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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hörte, wie er den Hammer zurückzog, verschwand sie wieder unter dem Bett. Sie wartete eine Weile und spähte dann erneut zu ihm auf. Jetzt würde er wohl nicht mehr aus Versehen auf sie schießen. »Wer ist es?« fragte sie im Flüsterton.
    Cole legte den Kopf an die Wagentür. »Winotka Ford. Ich hatte gehört, daß er längst tot wäre. Sonst hätte ich nie diesen Zug benutzt.« Er ärgerte sich über sich selbst. »Wie konnte ich nur so dumm sein!« Er sah sie an und erklärte: »Der Mann, den ich in der Bank erschossen habe, war sein jüngerer Bruder. Ich hätte ahnen müssen, daß Ford mich aufspüren würde. Aber ich dachte ja, er sei tot! Vielleicht habe ich mich verhört, und man hat nur davon gesprochen, daß halb Texas wünscht, er wäre tot.«
    Mehrere Schüsse durchbrachen die Stille der Nacht. »Komm raus, Hunter! Es ist Zeit, daß du vor deinen Schöpfer trittst! Ich will sehen, wie du stirbst!«
    »Was machen wir jetzt?« fragte Dorie und sah Cole an, als könnte er alle Probleme der Welt lösen.
    Sie sieht wieder den Helden in mir, dachte Cole. Wenn ich ins Gras beiße, dann weiß ich wenigstens, daß es einen Menschen auf der Welt gibt, der mich für mehr als einen billigen Revolverschwinger gehalten hat.
    »Wir machen gar nichts«, antwortete er. »Du bleibst hier drin, und ich gehe raus und kämpfe es mit Ford aus.«
    »Hunter!« schrie es von draußen.
    »Schon gut«, schrie Cole durchs Fenster. »Reg dich nicht künstlich auf! Ich muß mich erst anziehen. Ein Mann hat das Recht, in seinen Stiefeln zu sterben.« Er erhob sich und sagte zu Dorie: »Hilf mir beim Anziehen!«
    Mit raschen, gewandten Bewegungen kroch sie unter dem Bett hervor, nahm seine Kleidungsstücke und half ihm, sie über der langen Unterwäsche anzulegen. »Ich will ja nicht neugierig sein, aber wie willst du schießen, wenn du dir noch nicht mal allein das Hemd zuknöpfen kannst?«
    »Ich werde mit der linken Hand ziehen.«
    »Ach, du bist ein beidhändiger Schütze?«
    »Gib mir das Hemd!« sagte Cole.
    Dorie wandte sich ab, griff schnell zur Haarbürste, drehte sich plötzlich wieder um und warf sie ihm zu. Mit der linken Hand versuchte Cole sie aufzufangen.
    Aber er griff daneben, und sie fiel geräuschvoll zu Boden.
    »Bist du beim Schießen mit der linken Hand genauso geschickt wie beim Fangen?«
    »Halt den Mund und hilf mir in die Stiefel!« befahl er. Sie gehorchte, und er sprach leise mit ruhiger Stimme auf sie ein. »Ich habe keine Ahnung, ob er weiß, daß du auch hier bist. Wahrscheinlich wäre ihm das auch ganz egal. Er hat es auf mich abgesehen und nicht auf dich.«
    Sie hockte auf den Knien vor ihm und zog ihm einen Stiefel über den Fuß. Plötzlich überkam ihn große Traurigkeit. Da stand er nun so dicht vor einem Glück, das sich ein Mann wie er nie hatte träumen lassen. Er hatte ja nie daran gedacht, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Vielleicht hatte er gerade deshalb eingewilligt, diese kleine Frau zu heiraten, diesen Inbegriff an Sauberkeit und Frische. Eine solche Gelegenheit würde sich ihm nie wieder bieten, da sah er ganz klar. Nie wieder würde ihn ein jungfräuliches Weib aufsuchen und ihm ein Leben bieten, das so gänzlich von dem verschieden war, das er bisher geführt hatte.
    Jetzt war die Gelegenheit vertan. Kein Zweifel, er hatte nur noch wenige Minuten zu leben. Winotka Ford, Sohn einer Cheyenne-Mutter und eines amerikanischen Vaters, war ein hundsgemeines Schwein. Für seinen Bruder, den Cole getötet hatte, hatte er nie etwas übrig gehabt. Aber einer wie er brauchte auch keinen besonderen Grund, um einen Mann mitten in der Nacht zu wecken und umzulegen. Er würde es einfach Rache nennen. An einem ehrlichen Kampf war Ford sowieso nicht interessiert. Er trat nie jemandem auf offener Straße entgegen, um herauszufinden, wer von ihnen schneller ziehen konnte. Ford überfiel mit Vorliebe Postkutschen und ermordete dann aus reinem Vergnügen sämtliche Insassen.
    Coles einzige Hoffnung war, daß er Dorie vor Übel bewahren konnte. Er beugte sich zu ihr herab, faßte sie unters Kinn und sah ihr in die Augen. »Sowie ich rausgehe, gehst du durch die Verbindungstür und mischst dich unter die anderen Passagiere. Hast du mich verstanden? Du kümmerst dich um nichts, was du von draußen hörst, sondern bleibst im Zug. Ford darf nicht merken, daß wir beide zusammengehören.«
    Plötzlich wurde Cole speiübel. Wenn Ford ihn getötet hatte, was würde den Killer davon abhalten, in den Zug zu

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