Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
steigen und die Passagiere auszuplündern? Selbst wenn er nicht herausbekam, daß Dorie zu ihm gehörte, war sie gefährdet. Sie war jung und verletzlich. Und hübsch! Der dicke Zopf, der ihr über den Nacken hing, die weichen Rüschen des Nachthemds am Hals und dieser Blick, mit dem sie ihn jetzt anschaute - all das machte sie sehr hübsch. Nun erst wurde Cole richtig klar, was er verlieren würde.
    Rasch, aber mit großer Inbrunst küßte er sie noch einmal. Als er sich von ihr löste, merkte er, daß der Kuß ihn beinahe schwindlig gemacht hatte. »Wir sehen uns dann später, klar?« sagte er, ganz so, als würde er zurückkommen. Doch dann fuhr er in anderem Ton fort: »Sag deiner Schwester, sie soll sich um dich kümmern! Und richte ihr aus, was ich dir jetzt sage: Du verdienst einen besseren Mann als Mr. Pfefferstreuer!«
    Er wünschte sehr, sie würde ihn anlächeln. Doch sie lächelte nicht. Ihre Augen waren ganz groß geworden, und wenn er noch eine Weile in diese Augen schaute, würde er in ihnen versinken. In diesem Moment war er ganz sicher, daß er gleich sterben würde. Denn in all den vergangenen Jahren war er nur deshalb am Leben geblieben, weil es ihm gleichgültig gewesen war, ob er lebte oder starb. Doch jetzt war ihm das nicht mehr gleichgültig. Jetzt wollte er gern am Leben bleiben.
    »Hunter, ich gebe dir noch zehn Sekunden! Dann komme ich rein.«
    »Paß gut auf dich auf, Apollodoria!« flüsterte Cole. Dann richtete er sich auf und ging durch die Hintertür des Wagens hinaus.
    »Hat lange genug gedauert«, sagte Ford, als Cole auf der hinteren Plattform des Zuges auftauchte.
    Cole stand regungslos da und wartete auf eine Bewegung des Gegners. Cole hatte nur eine einzige Überlebenschance. Bei der ersten Bewegung, die einer der vier Reiter machte, mußte er sich zu Boden werfen und schießen, was das Zeug hielt. Vielleicht konnte er drei von ihnen mit in den Tod nehmen. Das waren immerhin drei weniger, die Dorie etwas zuleide tun konnten. Als ersten würde er Ford erledigen. Vielleicht würden seine Männer dann die Flucht ergreifen. Oder die Feiglinge im Zug, die aus allen Fenstern zuschauten, würden sich ermannen und in den Kampf eingreifen.

7
    Eben noch klopfte Cole das Herz bis in den Hals, denn er ahnte, daß dies die letzten Minuten seines Lebens waren. Im nächsten Augenblick wußte er nicht, wie ihm geschah. Denn urplötzlich sprang Dorie aus der Tür auf die Plattform. Ihr kleiner Körper verschwand fast völlig in einer Flut von Rüschen und dem umfangreichen Rockteil des langen Nachthemds. Sie hatte ihr Haar gelöst, und jetzt wehte es um ihren Kopf wie eine Mähne. Nun wurde ihm auch klar, warum sie es immer so fest aufsteckte. Denn ihre Haare waren so wild wie ein gerade von der Prärie eingefangener Mustang. Einer honigfarbenen Wolke gleich, schwebten sie ihr um den Kopf. Und verdammt noch mal, dachte er, sie sieht aus wie ein Engel. Noch nie hatte er so stark den Wunsch gespürt, einen Menschen zu schützen, wie jetzt bei ihr.
    Irgend etwas mußte schrecklich schiefgegangen sein. War schon einer von Fords Männern in den Zug eingedrungen? Hatte jemand sie angefaßt? Er wollte ihr etwas zurufen. Aber sie ließ ihm keine Zeit und fing wie in Todesnot an zu schreien.
    »Ihr dürft ihn nicht umbringen! Erst wenn er mir das Gold zurückgegeben hat, das er meiner Schwester und mir gestohlen hat. Er ist der einzige, der weiß, wo es versteckt ist.«
    »Dorie!« rief Cole scharf und streckte den Arm nach ihr aus. Dabei ließ er jedoch keinen Blick von den vier Männern, die ihn vom Rücken ihrer Pferde aus beobachteten.
    Mit allen Anzeichen des Entsetzens floh Dorie vor seinem Zugriff. Dabei übertrieb sie so stark, daß es aussah, als würde sie in dem Moment, da er sie anfaßte, an einer schlimmen Krankheit sterben.
    Und dennoch wirkte ihre Schauspielerei überzeugend. Sogar Cole zog erschrocken die Stirn in Falten.
    »Faß mich nicht an! Lieber sterbe ich, als mich von dir anfassen zu lassen.« Sie wandte sich an den Mann auf dem großen Braunen. »Oh, Mr. Ford, Sie können sich ja nicht vorstellen, was er für ein Schwein ist. Er mißbraucht mich!«
    Dorie hatte die Aufmerksamkeit der fünf Männer und aller Passagiere, die feige und untätig in sicherer Deckung aus den Zugfenstern lugten, auf sich gezogen.
    Jetzt stieg sie von der Plattform hinab. Mit einem Sprung versuchte Cole, sie am Nachthemd festzuhalten. Doch sie entwischte ihm.
    »Mr. Ford, ich sehe, Sie sind ein Mann, der

Weitere Kostenlose Bücher