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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gelegen, wären sie sicherlich hingefallen. Schade, dachte er, beim Fallen wäre sie womöglich in meinen Armen gelandet. Auch wenn sie ihn dauernd ärgerte, erweckte sie doch den Beschützerinstinkt in ihm.
    Eine Zeitlang hörten sie nur die quietschenden Bremsen und die Geräusche des widerwillig haltenden Zuges. Instinktiv packte Cole in weitausholender Bewegung mit der gesunden Hand Dorie an der Schulter, damit sie nicht aus dem Bett rollte. Ein Koffer zwischen ihnen kam ins Rutschen, genau auf ihren Kopf zu. Cole stieß ihn auf den Boden.
    Schließlich stand der Zug, und er saß über sie gebeugt, als müßte er sie vor feindlichen Pfeilen und Kugeln schützen. »Hast du was dagegen, wenn ich dir einen Gutenachtkuß gebe?« hörte er sich sagen. Vor wenigen Tagen war er 38 Jahre alt geworden. Aber jetzt kam er sich wie ein Zwölfjähriger vor, der mit einem Mädchen unterm Apfelbaum flirtet.
    »Dagegen wäre wohl nichts einzuwenden«, antwortete sie im Flüsterton.
    »Stimmt«, sagte er. Warum war er nur so aufgeregt? Lächerlich! Er hatte doch schon so viele Frauen geküßt. Allerdings war er mit denen auch nicht verheiratet gewesen.
    Mit einem gutgezielten Tritt beförderte er den anderen Koffer zum Fußende des Bettes hin und ließ ihn auf den Boden plumpsen. Nun lag nichts mehr zwischen ihnen. Langsam beugte er sich über sie und preßte seine Lippen auf ihre. Er wußte nur zu gut, daß er vorhin gelogen hatte, als er behauptete, ihr erster Kuß wäre nichts Ungewöhnliches gewesen. In Wirklichkeit mußte er andauernd an diesen Kuß denken. Tatsächlich hatte er seitdem kaum an etwas anderes gedacht.
    Als seine Lippen die ihren berührten, merkte er, daß dieser erste Kuß kein einmaliger Glücksfall gewesen war. Unerwartet starke Gefühle durchströmten ihn. Es war, als hätte er noch nie eine andere Frau geküßt und noch nie erfahren, wie es ist, einen Frauenkörper zu berühren.
    Nach einer Weile hob er den Kopf und schaute in ihre staunenden Augen. Wie hatte sie diesen sanften, zärtlichen Kuß erlebt? Hatte sie ihn genossen oder nicht? Da streckte sie die Hand aus und strich ihm sanft über das Schläfenhaar. Noch nie im Leben hatte eine Berührung ihn so entflammt wie diese.
    »Ach, Dorie«, sagte er, wälzte sich auf den Rücken und zog sie über sich. Innerlich fluchte er über das Pech, daß er sie nicht in beide Arme nehmen konnte. Dafür drückte er sie mit einem Arm ganz fest an sich. Aber Dorie machte es ihm leicht. Sie rollte sich bereitwillig auf ihn und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Sie ist ein Naturtalent, dachte er. Sie lernt schnell.
    Gerade wollte er ihr zeigen, was man beim Küssen alles mit der Zunge anstellen kann. Da flog ein Geschoß durchs Fenster, zersplitterte das Glas und landete auf Dories Seite im Bett. Eine Minute früher, und es hätte sich in ihr Herz gebohrt.

6
    Hunter? Bist du da drin?«
    Auf den Knall hin hatte Cole den Arm um Dorie gelegt und sich mit ihr aus dem Bett fallen lassen. Als sie auf dem Fußboden landeten, lag er auf ihr und deckte sie mit seinem Körper. »Alles in Ordnung?« fragte er sie flüsternd.
    Sie nickte, und zu seiner Freude zeigte sie keinerlei Anzeichen von Hysterie und stellte, was noch besser war, auch keine Fragen. Sie sah ihn ruhig an, als erwarte sie seine Befehle, die sie gehorsam ausführen würde. In diesem Augenblick kam ihm der Gedanke: Vielleicht liebe ich sie? Welcher Mann würde eine Frau, die gehorsam seine Befehle ausführt, denn nicht lieben?
    »Bleib still liegen!« sagte er. »Ich muß nachsehen, wer das ist.«
    Sie tat, was er ihr gesagt hatte, und machte sich dicht an der Wagenwand ganz klein.
    Vorsichtig schlich Cole zum Fenster an der anderen Seite und spähte hinaus. Im Licht des Vollmonds waren deutlich vier Reiter zu sehen. Der vorderste ritt ein braunes Pferd, auf dem er so lässig saß, als habe er nichts auf der Welt zu befürchten. Ein Mann, den man so schnell nicht vergessen oder mit jemand anders verwechseln konnte.
    Cole setzte sich mit dem Rücken zur Wand und fluchte mit gedämpfter Stimme minutenlang in äußerst drastischen Ausdrücken.
    »Die meisten deiner Worte habe ich noch nie gehört«, sagte Dorie auf einmal leise. Cole bekam einen Schreck, zog den Revolver, legte auf sie an und spannte den Hahn. Erst dann merkte er, daß sie es war.
    Denn Dorie war inzwischen unter dem Bett zu ihm hin gekrochen. Jetzt sah er nur ihr Gesicht, das unter der überhängenden Bettdecke zu ihm aufsah. Als sie

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