Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Haltung bei Männern hin und wieder das Gefühl weckte, sie müssten um Kontrolle kämpfen, wenn sie sie nicht völlig verlieren wollten. Ethan war nicht der erste Liebhaber, mit dem sie im Bett gerungen hatte, doch war er der erste, bei dem ihr das Nachgeben leichtgefallen war – vermutlich dank ihrer Kindheitsschwärmerei, die ihn zum Helden verklärt hatte, oder aber weil Ethan der erste Mann war, der vor ihrem gesunden Selbstbewusstsein keine Angst gezeigt hatte.
Vielleicht aber war er seit dem Verlust von Pamela Sant nicht mehr fähig, für jemanden tief zu empfinden. Schließlich hatte Anna ihm eine unverbindliche Affäre ohne nachfolgende Gewissensbisse angeboten, und er hatte die Gelegenheit zur Beendigung seiner eigenen sexuellen Trockenperiode genutzt.
Nicht dass seine Liebeskunst darunter gelitten hätte!
Anna strich seufzend mit den Fingern über seine Rippen und lächelte, als er ein warnendes Knurren hören ließ und ihre Hand packte, ehe sie tiefer auf Erkundung gehen konnte.
»Man kann drei Jahre nicht in einer Nacht wettmachen«, erklärte er und drückte einen Kuss auf ihre Handfläche, ehe er ihre Hand auf seine Schulter legte und ihr einen nachdrücklichen Klaps versetzte. »Aber wenn du mir ein paar Minuten Zeit lässt, bin ich gewillt, dir bei einem Versuch zu helfen.«
»Das hört sich an, als wäre ich ein liebestolles Flittchen.«
»Flittchen?« Er hob den Kopf und sah sie an. »Das Wort muss älter sein als mein Vater. Woher hast du es?«
»Von meinem Vater. Er benutzte es bei jeder seiner Predigten über Männer, über meinen Ruf und die Folgen meiner … ähm, Offenheit.«
Er schob einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht, damit sie ihn ansehen musste. »Hast du deine Neigung, auf Menschen zu schießen, auch von André Segee? Muss ich jetzt vor ihm auf der Hut sein, weil ich mit seinem kleinen Mädchen geschlafen habe?«
Anna schenkte ihm ihr reizendstes Lächeln. »Vermutlich, falls er jemals wieder ein Wort mit mir redet. Aber eigentlich
sind es meine Brüder, vor denen du noch mehr auf der Hut sein solltest. Sie spielen sich ebenso als Beschützer auf wie mein Vater.«
»Du bist das Baby?«
»Ja.«
»Wie viele Brüder?«
»Vier.«
»Dann gibt es also fünf männliche Segees?«, fragte er erstaunt. »Kein Wunder, dass du hier Zuflucht gesucht hast. Und was meinst du damit … falls er jemals wieder ein Wort mit dir redet? Bist du im Streit gegangen?«
»Hast du dich nicht gefragt, wie es kommt, dass ich meine Steuern nicht bezahlen kann, obwohl meine Familie genug Geld hat, um einen kleinen Staat zu finanzieren?« Sie schob ihre Hand auf seine wundervoll breite Brust und ließ ihre Finger durch das Brusthaar gleiten, das seine starken Muskeln bedeckte. »Mein Vater konnte den Direktor meiner Bank – bei der zufällig auch die Konten von Segee Logging and Lumber geführt werden – überreden, alle meine Guthaben einzufrieren.« Sie schnaubte. »Und mein schöner Truck dürfte irgendwo auf einer Forststraße hundert Meilen nördlich vom großen Nichts geparkt sein.«
Er drehte sich auf eine Seite, um sie anzusehen, zog ihnen die Decke über die Schultern und hielt ihre Hand zwischen ihnen fest. »Deine gesamte Familie hat dich enteignet?«
»Nur Daddy«, sagte sie mit resigniertem Seufzen. »Meine Stiefmama Claire schreibt mir regelmäßig und schickt Geld mit, wann immer es geht. Und obwohl meine Brüder Dads Partei ergreifen, sprechen sie noch mit mir. Zumindest glaube ich das.«
»Warum hast du es dann getan? Warum alles aufgeben – für eine abgewirtschaftete Sägemühle, die dich ruinieren wird?«
»Hast du jemals das Gefühl gehabt, in Liebe zu ertrinken?« , wollte sie von ihm wissen. »Kannst du dir vorstellen, dass deine Familie dich unbedingt glücklich sehen möchte und dich mit Aufmerksamkeit förmlich erstickt? Mein Vater wählte für mich die Schulen aus, gab mir einen Job in einem seiner Betriebe, kaum dass ich mein College-Diplom hatte, suchte die Autos für mich aus und schleppte die meisten Männer an, mit denen ich ausging. Letzten Sommer kam ihm plötzlich die großartige Idee, ich sollte den Manager unseres Sägewerks in Debec heiraten und ernsthaft darangehen, Kinder zu bekommen.«
»Und anstatt einfach Nein zu sagen, bist du nach Maine ausgerissen?«
»Quebec ist zwar eine große Provinz, doch kennt man den Namen Segee dort auch im hintersten Winkel. In unseren Wäldern und Holzbetrieben gibt es mehrere Tausend Beschäftigte. Zu
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