und blieb wie angewurzelt stehen.
Ein halbes Dutzend Meisen hockten zirpend auf Annas Brust und Schultern. Der alte schwarze Hund saß neben der Couch, sein Kopf ruhte auf ihrem Arm. Ethan ging zur beschädigten Tür und schloss sie mit einer Stütze, dann schob
er den Hund sanft mit seinem Knie weg und verscheuchte die Vögel. Als er Annas Stirn berührte, war sie kalt und trocken. Er ging daran, sie auszuziehen, und lächelte dabei unwillkürlich. Sie würde stinksauer sein, wenn sie erwachte und feststellte, dass er sie nackt ausgezogen hatte.
Ethan ahnte nicht, welche Entdeckung ihm bevorstand. Unter ihrer maskulinen Arbeitskleidung steckte eine schöne Frau. Ihre ausgekühlte Haut war wie Alabaster, die straffen Muskeln leicht ausgeprägt. Die langen Beine passten perfekt zu ihrem athletischen Körper. Ihre Brüste waren voll – und von einem zarten gelben Satin-BH umhüllt.
Was für eine köstliche Überraschung. Anna Segee war unter ihrer männlichen Kluft ganz Frau, mit BH und passendem Höschen, beides so sexy, wie Ethan es seit Monaten nicht gesehen hatte. Er fing zu schwitzen an, obwohl er schon bis auf die Haut durchnässt war. Es war eine Weile her, seitdem er das Vergnügen gehabt hatte, eine schöne Frau zu berühren – auch wenn diese hier bewusstlos war.
Seinen Instinkt ignorierend – oder war es seine Libido? – , der ihm sagte, er solle seine Aufgabe zu Ende bringen, ließ Ethan ihr das bisschen Unterwäsche an und deckte sie rasch mit einem Quilt zu, der auf der Couchlehne lag. Dann machte er sich daran, ihr nasses Haar aufzuflechten. Er ging mit der Lampe ins Bad und drehte den Wasserhahn ab, dann holte er Anna und trug sie zur Wanne. Als er sie ins Wasser setzte, rührte sie sich und öffnete nach Luft schnappend die Augen.
»Ganz ruhig. Das Brennen hört gleich auf.«
»Ich bin nackt.«
»Nicht ganz«, widersprach er, packte ihre wild fuchtelnden
Hände und hielt sie fest. »Sitzen Sie ruhig da, und lassen Sie das Wasser einwirken.«
Sie befreite ihre Hände, um ihre Brust zu bedecken, und versank bis zum Kinn im Wasser. Sofort stieß sie einen Schrei aus und versuchte, aus der Wanne zu springen.
»Ich weiß, dass es wehtut, wir müssen aber Ihre Temperatur in die Höhe treiben.«
»Es brennt!« Sie beruhigte sich, Tränen flossen über ihre Wangen.
Ethan schloss die Augen. Herrgott, er hasste es, eine Frau weinen zu sehen. Das Pfeifen des Kessels, der lautstark meldete, dass das Wasser kochte, durchdrang sein Bewusstsein. »Passen Sie kurz auf sich selbst auf, während ich Ihnen ein heißes Getränk hole, in Ordnung?«
Sie verneinte stumm und mit gebeugtem Kopf. Ihre Tränen tropften ins Wasser. Erst zögerte er, dann stellte er die Lampe so neben sie, dass ein wenig Licht in die Küche fiel.
Ethan tat einen Teebeutel in einen Humpen, löffelte Zucker aus einer Dose auf dem Küchenbüffet dazu und goss kochendes Wasser darüber. Als er wieder ins Bad kam, schob Anna ein großes nasses Handtuch auf ihrem Körper zurecht.
»In der Küche ist ein Schwarm Meisen. Sie umschwirren mich wie Fliegen.«
»Sie sind hungrig«, erwiderte sie, ohne aufzublicken.
Ihre Wangen leuchteten rot. Obwohl er hoffte, dass Wärme in ihren Körper zurückkehrte, war die Frau vermutlich bis zu den Zehenspitzen errötet. So oder so, sie schien sich aufzuwärmen.
Er ging vor der Wanne in die
Weitere Kostenlose Bücher