Zurück ans Meer
Entfaltung.
Lass das Überlebte los, um Platz für das Ungelebte zu machen.
Als meine besondere Insel nur noch ein verschwommener Fleck am Horizont ist, wird mir klar, dass diese »zweite Reise« zu Ende
ist, aber ein neues Jahrzehnt sich vor mir auftut.Ich heiße den vor mir liegenden Kurs willkommen. Denn wenn ich sonst nichts gelernt habe, dann doch, dass die Reise nie beendet
sein wird.
Zum Verständnis der Reise
Damit Sie das Konzept einer zweiten Reise auf Ihr eigenes Leben übertragen können, habe ich Beschreibungen der verschiedenen
Reisen aufgeführt, wie ich sie erlebt habe. Wenn die Pilgerin sich solcher »Wege« bewusst ist, kann sie sich damit beschäftigen,
ihr Leben neu zu definieren, um eine lohnendere Erfahrung zu machen. Ganz gleich, ob Glück oder Unglück Ihren Kurs bestimmt,
die Straße ist niemals gerade. Aber sowohl durch Versuch und Irrtum wie auch durch Konflikte und Lösungen wird dieser Pfad
umso bedeutsamer werden. Und daher wünsche ich Ihnen gute Reise!
Zweite Reisen
Zweite Reisen beginnen am häufigsten in der Mitte des Lebens, wenn die Kraft der Jugend verbraucht ist und sich die Träume
früherer Jahre als schal und sinnlos erweisen. Für eine Frau ist dies oftmals die Zeit, ihren eigentlichen Wert zu finden,
der über den der Mutter und Ehefrau hinausgeht. Allein indem sie sich ihren Schmerz eingesteht und erkennt, dass er durch
das Wissen um etwas Größeres, Besseres und Lebensspendenderes ausgelöst wird, wonach sie streben kann, beginnt eine Frau erneut
den Prozess der Individuation. Es ist, als wäre Schneewittchen aufgeweckt worden, nicht durch den Kuss eines Prinzen, sondern
weil sie beschlossen hat, an ihrem eigenen Leben teilzuhaben, statt ein Opfer der Erfahrung zu bleiben. Zweite Reisen verlangen,
dass man sich vonVertrautem abwendet – sich isoliert, fortgeht und neu an einen alten Ort zurückkehrt. Bei diesem Prozess lernt eine Frau,
wieder neben sich herzugehen. Diese Entscheidung triff man, um Stagnation zu beenden und generativer zu werden – um schließlich
das Gefühl zu haben, dass man neu geboren ist und das Leben endlich wieder frisch beginnt. So seltsam das auch scheinen mag,
ein Ende erzeugt immer einen Anfang.
Zufällige Reisen
Zufällige Reisen sind unerwartete Zwischenspiele, die das Leben einer Frau intensivieren können, sie aber auch vom Kurs abbringen.
Alice im Wunderland erlebt eine solche Reise, als sie aus Langeweile einem Kaninchen durch sein Loch nachjagt und mit zahllosen
Herausforderungen, Überraschungen, Fallen und schlechten Ratschlägen konfrontiert wird. Auf einer zufälligen Reise könnte
eine Frau auf unbekannte Straßen geraten, die auf ihrem Reiseplan nie vorgesehen waren. Solche Reisen nehmen viele Formen
an, doch sie beginnen stets in Unschuld und mit einem Element der Überraschung. Wie auch immer das im Einzelnen aussehen mag,
wir merken für gewöhnlich, dass wir falsch abgebogen sind, die Gastfreundschaft anderer überstrapaziert haben, und entscheiden
uns schließlich dafür, wieder auf den eigentlichen Kurs zurückzukehren.
Falsche Reisen
Falsche Reisen sind verlockend. Sie finden statt, wenn wir bereit sind, aus Verzweiflung, Mangel, Gier oder Stolz unsere Werte
zu kompromittieren. Für gewöhnlich suchen wir nach einer Abkürzung zum Glück, einer schnellen Lösung, die uns aus leeren und
öden Zeiten befreit, einer Chance, viel Geld zu verdienen, Glück oder sogar Liebe zu kaufen. Möglicherweise hatten wir einen
flüchtigen Blick auf das werfen können, was wahr und richtig ist, doch uns fehlten der Mut oder diePrinzipien, uns zurückzuziehen. Am Ende einer solchen Reise bleibt uns nur das Gefühl, eine Betrügerin zu sein, und wir schämen
uns dafür, »unsere Seele für ein Linsengericht verkauft zu haben«. Schlimmer noch, wir wissen, dass wir unser eigenes Selbst
betrogen haben. Sich der Relikte einer falschen Reise zu entledigen, kann sehr lange dauern.
Spirituelle Reisen
Spirituelle Reisen beginnen mit einem »Ruf«, einem unwiderstehlichen Sog, unser höheres Selbst zu finden. Wir sind von einer
heiligen Ruhelosigkeit erfüllt, die davon herrührt, dass wir uns nach Wahrheit, Intimität und Einssein mit dem Selbst und
der Seele sehnen. Solche Reisen können mit einer Pilgerfahrt beginnen – ein Abenteuer in der Wildnis, ein Rückzug an einen
Ort mit einfühlsamen Ratgebern. Der Zweck einer solchen Reise besteht darin, dem
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