Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
rieche Benzin!«
»Erst muss ich den Wagen abstützen«, hörte sie noch, dann wurde seine Stimme undeutlich.
Vorsichtig und in kleinen Portionen buddelte Anna Schnee aus, um einen Tunnel zu schaffen. Sie brauchte Luft. Obwohl sie wusste, dass sie nicht Gefahr lief zu ersticken, hatte sie das verdammte Gefühl, es wäre der Fall. Plötzlich war ihr Retter wieder an der Fahrertür.
»Anna, hören Sie mich?«
»Ja.«
»Der Wagen ist abgestützt, aber ich weiß nicht, wie lange das hält. Keine der Türen lässt sich öffnen, und ich wage es nicht, Sie durch die Windschutzscheibe herauszuziehen, weil das Lenkrad ein Hindernis bildet, aber Ihr Seitenfenster ist zerbrochen. Ich grabe mich zu Ihnen durch und ziehe Sie dort heraus.«
»Ich kriege den Gurt nicht auf. Ich komme an den Verschluss nicht heran.«
»Ich habe ein Messer.«
Plötzlich erschien seine Hand durch den Schnee neben ihr, und Anna ergriff sie.
»Und jetzt ganz ruhig«, sagte er aus unmittelbarer Nähe und zog seine Hand weg. »Erst muss ich den Schnee wegschaffen.«
»Rasch!«, rief sie.
Sie glaubte ein leises Lachen durch den Tunnel zu hören, den er gegraben hatte. Der zusammengepresste Schnee um sie herum verschwand langsam, bis Anna Ethan sehen konnte, wenn auch verkehrt herum. »Sieht aus, als wären Sie und meine Schwägerin auf Unfälle abonniert.« Er wischte ihr den Schnee aus Gesicht und Haaren. »Stecken Ihre Beine fest oder spüren Sie einen Knochenbruch? Ich werde nämlich in einem Zug den Gurt durchschneiden und Sie herausholen.«
»Meine Beine sind frei, es ist nichts gebrochen.«
Er richtete sich auf und zog ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel und warf einen Blick zum Heck des Wagens, die Augen gegen den Flockenwirbel zusammenkneifend. »Wenn ich den Gurt durchschneide, plumpsen Sie wie ein Stein herunter und könnten die Karre in den Abgrund schicken.« Nun sah er wieder sie an. »Halten Sie sich mit aller Kraft an mir fest, wenn ich Sie herauszerre.«
Andernfalls lande ich mit dem Wagen ganz unten, dachte sie, als sie zustimmend nickte. Auf einmal fühlte Anna sich wieder wie als Elfjährige, als sie an den entschlossenen Blick in seinen zwölfjährigen Augen in jenem längst vergangenen Sommer erinnert wurde.
Er trat näher und streckte die Hand aus. »Festhalten, und dann los.«
Sie umfasste ihn mit zitternden Händen und spürte, wie seine Muskeln sich unter ihrem Griff anspannten.
»Ganz ruhig«, beschwichtigte er sie. »Ich lasse Sie schon nicht mit dem Wagen absacken.«
»Ich weiß.«
Er grinste. »Ach? Warum zittern Sie dann wie Espenlaub?«
»Ich friere«, fuhr sie ihn an. »In meiner Jacke schmilzt ein Schneeberg. Los, Knight … der Gurt.«
Er wurde ernst. »Ist wirklich nichts gebrochen? Nacken und Rücken in Ordnung?«
»Mir geht es prächtig, wenn ich nur aus dieser verdammten Karre freikäme!«
»Gut. Also, festhalten.« Er griff hinein und packte die Vorderseite ihrer Jacke mit der Faust.
Anna krallte die Finger in seinen Ärmel und schloss die Augen. Der Gurt, der sie festhielt, gab sie plötzlich frei, und sie fiel gegen das Dach. Unter dem Aufprall geriet der Wagen ins Schwanken und Rutschen. Metall schürfte über Fels, so heftig, dass das kreischende Geräusch ihren Aufschrei übertönte, als Ethan sie herauszog. Sie stieß sich den Kopf an der Tür an, ihre Hüfte prallte gegen den Außenspiegel, der sich in ihrer Jackentasche verfing, und Anna spürte, wie sie mit dem Wagen nach unten gezogen wurde.
Ethans Griff war unerschütterlich. Er hielt ihre Jacke fest und setzte sein Messer ein, um auf ihre Tasche einzustechen. Um sie entbrannte ein heftiges, nur Sekunden dauerndes Tauziehen, dann war sie frei und das Gefährt sauste als undeutlicher Eindruck von verbogenem schwarzem Metall an ihr vorüber in die Tiefe.
Anna tastete sich verzweifelt an Ethans Körper hoch, und
er schlang beide Arme um sie und drückte sie an sich. Tief unter ihnen knickten Bäume um, als ihr Pick-up immer schneller kollernd und sich immer wieder überschlagend auf dem Grund der Schlucht landete und in Flammen aufging. Ein Feuerball explodierte in ihre Richtung, und Ethan ließ sich mit ihr in den Schnee fallen und begrub sie unter sich, während es Zweige und Trümmerstücke regnete.
Der Mann wog eine Tonne, doch kümmerte es sie nicht, dass sie keine Luft bekam. Er hatte ihr das Leben gerettet. Schließlich hatte der Regen feuriger Geschosse ein Ende, und Ethan hob vorsichtig den Kopf und blickte auf
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